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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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begleitet sie?«
    »Mistress Annora und, ein paar Schritte hinter ihr, zwei von Donnells Männern.«
    James fluchte. »Glaubt der Kerl etwa, der Frau oder Meggie droht hier eine Gefahr?«
    »Nur ihm selbst, denke ich. MacKay lässt die junge Frau nie länger mit den Leuten reden, und das Kind auch nicht. Manche hier denken, sie hielte sich für etwas Besseres und erzählte das auch dem Kind, aber ich glaube, Mistress Annora wird gezwungen, sich abseits zu halten. Selbst wenn sie die Gelegenheit hat, mit jemandem zu reden, stehen immer MacKays Männer in der Nähe und versuchen mitzubekommen, was geredet wird.«
    »Es ist bestimmt nur sein schlechtes Gewissen, das ihn glauben lässt, jeder sei darauf aus, ihn schlechtzumachen.«
    »Das kann gut sein. Meine Ida sagt, die junge Frau ist klug und schnell von Begriff. Vielleicht hat MacKay Angst, dass sie eins und eins zusammenzählen und die Wahrheit erkennen kann. Er lebt eine riesengroße Lüge, und das lastet sicher auf ihm.«
    »Ich hoffe, es bricht ihm sein verfluchtes Kreuz«, murrte James und klopfte sich den Staub von den Kleidern. »Aber am liebsten würde ich ihn hängen sehen.«
    »So geht es fast jedem hier auf Dunncraig«, sagte Edmund.
    James nickte. Er hatte bald erkannt, wie bedrückt seine Leute waren. Donnell war ein herzloser, grausamer Laird, und außerdem besaß er nicht das nötige Wissen, um Felder und Vieh gedeihen zu lassen. Vieles deutete darauf hin, dass sich der Kerl reichlich mit Dunncraigs Reichtümern vollstopfte, ohne sich darum zu kümmern, wie seine Leute überlebten, oder Vorsorge zu treffen, dass es in Zukunft noch etwas zu essen gab. Die Menschen hatten wahrscheinlich Angst vor dem Mann, der jetzt auf dem Stuhl des Lairds saß, aber sie nahmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie unter sich waren, und James hatte einiges erfahren. Donnell ließ das Land ausbluten, um seinen Bauch und seinen Geldbeutel zu füllen.
    Ida steckte den Kopf durch die Tür. »Das junge Mädchen sagt, der Laird habe sie geschickt. Er will einen von Rolfs Pokalen kaufen.«
    Bevor er etwas sagen konnte, war Ida schon wieder verschwunden. Einen Moment lang saß James nur an seiner Werkbank und atmete langsam ein und aus, um seine Aufregung und Vorfreude zu zügeln. Das war der erste Schritt. Er musste vorsichtig sein, um nicht ins Stolpern zu geraten. Er wusste, dass Donnell viel Geld ausgab, um Dunncraig Keep so prachtvoll auszustatten wie ein französisches Königsschloss. Dazu brauchte er einen kunstfertigen Tischler und Holzschnitzer, und James wollte, dass er ihn einstellte.
    »Der da«, meinte Edmund und deutete auf einen großen, mit üppigen Schnitzereien verzierten Pokal.
    »Aye, ich glaube, du hast den besten ausgesucht, mein alter Freund«, sagte James lächelnd.
    »Diese Miene habe ich schon sehr, sehr lange nicht mehr bei dir gesehen.«
    »Das ist die Vorfreude.«
    »Aye, sie liegt spürbar in der Luft. Der Mann ist ein eitles Schwein. Er gibt viel zu viel von deinem Geld aus für Dinge, die er nicht braucht, doch von denen er denkt, sie steigern seine Bedeutung. Du hast seine Schwäche richtig erkannt. Aber denkst du denn wirklich, der Mann würde einen Beweis für seine Schuld herumliegen lassen?«
    Diese Frage stellte Edmund nicht zum ersten Mal, und James war noch nicht völlig davon überzeugt, dass die Wahrheit im Keep zu finden war. »Sicher bin ich mir nicht, aber ich denke, es muss etwas geben. Er hat sich bestimmt nicht aller Beweise entledigt. Vielleicht erfahre ich etwas, was mir weiterhilft.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich mich oben auf Dunncraig aufhalten muss, wenn ich eine Chance haben will, die Wahrheit herauszufinden.«
    »Na gut, dann sehen wir zu, dass wir dich dort reinbekommen.«
    Annora blickte hoch, als Edmund mit einem Mann aus der Werkstatt im hinteren Teil des kleinen Ladens trat. Sie beäugte den Fremden eingehend, auch wenn sie sich wunderte, warum er ihre Aufmerksamkeit so auf sich zog. Er war groß und schlank, ja fast hager, als habe er einige Mahlzeiten versäumt. Sein braunes Haar fiel ihm über die breiten Schultern. Auf seiner rechte Wange war eine Narbe, und über dem linken Auge trug er eine Klappe. Das rechte Auge war herrlich grün, fast tat es Annora leid, dass dieses Auge seinen Partner verloren hatte. Der Mann sah gut aus, hatte ein ebenmäßig geschnittenes, doch kantiges Gesicht, was auf Hunger und Kummer schließen ließ. Dieser Mann hatte einiges hinter
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