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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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Arbeit.«
    Kaum hatte Big Marta den Satz beendet, stürmte James schon die Stufen ins Geschoss hinauf, wo die herrschaftlichen Gemächer lagen. Nach wenigen Schritten merkte er, dass etwas an seinem linken Bein hing. Das Gelächter in der Großen Halle war viel zu groß, um allein der Reaktion eines besorgten neuen Vaters zu gelten, der es kaum erwarten konnte, seine Frau und seinen neugeborenen Sohn zu sehen. James blieb stehen und blickte in Meggies lustig funkelnde braune Augen. Sie hatte sich mit Armen und Beinen an sein Bein geklammert und nicht losgelassen, als er losgerannt war. Lachend hob er sie hoch und warf sie sich über die Schulter, dann eilte er weiter. Tormand war ihm auf den Fersen, denn er war erwählt worden, den neuen Erben von Dunncraig zu begutachten und dann den vielen Cousins, die in der Großen Halle warteten, die frohe Kunde zu überbringen.
    Annora machte große Augen, als sie James ins Schlafgemach stürzen sah, eine kichernde Meggie auf den breiten Schultern und einen grinsenden Tormand im Schlepptau. Sobald ihre Überraschung gewichen war, begrüßte sie alle, die sich nun um sie und ihren Sohn versammelten, mit einem frohen Lächeln. Da sie von vielen schlimmen Geburten gehört hatte, die zuweilen sogar mit dem Tod der Mutter endeten, hatte sie ziemlich Angst gehabt, doch bei ihr war alles recht reibungslos verlaufen.
    Obwohl sie wusste, dass sie Glück gehabt hatte, war ihr klar, dass sie sich auch bei James’ Pflegefamilie zu bedanken hatte. James‚ zierliche, reizende Mutter Bethia und einige seiner Cousinen waren vor einigen Monaten zu Besuch nach Dunncraig gekommen, da sie gewusst hatten, dass sie zum Zeitpunkt der Geburt wahrscheinlich nicht da sein konnten. Die Frauen hatten Big Marta, Annora und ein paar anderen Frauen viele nützliche Ratschläge gegeben. Dieses Wissen würde von nun an vielen Kindern und Müttern in Dunncraig das Leben retten.
    »Warum ist er nicht knallrot und verschrumpelt wie Morags kleine Schwester, Mama?«
    Als Annora das Wort Mama aus Meggies Mund hörte, wäre sie fast in Tränen ausgebrochen. Auf diesen Beweis, dass Meggie sie als Mutter akzeptierte, hatte sie beinahe ein ganzes Jahr warten müssen. Als sie nun zu James sah, bemerkte sie, dass auch seine Augen feucht waren. Offenbar hatte er es mitbekommen und war ebenso gerührt wie sie. In Meggies großen Augen stand eine gewisse Unsicherheit. Annora wusste, dass sie ihre Tränen erst einmal zurückdrängen musste.
    Sie lächelte Meggie an. »Er ist ein großer Bursche, Meggie-Schätzchen. Ich glaube, deshalb sieht er anders aus. Morags Schwester war winzig klein.« Sie wäre bestimmt gestorben, wenn nicht die Murray-Frauen genau zu dieser Zeit nach Dunncraig gekommen wären und mit ihrem Wissen Morags Mutter rasch geholfen hätten, das Kind am Leben zu halten.
    »Wie heißt mein Bruder? Mungo?«, fragte Meggie und betrachtete den Kleinen eingehend.
    »Nay, wir nennen unseren Sohn doch nicht nach einem Kater«, sagte James und gab Tormand einen kleinen Klaps, als dieser zu lachen anfing.
    »Es ist nicht nur der Name eines Katers«, protestierte Annora. »So hieß mein Freund aus meiner Kindheit.«
    »Dann hättest du den Kater nicht so nennen sollen. Ich biete dir die Wahl zwischen Niocal und Quinton.«
    Das fand Annora ein bisschen selbstherrlich, doch sie beschloss, nicht mit ihm zu streiten. »Dann eben Quinton. Quinton Murray Drummond.«
    »Na, das ist doch ein hübscher Name, darüber werden sich die Alten sicher freuen«, sagte Tormand und nahm Meggie bei der Hand. »Komm mit, meine Hübsche, und hilf mir, den Cousins die Neuigkeit zu überbringen.«
    Meggie entwand sich seinem Griff und eilte noch einmal zu Annora, um sie rasch zu umarmen und zu küssen. Annora erwiderte die Liebkosung herzlich. Dann war sie mit James und ihrem Kind allein. Er setzte sich vorsichtig aufs Bett neben sie und küsste sie so zärtlich, dass ihre Zehen vor Wonne zu kribbeln begannen, auch wenn sie von der Geburt noch ziemlich mitgenommen war. Als er die Arme nach Quinton ausstreckte, zögerte sie nicht, ihm das Kind zu überreichen.
    Geduldig wartete sie, bis er den Kleinen von seinen Wickeltüchern befreit hatte. Nachdem Big Marta ihr das Kind in die Arme gelegt hatte, hatte sie erst einmal dasselbe getan. Nun zählte sie noch einmal zusammen mit James leise jeden kleinen Finger und jede Zehe. Als er ihr Kind wieder gewickelt hatte und sie ansah, waren ihre Augen genauso feucht wie die seinen. Er blinzelte die
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