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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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herumdrückte, um bei Meggie zu bleiben, dann würde sie es tun.
    »Was machen wir heute, Annora?«, fragte Meggie.
    Annora richtete sich auf und schluckte ihre Antwort hinunter. Am liebsten hätte sie dem Kind erklärt, dass sie nach Frankreich fliehen würden. Dunncraig war zwar unter Donnells Herrschaft kein besonders guter Ort für solch ein süßes Mädchen wie Meggie, doch es war mehr, als Annora dem Kind je würde bieten können. Hier hatte Meggie ein Dach über dem Kopf, ein Bett zum Schlafen und genügend zu essen. Wenn sie vor Donnell flohen, würde Annora sehr wahrscheinlich nicht einmal diese schlichten Bedürfnisse befriedigen können. Sie gab es zwar nur ungern zu, doch sie steckten in der Falle: Wenn sie am Leben bleiben wollten, mussten sie sich mit Donnells brutaler Herrschaft abfinden. Sie musste sich einfach noch stärker mühen, niemals Donnells Aufmerksamkeit auf sich zu lenken oder seinen Zorn zu erregen. Bislang hatte sie das getan, um Schläge zu vermeiden, doch die neue Drohung schreckte sie mehr als Donnells brutale Wutausbrüche. Donnells Fäuste verletzten nur ihren Körper, doch wenn er sie fortschickte und sie Meggie zurücklassen musste, würde es ihr das Herz zerreißen.
    »Wir machen einen kleinen Spaziergang außerhalb der Ringmauer und genießen die Schönheit, die der Frühling stets über das Land bringt«, erklärte Annora, nahm die kleine Hand des Kindes und machte sich auf den Weg aus der Großen Halle. Im Stillen wünschte sie, eines Tages eine Möglichkeit zu finden, mit Meggie an ihrer Seite einfach weiterzugehen, über die Mauern von Dunncraig hinaus, über seine Grenze hinaus, und weit, weit weg von der Angst, die zu ihrer ständigen Begleiterin geworden war.
    James bemühte sich nach Kräften um eine ausdruckslose Miene, als er Donnell so kalt mit Annora sprechen hörte. Obwohl Annoras Gesichtsausdruck bei MacKays Drohung, ein neues Kindermädchen zu finden, nur wenig verriet, gelang es ihr doch nicht gänzlich, ihre Bestürzung zu verbergen. James hatte diese kurz in ihren Augen aufflackern sehen, und er hatte auch bemerkt, wie Annoras gesunde rosige Gesichtsfarbe schlagartig verblasste. Alles wies darauf hin, dass Annora MacKay nicht von Meggie getrennt werden wollte. Und der selbstzufriedene Ausdruck auf Donnells Gesicht, als Annora ging, sagte James, dass der Mann das wusste und sich über den Erfolg seiner Drohung freute.
    »Ich fürchte, meine Cousine denkt oft, sie sei mehr, als sie ist«, sagte Donnell.
    »Mehr, als sie ist?«, murmelte James und hoffte, dass, wenn er wenig sprach, die Leute nicht merkten, dass er kein Franzose war.
    »Aye, mehr als der Bastard einer meiner Verwandten. Ich habe dieser Maid freundlich mein Haus geöffnet und ihr die begehrte Stellung eines Kindermädchens für meine Tochter gegeben, aber Annora versucht noch immer, sich so aufzuführen, als sei sie mir ebenbürtig; als sei sie eine legitime, echte Lady.«
    James musste die Hände fest hinter dem Rücken verschränken, um dem Drang zu widerstehen, Donnell MacKay zu schlagen. Schon für die Art, wie dieser Mann über Annoras Herkunft sprach, hätte er die Fäuste verdient. James hatte zwar bislang noch nicht viel gesehen oder gehört, doch schon das wenige hatte ihm gezeigt, dass Annora MacKay alles besaß, was eine echte Lady auszeichnete. Er war sich zwar noch nicht sicher, ob er ihr voll und ganz vertrauen konnte, aber es hatte ihn immer erzürnt, wenn einem Menschen die Sünden seiner Eltern zum Vorwurf gemacht wurden.
    Doch dass Donnell Meggie als seine Tochter ausgab, erzürnte ihn noch weit mehr. Am liebsten hätte er den Mann auf der Stelle umgebracht – was ihn allerdings ziemlich beunruhigte. Er hatte sich nie für blutrünstig gehalten, und er hatte auch gedacht, dass er gelernt hatte, sein Temperament zu zügeln.
    Doch es war nicht Selbstbeherrschung, die ihn davon abhielt, sich auf MacKay zu stürzen und die Hände um dessen feisten Hals zu legen. Er musste erst seine eigene Unschuld beweisen, bevor er sich an diesem eitlen Mann rächen konnte. Das hielt er sich vor Augen, bis seine Wut auf eine kontrollierbarere Stufe abklang. Sobald die Belegung mit der Acht zurückgenommen war, würde er die Gerechtigkeit einfordern, nach der er sich sehnte. Wenn er MacKay jetzt das Genick brach, würde er sich zwar ein Weilchen besser fühlen, aber er wusste, dass diese Befriedigung nur sehr flüchtig sein würde. Sie könnte ihn sehr wohl um die Gelegenheit bringen, seinen Namen
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