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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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reinzuwaschen. Seine Tochter und Dunncraig zurückzubekommen und wieder als freier Mann zu leben waren weitaus wichtigere Ziele als MacKays Gurgel.
    »Das Kind scheint sie zu mögen«, war alles, was James dazu zu sagen wagte.
    »Na ja, aber was weiß ein Kind von fünf Jahren denn schon? Sie ist ja noch ziemlich klein.«
    James nickte nur stumm, er wollte lieber nichts mehr sagen. Er war sehr zufrieden gewesen, wie schnell MacKay ihn nach Dunncraig beordert hatte. Es hatte nur eine Woche gedauert, und James vermutete, dass MacKay die meiste Zeit damit zugebracht hatte, sich zu überlegen, womit er James beauftragen würde. Es hatte nur einen Herzschlag gedauert, und James hatte gemerkt, dass der Umgang mit MacKay seine ganze Selbstbeherrschung erfordern würde.
    Selbst wenn Donnell MacKay nicht sein Leben zerstört hätte, wusste James, dass er diesen Mann nicht mögen konnte. MacKays Besuche auf Dunncraig, als Mary noch am Leben war, hatten viel zu spät den wahren Charakter dieses Mannes enthüllt; es hatte damals immer nur Andeutungen gegeben. Donnell MacKay war brutal, eitel und bestechlich. Es wunderte James, dass noch niemand versucht hatte, den Mistkerl zu töten; vermutlich war es vor allem seiner animalischen Verschlagenheit zu verdanken, dass er noch lebte.
    »Kommt mit, ich zeige Euch, wo Ihr wohnen und arbeiten werdet«, sagte MacKay und schickte sich an hinauszugehen. »Ich habe schon schönes Holz für Euch besorgt.«
    Während James MacKay folgte, hielt er Ausschau nach den Männern, die MacKay als Burgwache dienten. Nur wenige der Männer, die James gedient hatten, waren noch auf Dunncraig. Das könnte die Sache schwierig machen, aber James hatte schon damit gerechnet. Ein Mann wie MacKay wählte seine Burgbesatzung selbstverständlich sehr sorgfältig aus.
    Nachdem James die Werkstatt begutachtet hatte, die ihm zugewiesen worden war, und auch das Holz, das MacKay ausgesucht hatte, ließ sich James häuslich nieder. Der kleine Raum befand sich in einem der Türme des Keeps. James musste seine freudige Verwunderung darüber verbergen, dass er ein Zimmer im Keep bekommen hatte. Früher hatte dieser Raum als Lager gedient. James fragte sich, wohin die Sachen geschafft worden waren, die sich hier befunden hatten. Doch gleich darauf fluchte er halblaut. So wie MacKay sich an allem bediente, ohne einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden, waren Tuchballen, Garn und andere nützliche Dinge für den Haushalt mittlerweile wohl aufgebraucht und nie ersetzt worden. Es würde eine Weile dauern und viel Geld kosten, um all das zu ersetzen, was durch McKays Maßlosigkeit verschwunden waren.
    In dem Raum gab es nur eine kleine, schmale Bogenschießscharte als Fenster und eine Pritsche als Lagerstatt sowie eine kleine Kohlenpfanne, um ein Feuer zu machen. Auf einem grob gezimmerten Tisch in einer Ecke stand Waschgeschirr, ein Krug Wasser mit einer Schüssel. MacKay betrachtete Rolf Lavengeance offenkundig als jemanden, der über den Gemeinen stand. Wenn er nicht so verbittert gewesen wäre, hätte James darüber gelacht.
    Doch nun schüttelte er erst einmal die finsteren Gedanken ab und verstaute seine wenigen Habseligkeiten in der kleinen ramponierten Truhe neben der Pritsche. Da es noch recht früh war, kehrte er noch einmal in die Werkstatt zurück, die MacKay für ihn hatte einrichten lassen. In dem Raum hatten einst die Frauen die Wäsche gewaschen, zudem hatte der Raum als Badestube gedient. Die Frauen hatten hier leichten Zugriff auf heißes Wasser, sie waren geschützt vor dem Wind oder der heißen Sonne, wenn sie die Kleider schrubbten, und außerdem mussten sie das Wasser nicht eimerweise ins Obergeschoss schleppen, wenn jemand von der Herrschaft ein Bad nehmen wollte. James hoffte, dass der Verlust dieses Raums dem Gesinde nicht zu viel Verdruss bereitete. Wenn er seine Unschuld beweisen wollte, durfte er sich die Knechte und Mägde nicht zu Feinden machen. Es würde ihm viel helfen, wenn sie sich ungezwungen mit ihm unterhielten.
    Einen Vorteil hatte dieses Arrangement jedoch – man würde nicht von ihm erwarten, in diesem Raum zu baden. Da er sich weitaus häufiger badete und wusch als ein Gemeiner, versuchte James, sich eine Erklärung für diese Absonderlichkeit zurechtzulegen; aber vielleicht würden die Leute ja glauben, es käme daher, dass er Franzose war. Doch sich im eigenen Zimmer zu waschen bedeutete auch, dass er seine Privatsphäre wahren konnte – wieder etwas, was den Leuten
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