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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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Mann ausgezeichnet arbeitet, und ich will einen Pokal oder etwas in dieser Art haben, damit ich mir ein Urteil über seine Kunstfertigkeit bilden kann.«
    Annora nickte und eilte an ihm vorbei, die kleine Meggie fest an sich gedrückt. Wenn der Narr so begierig darauf war, die Fertigkeiten dieses Mannes zu begutachten, hätte er wahrhaftig selbst gehen und sich ein Bild machen können. Doch die Angst, diesen Gedanken laut zu äußern, trieb sie zu umso größerer Eile an. Donnells Antwort auf solche Worte wäre die Faust gewesen, und sie ging seinen Schlägen lieber aus dem Weg, wann immer möglich.
    »Warum braucht der Laird einen Pokal?«, fragte Meggie, sobald Annora ihr Tempo zu einem fast lässigen Schlendern verlangsamt hatte.
    »Er möchte herausfinden, ob der Mann, der die Pokale schnitzt, so geschickt ist, wie alle behaupten«, erwiderte Annora.
    »Also glaubt er den anderen nicht?«
    »Nun, vermutlich nicht.«
    »Aber warum will er dann uns glauben?«
    »Das ist eine sehr gute Frage, Schätzchen. Ich weiß es nicht, aber es ist wohl am besten, wir tun, was er uns aufgetragen hat.«
    Meggie nickte mit einer Miene, die für ein Kind ihres Alters überraschend ernst war. »Aye, sonst schlägt er dich wieder, und das will ich nicht.«
    Das wollte Annora auch nicht. Beim letzten Mal hätte ihr Cousin ihr fast den Kiefer und noch ein paar andere Knochen gebrochen. Eigentlich sollte sie Donnells Stellvertreter und Erstem Mann, Egan, dankbar sein, dass er ihn daran gehindert hatte, weiter auf sie einzuprügeln, aber das war sie nicht. Im Allgemeinen war es Egan egal, wen Donnell schlug oder wie unbarmherzig er es tat, denn er war genauso brutal wie Donnell. Dass dieser Mann nicht wollte, dass sie geschlagen wurde – oder zumindest allzu heftig geschlagen wurde –, beunruhigte sie, genauso wie sein Blick, der viel zu oft auf ihr verweilte. Annora wollte diesem Mann nichts schuldig sein.
    »Aye, das will ich auch nicht, Liebes«, murmelte sie schließlich und lenkte Meggie von ihren düsteren Gedanken ab, indem sie auf das Vieh deutete, das friedlich auf dem Hügel weidete.
    Auf dem Weg ins Dorf sorgte Annora für Meggies Unterhaltung, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf jedes Tier, jeden Menschen und jede Pflanze lenkte, an denen sie vorbeikamen. Sie tauschte Grüße mit einigen Leuten, doch wieder einmal bedauerte sie es, wie streng Donnell sie und Meggie bewachen ließ. Obwohl es ihr lieber gewesen wäre, Zeitpunkt und Grund für einen Ausflug ins Dorf selbst zu bestimmen, genoss sie den Anschein von Freiheit, konnte die Wächter ignorieren, die ihr, wie sie wusste, folgten. Sie wünschte nur, genug Zeit und Freiheit zu haben, um öfter ins Dorf gehen und die Leute von Dunncraig besser kennenlernen zu können.
    Sie stieß einen Seufzer des Bedauerns aus, weil sie nie die Chance gehabt hatte, ein Teil von Dunncraig zu werden und seine Leute so gut kennenzulernen, wie sie es sich gewünscht hätte. Irgendetwas war nicht in Ordnung mit Donnells Stellung als Laird, mit seinem Anspruch auf diese Ländereien und auf Meggie, das hatte Annora von Anfang an gespürt. Doch selbst nach drei Jahren hatte sie noch nichts finden können, was ihrem Argwohn zusätzliches Gewicht verliehen hätte. Sie wusste, dass es im Dorf von Dunncraig jemanden geben musste, der Antworten auf all ihre Fragen hatte, aber sie hatte noch keine Möglichkeit gehabt, Donnells Wache lange genug abzuschütteln, um irgendeinen Dörfler zu befragen.
    Als sie sich dem Haus und dem Laden des Böttchers näherten, hellte sich ihre Laune ein wenig auf. Vielleicht war Ida, die Frau von Edmund dem Böttcher, zu Hause. Sie würde Annoras Verlangen, mit einer anderen Frau zu reden, bereitwillig stillen, und so beschleunigte Annora ihr Tempo erwartungsvoll. So sehr sie Meggie liebte – ein Kind konnte einfach nicht ihr Bedürfnis nach einem ausführlichen Schwatz mit einer anderen Frau befriedigen.
    * * *
    »Rolf, sie kommt.«
    Diesmal zögerte James nicht, von seiner Arbeit aufzublicken, als Edmund ihn bei seinem Decknamen rief. Er hatte länger gebraucht, sich an ihn zu gewöhnen, als ihm lieb war. So ungern er es zugab – Edmund hatte recht gehabt, ihn zur Geduld zu mahnen und zu warnen, dass es eine Weile dauern würde, bis er zu Rolf Larousse Lavengeance geworden war.
    Dann dämmerte ihm, was Edmund gerade gesagt hatte. »Meggie?«
    »Aye, aber für dich ist sie Lady Margaret«, erinnerte ihn Edmund.
    »Natürlich. Ich werde es nicht vergessen. Wer
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