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Der versunkene Wald

Titel: Der versunkene Wald
Autoren: Michel Rouzé
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belegen. Erst jetzt wird es mir möglich sein, die Küstenverschiebungen in den letzten sechzehn Jahrhunderten zu berechnen. Und die Autofahrer, die eines Tages über den großen Staudamm am Ärmelkanal hinbrausen, werden wissen, daß sie einen alten römischen Reise weg kreuzen.“
    „Da ist noch etwas, was ich dich fragen wollte …“
    „Nun!“
    „Wie ist es gekommen, daß wir unter der Erde ganze vierundzwanzig Stunden geschlafen haben?“
    „Sagtest du nicht, daß vor der Überschwemmung der Rauch nicht mehr in Richtung Tombelaine abzog?“
    „Ja.“
    „Schön, dann ist es ganz einfach. Ihr habt sehr großes Glück gehabt, daß ihr davongekommen seid. Das kannst du deinen Freunden ausrichten. Bei jeder Hochflut wurde einer der beiden Ausgänge, der zum Mont Saint-Michel nämlich, durch das Wasser abgesperrt, und die Luftzufuhr hörte auf. Das ist geschehen, während ihr dicht bei eurem Lagerfeuer geschlafen habt. Eine Weile konnten das Kohlenoxyd und das Kohlengas, die bei der Verbrennung entstanden, nicht abziehen. Dann ging die Flut zurück, und die Luftzufuhr war wieder da. Aber ihr wart schon so weit vergiftet, daß ihr bis zum nächsten Tage betäubt gelegen habt.“
    „Richtig, jetzt fällt es mir auch ein: Als wir auf wachten, hatten wir alle fürchterlich schwere Köpfe …“
    „Das ist das gewöhnliche Zeichen von Kohlenvergiftung. Kinder, was für einen Wahnsinn habt ihr begangen!“
    Aber Herrn Faugeras blieb keine Zeit, sich noch weiter über den Leichtsinn der Meerkatzen auszulassen.
    „Ach“, rief Pierre, „fast hätte ich etwas vergessen!“
    Und er zog einen schwärzlichen Gegenstand aus der Tasche und überreichte ihn seinem Vater.
    „Eine Eichenwurzel aus dem Wald von Quokelunde. Ich habe sie für dich mitgebracht …“

NACHWORT

    Wenn ihr eines Tages zum Mont Saint-Michel kommen solltet, dann sucht nicht lange nach der verborgenen Treppe. Bestimmt ist die Tür inzwischen so gut vermauert worden, daß nie wieder jemand den unterirdischen Gang betreten kann.
    Überhaupt wäre es besser, nicht dem Beispiel der Meerkatzen zu folgen. Wenn ihr euch zu dem Fremdenführer haltet, so werdet ihr genug Interessantes erfahren. Das ist vernünftiger. Denn in den Irrgängen der Abtei, dort, wohin die Besucher nicht kommen, finden sich immer noch gefährliche unterirdische Räume, Burgverliese und alle möglichen Orte, wo man sich sehr leicht den Hals brechen kann.
    Den Wald von Scissy oder Quokelunde hat es tatsächlich gegeben, das sollt ihr wissen. Man findet seine alten Stämme in den Mooren bei Dol, und alles, was Pierre seinen Kameraden über den Einbruch der Fluten vom Ärmelkanal her erzählte, ist durchaus richtig. Um die Wahrheit zu sagen: Man ist allerdings etwas weniger sicher über den Zeitpunkt, an welchem der,Mont‘ und sein Bruder Tombelaine endgültig von der normannischen Küste weggerissen wurden.
    Der Plan eines Staudammes vor der Bucht von Saint-Michel ist keine Erfindung. Es sind mehrere entworfen worden, und einige davon gleichen dem des Ingenieurs Faugeras. Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, an dem dort, wo die Eichen von Quokelunde einst in den Himmel ragten, sich Hochspannungsmaste erheben und weit nach Frankreich hinein die unerschöpfliche Kraft der Meeresflut tragen werden …
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