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Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Titel: Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Autoren: Eileen Wilks
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Prolog
    Zwei Monate zuvor …
    »Kniet nieder.«
    Die beiden jungen Männer taten, wie ihnen geheißen. Der eine war blond und schlank. Seine Haare hatten die Farbe von Weizen und seine Augen das sonnige Blau des Himmels, der ihn reifen lässt. Der andere hatte ein rosiges Gesicht, dunkles Haar, und seine Mundwinkel waren nach oben gebogen, als würde er so oft lächeln, dass sein Gesicht gar nicht mehr anders konnte. Beide trugen abgeschnittene Jeans und sonst nichts.
    Isen saß in seinem Lieblingsarmsessel und musterte sie. Dies war ein bedeutsamer Moment. David Auckley und Jeffrey Lane waren die ersten Leidolf, die dieses Haus betraten.
    Außer seinem Sohn natürlich.
    Isen warf Rule, der zwei Meter hinter den beiden jungen Männern stand, einen Blick zu. Mit dem gens compleo – der Zeremonie, durch die diese beiden als Erwachsene in ihren Clan aufgenommen werden sollten – hatte Rule sie unbeabsichtigt auch mit in den Clan der Nokolai gebracht. Isen hatte genau den Moment gespürt, als es passiert war. Jedes neues Clanmitglied veränderte die Clanmacht, subtil, aber merklich.
    Eigentlich hätte so etwas gar nicht möglich sein dürfen. Aber andererseits war Isens zweitgeborener Sohn auch der erste Lupus seit grob geschätzt dreitausend Jahren, der mehr als eine Clanmacht innehatte. In letzter Zeit war das Unmögliche an der Tagesordnung.
    Auch was danach kam, war schwer zu glauben, wenngleich möglich. Denn nachdem er David und Jeff aus Versehen in zwei Clans statt nur in einen aufgenommen hatte, war es Rule nicht gelungen, ihre Zugehörigkeit zu den Nokolai rückgängig zu machen. Zwar war Rule nur der Thronfolger, trotzdem sollte seine Macht dazu ausreichen. Doch weder er noch Isen verstanden, warum es nicht geklappt hatte.
    Heute wollten sie es noch einmal versuchen. Isen hatte die gesamte Clanmacht der Nokolai inne, und das schon seit langer Zeit. In gewissem Sinne auch den Teil, den sein Sohn und Erbe in sich trug, denn Isen hatte stets die Gewalt über die gesamte Macht, egal, wo sie gerade war. Sie würde immer nur ihm gehorchen. Daran zweifelte er genauso wenig wie an seiner Fähigkeit, seinen Fuß oder seine Hand zu lenken.
    Heute würde keine Zeremonie durchgeführt. Niemand rief seco , auch wenn die Prozedur die gleiche war wie die, mit der ein Lupus aus dem Clan ausgestoßen wurde. Aber was ihnen heute geschah, war keine Schande für diese jungen Männer. Es musste sein. Anschließend würden sie zwar keine Nokolai mehr sein, doch sie wären nicht clanlos.
    »David«, sagte Isen leise und in sachlichem Ton. »Jeffrey.« Er legte beiden Männern eine Hand auf die Schulter. Die Clanmacht regte sich, erkannte sie. Dieses Erkennen hielt er in seinem Bewusstsein fest … und wies es zurück, mit Worten und mit seinem Willen, indem er die winzigen Teile der Clanmacht in ihnen zu sich zurückrief. »Ihr seid keine Nokolai.«
    Nichts geschah. Einen langen Moment geschah gar nichts.
    Isen lehnte sich zurück und lachte lange und laut.
    »Isen«, sagte Rule, nur dieses eine Wort, und auch sein Ton verriet nicht mehr. Doch Isen wusste, dass er besorgt war. Sicher wollte er es vor den beiden jungen Männern nicht zeigen, die nun zu Isen hochstarrten – der Blonde alarmiert, der Dunkle so erstaunt, dass er sein unerschütterliches leichtes Lächeln verloren hatte.
    Auch das amüsierte Isen. »Ah«, sagte er und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Der Spaß ging wohl auf meine Kosten.«
    »Ich verstehe nicht, was daran lustig sein soll«, sagte Rule trocken.
    Isen betrachtete seinen Sohn sehr liebevoll und beinahe ebenso nachsichtig. Er hatte zwei noch lebende Söhne, und beide waren ein wenig zu ernst. Dennoch verstand er Rules Sorge. Bisher war es ihnen gelungen, den Zustand dieser beiden jungen Leidolf-Nokolai-Hybriden zu verheimlichen, indem sie sie hierher gebracht hatten, um sie zu Bodyguards für ihren Rho auszubilden. Angeblich, um Rules erstes gens compleo als Leidolf-Rho zu würdigen und das neue freundschaftliche Band zwischen den Nokolai und den Leidolf auch nach außen zu demonstrieren.
    Aber was noch wichtiger war: Damit war auch erklärt, warum die beiden anders rochen. Schließlich arbeiteten sie tagtäglich mit Nokolai zusammen, lebten bei ihnen. Jeder musste annehmen, dass der Duft der Nokolai nur angenommen und nicht ihr eigener war.
    Aber ihre kleine Trickserei würde nicht für immer unentdeckt bleiben. Und dann wäre – wie sagte man so schön? – die Kacke am Dampfen.
    Isens
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