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Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Titel: Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Autoren: Eileen Wilks
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Knöchel begann zu pochen. Er war heiß und tat weh, so weh, dass sie nicht aufhören konnte zu weinen. »Heiliger Scheibenkleister. So ein Mist.«
    Wenigstens hatte sie den Schutzbann nicht ausgelöst. Womöglich hätte sie ihn gar nicht aktiviert, wenn sie darübergegangen wäre – ihre Gabe täuschte die meisten Banne – , aber dieser hatte viel Energie und sie nicht. Sie hatte sehr viel Kraft dabei verbraucht, sich so lange zu verbergen.
    Die Fähigkeit, Schutzbanne zu erspüren, war eine Nebenwirkung ihrer Gabe. Sie sah sie weder noch spürte sie sie. Sie wusste es einfach. Voraussetzung war, dass sie gerade aktiv ihre Gabe nutzte, aber wenn das der Fall war, genügte ein kurzer Blick. Es war, als hätte die Gabe das Sehen für sie übernommen, sodass die Informationen nicht den Weg über die Sehrinde nahmen, sondern direkt bei ihr ankamen. Gewöhnlich hatte sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie stark ein Bann war, wie komplex, und manchmal wusste sie auch, welcher Art er war.
    Der, auf den sie fast getreten war, war ein Rufzauber – so viel wusste sie immerhin – , und ein starker noch dazu, wahrscheinlich so angelegt, dass er Friar warnte, sobald etwas Großes, Lebendiges ihn überquerte. Und sie hatte gewusst, dass sie danach Ausschau halten musste, denn diesen hier hatte sie bereits auf dem Hinweg entdeckt. Sie hatte vorgehabt, ihm zu dem Punkt zu folgen, wo die Erde ihn nicht mochte. Viele Praktizierende würden die Vorstellung belächeln, dass die Erde Vorlieben und Abneigungen hatte, aber Arjenie hatte es von ihrer Mutter gelernt, die eine Erdhexe gewesen war, eine starke Erdhexe. Arjenie glaubte, dass es daran lag, dass sie selbst auch ein bisschen die Erde spürte, obwohl ihre eigene Gabe eine Luftgabe war.
    Die Erde war keine einheitliche Fläche. Hier war Granit, dort war Sand und irgendwo anders Lehm. Einige Stellen ließen Pflanzen wachsen, andere nicht. An der Stelle, an der die Erde den Bann nicht mochte, arbeitete sie auch nicht mit ihm zusammen, das hieß, dort war er schwach, sodass Arjenie ihn mithilfe ihrer Gabe unbemerkt überqueren könnte.
    Durch ihre Verletzung würde das nun noch schwerer. Wenn sie doch nur achtgegeben hätte, dann hätte sie … Arjenie schnitt eine Grimasse. Wenn, wenn, wenn … damit kam man nicht weiter. Besser, sie stand auf und fand heraus, wie lädiert sie tatsächlich war. Nein, Moment. Zuerst sollte sie sich einen Ast suchen, den sie als Spazierstock verwenden konnte. Mit diesem Knöchel brauchte sie etwas, auf das sie sich stützen konnte.
    Ihre Wangen waren feucht. Sie wischte darüber. Sie weinte immer, wenn sie Schmerzen hatte. Früher war es ihr peinlich gewesen – es kam ihr so kindisch vor – , aber dann hatte sie gemerkt, dass Tränen einfach zum Standardmodell »Arjenie« dazugehörten: stolpert schnell, gutes Gedächtnis, weint, wenn sie Schmerzen hat.
    Arjenie sah sehr gut im Dunkeln, und der Mond stand direkt über ihr. So hatte sie schnell einen schönen langen Stock entdeckt, der kräftig genug aussah, sie zu tragen – und auch das große haarige Tier, das genau daneben saß und sie beobachtete.
    Ihr Herz machte einen Satz und begann wie wild zu hämmern.
    Er war groß. Viel zu groß. Und er konnte sie sehen. Dessen war sie sich sicher. Sie hatte ihn nicht kommen hören, aber dort war er nun, riesig und dunkel … war sein Fell tatsächlich schwarz oder sah es im Mondlicht nur so aus? Er hatte den Kopf aufmerksam gehoben, die Ohren gespitzt, nicht angelegt – das war ein gutes Zeichen, oder nicht? Er knurrte weder noch bleckte er die Zähne … »Br-braves Hundchen«, stammelte sie, doch schon als sie es aussprach, wusste sie, dass dies kein Hund war.
    Er legte den Kopf schief. Als wollte er ihr antworten, trafen sich ihre Blicke. Und ließen sich nicht wieder los.
    Sie fiel. Obwohl sie schon auf ihrem Hintern saß, fiel sie – für einen Moment, einen unermesslich kurzen Augenblick, tat sich die Erde um sie herum auf, oder sie fiel durch die Erde und endete …
    Er sprang auf alle viere. Machte einen Schritt zurück – einen unbeholfenen Schritt, fast taumelnd. Dann noch einen.
    »Nein – nicht da lang. Pass auf den – «
    Zu spät. Dort, wo seine Hinterpfote über den Bann strich, strahlte plötzlich Licht auf, hell wie ein Leuchtfeuer.
    »Oh nein.« Ein visueller Rufzauber. Die waren selten. Ihr war es gar nicht in den Sinn gekommen, dass Friar über einen verfügen könnte, aber es ergab Sinn. Die Miliztypen würden ihn sehen
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