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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis
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Prolog
    J ill Gallagher konnte sich nicht mehr daran erinnern, jemals nicht allein gewesen zu sein. Doch vor acht Monaten war Hal Sheldon in ihr Leben getreten und hatte es für immer verändert. Er war nicht nur ihr Liebhaber, sondern auch ihr bester Freund und engster Vertrauter. Und nun endlich begann sie, alles zu vergessen und hinter sich zu lassen -
    die unbestimmte Angst und tiefe
    Verunsicherung, deren dunkle Schatten sie mit sich herumtrug, seit sie sich vor vielen Jahren unausweichlich in die Seele eines verlassenen, einsamen kleinen Mädchens gebrannt hatten. Eines Mädchens, das seine Eltern durch einen Autounfall verlor, als es fünf Jahre alt war. Ihre schlaflosen Nächte, in denen sie den Tanz der Schatten an der Zimmerdecke verfolgte und vergeblich gegen ihre ungreifbaren Ängste ankämpfte, gehörten nun endlich der Vergangenheit an. Während ihr Mietwagen, ein kleiner Toyota, den Northern State Parkway entlang fuhr, blickte Jill zu Hal hinüber, der neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. Ihre Laune war nicht nur gut, sie war ausgelassen, doch ihre Hände schlossen sich plötzlich fester um das Lenkrad. War etwas nicht in Ordnung? Hal schien ganz in die Straßenkarte vertieft, und das war auch notwendig - aber er hatte kein einziges Wort gesagt, seit sie aus Manhattan 4

    heraus waren, und das sah ihm gar nicht ähnlich.
    Obwohl es für Anfang April ungewöhnlich kalt war, hatten sie sich zu einem Wochenende an der Küste aufgemacht. Jill war Tänzerin von Beruf, und dies war ihre letzte Chance auf einen kleinen Urlaub, bevor ihr Ensemble mit einer neuen Show herauskommen würde. Sie hatten ein Zimmer in einer malerischen Pension direkt an der Peconic Bay gebucht.
    Jill freute sich auf ein Wochenende friedlicher Zweisamkeit vor dem mörderischen Marathon von sieben Vorstellungen an sechs Tagen die Woche. Sie freute sich auch auf ausgiebiges Pläneschmieden für ihre gemeinsame Zukunft.
    Natürlich war alles in Ordnung. Letzte Woche hatte Hal sie gefragt, ob sie seine Frau werden wollte. Jill hatte keinen Moment gezögert, seinen Antrag anzunehmen. Und letzte Nacht hatte er sie noch leidenschaftlicher geliebt als jemals zuvor.
    Jill lächelte beim Gedanken an seinen romantischen Heiratsantrag in einem winzigen, schummrigen Restaurant im East Village. Sie dachte, wie erstaunlich es doch war, dass eine einzige zufällige Begegnung das Leben für immer verändern konnte.
    Noch vor einem Jahr, bevor sie Hal kennen gelernt hatte, war sie resigniert zu dem Schluss gekommen, dass sie ihr Leben als Single verbringen würde.
    Die Karte raschelte. Es hörte sich störend und merkwürdig an.
    5

    Jill sah zu ihm hinüber, und ihr Lächeln erlosch, denn sein Gesichtsausdruck wirkte so finster und verschlossen. Der Hal, den sie kannte, war ein sehr liebenswerter und unbeschwerter Mensch. Er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Sein sonniges Temperament war eine der Eigenschaften, die sie am meisten an ihm schätzte - das und seine Leidenschaft für die Fotografie, die ihrer Hingabe an den Tanz gleichkam. »Hal? Stimmt etwas nicht?« Eine leise, angstvolle Ahnung stieg in ihr auf.
    Sofort knipste er sein blendendes Lächeln an.
    Obwohl er wie die meisten Engländer ein heller Typ war und dunkelblondes Haar hatte, war er immer leicht gebräunt. Seine Familie war sehr wohlhabend.
    Blaues Blut, die Oberen Zehntausend oder so ähnlich.
    Jill hatte vor kurzem erfahren, dass sein Vater ein Earl war. Ein wahrhaftiger, echter Graf. Sein älterer Bruder war ein Viscount und würde den Titel eines Tages erben. Reiche Leute, das wusste Jill, waren immer leicht gebräunt. Das war eben einfach so.
    Sie würde einen Adeligen heiraten. Ihr Leben war zu einem Märchen geworden -
    und sie zu
    Aschenputtel. Jill lächelte stillvergnügt.
    »Jill. Schau auf die Straße«, befahl Hal knapp.
    Sie gehorchte, und ihr Lächeln und ihre gute Laune schwanden, sein barscher Tonfall beunruhigte sie.
    Während sie sich auf den Verkehr konzentrierte, begann ihr Herz langsam und heftig Alarm zu schlagen. »Wir müssen reden«, sagte Hal.
    6

    Jill drehte sich zu ihm hin und starrte ihn überrascht an. Sie brauchte einen Moment, bevor sie herausbrachte: »Was ist los?«
    Er wandte sich ab. Konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Ich will dir nicht wehtun«, sagte er.
    Jill verriss das Lenkrad und wäre um ein Haar in ein entgegenkommendes Auto gerast. Es war Nachmittag, und auf dem Highway war viel Betrieb, aber der Verkehr floss mit gut 100
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