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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis
Autoren: authors_sort
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floss weiter in Strömen aus seinem Hals; die Vorderseite seines Hemdes färbte sich dunkelrot. Sie legte ihn auf den Boden und presste beide Hände auf die Wunde in dem verzweifelten Versuch, die Blutung zu stoppen. Warm und nass und klebrig floss sein Blut durch ihre Finger. »Hilfe!«, schrie sie, so laut sie konnte. »Hilfe! Bitte helft uns!«
    Sie schluchzte und starrte in sein leichenblasses Gesicht. Dann sah sie seine Augenlider flattern - er lebte!
    »Du darfst nicht sterben!«, schrie sie und drückte noch fester auf die Wunde, doch die Blutlache wurde unaufhaltsam größer und größer. »Hal, gleich kommt Hilfe, bitte stirb nicht - halt durch!«
    Er schlug die Augen auf. Als er den Mund öffnete, füllte er sich mit Blut. »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Nein!«, kreischte Jill.
    Und dann schlossen sich seine Augen, und er sagte:
    »Kate.«
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    Erster Teil

Die Liebenden
15

Eins
London - in der Gegenwart
    Wer war Kate ?
    Jill holte tief Luft. Unter ihren geschlossenen Lidern quollen Tränen hervor. Hal war tot, und sie stand am Band der Gepäckausgabe in der Ankunftshalle von Heathrow. Es war kaum zu fassen, wo sie sich befand, und noch schwerer zu begreifen, warum sie hier war. Jill war wie betäubt. Ihre Erschöpfung, die hauptsächlich durch den Schock, aber auch durch den Jetlag bedingt war, machte es nicht eben besser. Hal war tot, und sie brachte seinen Leichnam nach Hause zu seiner Familie. Die Leere in ihr, der Schmerz, die Trauer, all das war entsetzlich stark und einfach überwältigend.
    Hal war tot. Fort, für immer. Sie würde ihn nie wiedersehen.
    Und sie hatte ihn umgebracht.
    Das war das Schlimmste, was sie sich jemals hätte vorstellen können, ein wahr gewordener Albtraum.
    Sie wusste nicht, ob sie den Schmerz, die hilflose Verwirrung noch länger ertragen konnte und sich selbst.
    16

    Sie wusste nicht, ob sie die Dunkelheit noch länger ertragen konnte.
    Ich liebe dich ... Kate.
    Hals Stimme, seine letzten Worte erfüllten ihr ganzes Denken. Sie waren eine gespenstische Litanei, die sie nicht abstellen konnte. Wer war Kate?
    Jill fuhr zusammen. Das Gepäck ihrer British-Airways-Maschine kam die Rampe herabgerutscht und plumpste auf das Förderband, um sich wie ihre Gedanken immer auf derselben Bahn im Kreis zu drehen. Das Bild von Hal, wie er unter den Bemühungen eines Rettungsteams am Rande des Highways starb, hatte sich tief in ihr Gedächtnis gegraben. Genauso tief wie seine letzten Worte, die sie wie ein grausames Echo verfolgten. Worte, die sie niemals vergessen wollte - Worte, an die sie sich nie mehr erinnern wollte.
    Ich liebe dich ... Kate.
    Jill schlang die Arme um sich, sie war zittrig und fror. Das vorbeiziehende Gepäck verschwamm vor ihren Augen. Jill wusste, sie wusste es ganz sicher, dass er sie, Jill, gemeint hatte, als er sterbend sagte, dass er sie liebte. Er hatte sie geliebt - so, wie sie ihn geliebt hatte. Jill hatte nicht den geringsten Zweifel daran. Und sie wusste, dass sie sich an dieser Überzeugung festhalten musste. Aber, gütiger Gott, sein Tod und die Rolle, die sie dabei gespielt hatte, und dass er von dieser anderen Frau, Kate, sprach - all 17

    das war schrecklich genug ohne ihr letztes, endgültiges, unvergessliches Gespräch. Wenn er ihr nur nicht gesagt hätte, dass ihm wegen ihrer gemeinsamen Zukunft Zweifel gekommen waren. Er hatte an ihnen, an ihr gezweifelt. Jill schluchzte erstickt. Sie wurde von Schuld und Schmerz, Trauer und Bestürzung überwältigt.
    Jill schloss die Augen. Sie durfte nicht an dieses Gespräch denken, es war unerträglich. Alles war unerträglich. Hal war ihr genommen worden. Genau wie ihre Eltern. Ihre Liebe, ihr Leben war zerstört -
    zum zweiten Mal.
    Plötzlich war Jills Welt so von Schmerz erfüllt, dass sie es nicht mehr ertragen konnte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Jill kämpfte gegen das Verlangen, sich einfach fallen zu lassen, ohnmächtig zu werden. Sie musste aufhören zu denken, sagte sie sich verzweifelt, und wurde sich der Tränen bewusst, die über ihr Gesicht liefen, des belebten Terminals, der abwechselnd verschwamm und wieder deutlich wurde. Sie kämpfte schwankend um ihr Gleichgewicht, ihre Knie drohten nachzugeben. Sie musste ihr Gepäck holen. Sie musste hier raus, sie brauchte frische Luft. Sie musste sich auf einfache, alltägliche Dinge konzentrieren - und darauf Hals Familie zu begegnen, du lieber Himmel. Hals Schwester Lauren sollte sie vom Flughafen abholen.
    Und in diesem Augenblick setzte ihr
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