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Für einen Kuss von Frisco

Für einen Kuss von Frisco

Titel: Für einen Kuss von Frisco
Autoren: Suzanne Brockmann
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1. KAPITEL
    F riscos Knie brannte wie Feuer.
    Obwohl er sich auf seinen Krückstock stützte, bereitete ihm jeder Schritt Höllenqualen.
    Dabei war gar nicht der Schmerz das eigentliche Problem. Denn er gehörte zu Lieutenant Alan Franciscos Alltag dazu, seit ihm vor mehr als fünf Jahren bei einem verdeckten Einsatz fast das ganze Bein zerfetzt worden war. Mit dem Schmerz konnte er leben.
    Aber nicht mit diesem verdammten Krückstock.
    Der Umstand, dass sein Knie weder sein Gewicht trug – tragen konnte – noch sich vollständig durchstrecken ließ, trieb ihn fast zum Wahnsinn.
    Es war ein warmer kalifornischer Sommertag. Lieutenant Alan Francisco entschied sich für Shorts, obwohl ihm klar war, dass so jeder die hässlichen Narben auf seinem Knie sehen würde.
    Seine letzte Operation lag erst wenige Monate zurück. Die Ärzte hatten das zertrümmerte Gelenk zum wer weiß wie vielten Mal aufgeschnitten und versucht, die Einzelteile wie ein Puzzle neu zu sortieren. Hinterher war er hierher geschickt worden, in dieses renommierte Rehabilitationszentrum der Navy. Hier tat man alles, um die Beinmuskulatur aufzubauen und die Beweglichkeit in seinem verletzten Knie wiederherzustellen – leider ohne nennenswerten Erfolg. Die Operation hatte nichts gebracht. Auch sein jetziger Arzt konnte ihm nicht helfen.
    Es klopfte an der Tür, und sie öffnete sich einen Spalt.
    „Yo, Frisco! Bist du da?“
    Auf der Schwelle stand Lieutenant Joe Catalanotto, Commander der Alpha Squad. Frisco schien dieser Eliteeinheit des SEAL Team Ten vor Ewigkeiten angehört zu haben. Seitdem war sein Leben bestimmt von Schmerz, Enttäuschung und geplatzten Hoffnungen.
    „Wo sollte ich wohl sonst sein?“, brummte er.
    Er sah, wie Joe auf seine verbitterte Antwort reagierte. Der große Mann spannte den Kiefer an, als er das Zimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. Es war seinen dunklen Augen anzusehen, dass er auf der Hut war. Früher war Frisco der Optimist seiner Einheit gewesen. Wohin die Alpha Squad auch geschickt wurde, Frisco hatte sich fröhlich und aufgeschlossen unters Volk gemischt und Freundschaften geschlossen. Immer hatte er ein Lächeln auf den Lippen gehabt. Er war es immer gewesen, der vor einem Fallschirmsprung aus großer Höhe Witze gerissen hatte, damit sich die Anspannung löste. Und hatte damit alle zum Lachen gebracht.
    Aber jetzt lachte er nicht. Er hatte aufgehört zu lachen, als die Ärzte vor fünf Jahren an sein Krankenbett getreten und ihm eröffnet hatten, sein Bein würde nie wieder in Ordnung kommen. Er würde nie wieder gehen können.
    Zunächst hatte er auf dieses Urteil mit demselben unbekümmerten Optimismus reagiert wie immer. Er und nie wieder gehen? Wetten, dass doch? Er würde viel mehr als nur wieder gehen können! Er würde in den aktiven Dienst als SEAL zurückkehren. Er würde wieder rennen, aus dem Flugzeug springen und tauchen – gar keine Frage.
    Es hatte Jahre gedauert. Er hatte sich ganz und gar auf seine Wiederherstellung konzentriert, etliche Operationen über sich ergehen lassen und jede nur denkbare Form der Physiotherapie mitgemacht. Eine endlose Odyssee hatte ihn von Krankenhäusern zu Rehabilitationszentren geführt und wieder zurück. Er hatte ausdauernd und hart gekämpft. Mit Erfolg: Er konnte wieder gehen.
    Aber er konnte nicht laufen, auch nicht rennen. Er schaffte kaum mehr, als zu humpeln – auf seinen Krückstock gestützt. Und seine Ärzte rieten ihm dringend, es selbst damit nicht zu übertreiben. Sie warnten ihn davor, dass sein Knie sein Gewicht nicht tragen könne. Wiesen ihn darauf hin, dass der Schmerz, den er so stoisch ignorierte, ein Alarmsignal seines Körpers war. Wenn er nicht aufpasste, sagten sie, könnte er sein Bein möglicherweise bald endgültig nicht mehr gebrauchen.
    Doch das Erreichte war einfach nicht genug für ihn.
    Denn bevor er nicht wieder rennen konnte, konnte er auch nicht wieder als SEAL arbeiten.
    Fünf Jahre lang hatte er immer wieder Enttäuschungen und Rückschläge erlebt. Fünf Jahre, die seiner Unbekümmertheit und seinem Optimismus gewaltig zugesetzt hatten. Fünf Jahre, in denen er sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als wieder das aufregende Leben als Navy SEAL aufnehmen zu können. Fünf Jahre, die er ohne echte Hoffnung im einstweiligen Ruhestand verbracht hatte. Er hatte mit angesehen, wie die Alpha Squad ihn ersetzte – einfach ersetzte] Fünf Jahre, in denen er sich mühsam voranquälte, obwohl er doch rennen wollte. Diese
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