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Für einen Kuss von Frisco

Für einen Kuss von Frisco

Titel: Für einen Kuss von Frisco
Autoren: Suzanne Brockmann
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fünf Jahre hatten ihn zermürbt. Er war zutiefst deprimiert. Und verbittert. Voller Zorn auf sich und alle Welt.
    Joe machte sich nicht die Mühe, Friscos Frage zu beantworten. Er musterte den durchtrainierten Körper seines Kameraden, wobei sein Blick kurz auf dem vernarbten Bein hängen blieb. „Du siehst gut aus“, sagte er. „Wie ich sehe, hältst du dich in Form. Das ist gut, wirklich gut.“
    „Ist das ein Freundschaftsbesuch?“, fragte Frisco schroff.
    „Unter anderem.“ Joe lächelte unbeeindruckt von Friscos abweisender Reaktion. „Ich habe tolle Neuigkeiten!“
    Tolle Neuigkeiten. Verdammt, wann hatte Frisco zum letzten Mal eine tolle Neuigkeit gehört?
    Einer seiner Zimmernachbarn, der ausgestreckt auf seinem Bett in einem Buch las, blickte interessiert auf; Frisco teilte das Zimmer mit drei anderen Veteranen. Joe schien das nicht zu stören. Im Gegenteil. Sein Lächeln wurde noch breiter. „Ronnie ist schwanger“, verkündete er stolz. „Wir bekommen ein Baby.“
    „Ich werd verrückt.“ Unwillkürlich musste auch Frisco lächeln. Es fühlte sich merkwürdig an, geradeso, als wüssten seine Gesichtsmuskeln gar nicht mehr, wie das ging. Vor fünf Jahren noch hätte er Joe bei dieser freudigen Mitteilung in die Seite geboxt, einige derbe Sprüche über Männlichkeit und Zeugung vom Stapel gelassen und sich vor Lachen kaum wieder einkriegen können. Jetzt brachte er so gerade eben noch ein Lächeln zustande. Er streckte die Hand aus, um Joe zu gratulieren. „Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Junge. Du und eine Familie gründen – wer hätte das gedacht? Hast du Angst?“
    Joe grinste. „Geht so. Aber Ronnie ist schon ganz nervös. Sie verschlingt alles, was sie über Schwangerschaft und Babys in die Finger bekommt.“
    „Ein Baby ! Ich fass es nicht.“ Frisco schüttelte den Kopf. „Wie willst du es nennen? Joe Cat Junior?“
    „Um ehrlich zu sein: Ich wünsche mir ein Mädchen“, gab Joe zu, und sein Lächeln wurde weich. „Mit roten Haaren, wie ihre Mutter.“
    „Richte Ronnie meine Glückwünsche aus! Ich freu mich für euch“, sagte Frisco. „Also, was gibt’s sonst noch?“
    Joe sah ihn verdutzt an.
    „Du sagtest, es sei ‚unter anderem‘ ein Freundschaftsbesuch. Also führt dich noch etwas anderes hierher. Was?“
    „Oh. Ja. Steve Horowitz hat mich gebeten, bei einem Gespräch mit dir dabei zu sein.“
    Augenblicklich war Frisco auf der Hut. Steve Horowitz war sein Arzt. Warum wollte er Joe bei einem Gespräch mit seinem Patienten dabei haben? „Wieso?“
    Joes Lächeln verschwand. „Steve erwartet uns in der Offizierslounge“, sagte er, ohne auf die Frage einzugehen.
    Ein Gespräch in der Offizierslounge. Dann war es also noch ernster, als Frisco ohnehin schon befürchtete. „Okay, gehen wir“, gab er zurück. Er wusste, es hatte keinen Zweck, weiter in Joe zu dringen. Sein ehemaliger Commander würde keine Details preisgeben.
    „Was macht das Knie?“, fragte Joe auf dem Weg durch den Flur. Er ging absichtlich langsam, damit Frisco mithalten konnte.
    Erneut machte sich Frust in Frisco breit. Er hasste den Umstand, sich nicht schnell voranbewegen zu können. Verdammt, früher hatte er beim Training alle Geschwindigkeitsrekorde gebrochen!
    „Heute etwas besser“, log er, obwohl ihn jeder Schritt fürchterlich schmerzte. Und obwohl ihm ohnehin klar war, dass Joe ihn durchschaute.
    Er stieß die Tür zur Offizierslounge auf. Der Raum wirkte recht einladend: Schwere Polstermöbel gruppierten sich vor dem riesigen Panoramafenster mit Blick auf den Park. Der Teppich war blau, etwas heller als der Himmel, und die grünen Bezüge der Polstermöbel passten sehr gut zu dem üppig wuchernden Pflanzenwuchs vor dem Fenster. Die Farben verblüfften Frisco. Er hatte sich bisher fast nur nachts in diesem Raum aufgehalten, wenn er nicht schlafen konnte. Und da er nie die Deckenbeleuchtung eingeschaltet hatte, war ihm alles, Wände wie Möbel, grau erschienen.
    Steve Horowitz betrat die Offizierslounge nur wenige Augenblicke nach ihnen. „Schön, dass Sie kommen konnten“, begrüßte er Joe. „Ich weiß, wie voll Ihr Terminkalender ist, Lieutenant.“
    „Nicht zu voll hierfür, Captain“, entgegnete Joe knapp.
    „Was genau ist ‚hierfür‘?“, fragte Frisco. Er fühlte sich in höchstem Maße unwohl. Fast so wie bei seiner letzten Erkundung auf Feindesgebiet.
    Der Arzt wies zum Sofa. „Wollen wir uns nicht setzen?“
    „Danke, ich stehe lieber“, erwiderte
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