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Für einen Kuss von Frisco

Für einen Kuss von Frisco

Titel: Für einen Kuss von Frisco
Autoren: Suzanne Brockmann
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unterrichten.“
    Bedauern und tiefes Mitgefühl lagen in Joes dunklen Augen. „Es tut mir leid“, sagte er leise.
    Frisco blickte zur Wanduhr. Fast Mittag. Ein paar Stunden noch, dann musste er gepackt haben und zur Abreise bereit sein. Ein paar Stunden noch, in denen er ein Navy SEAL war, der sich vorübergehend von einer Verletzung erholte. Ein paar Stunden noch, dann würde er ein ehemaliger Navy SEAL sein – Navy SEAL Lieutenant a. D. Nur noch ein paar Stunden, und er war ein Zivilist, ohne zu wissen, wohin er gehen und was er tun sollte.
    Zorn kochte in ihm hoch. Vor fünf Jahren war ihm das nur selten passiert. Er war immer ruhig und ausgeglichen gewesen. Aber heute kannte er kaum noch ein anderes Gefühl als Wut.
    Aber halt! Er wusste ja doch, wohin. Der Gedanke hatte etwas Beruhigendes: Vor ein paar Jahren schon hatte er sich eine kleine Eigentumswohnung in San Felipe gekauft, in einer relativ billigen Wohngegend. Er konnte dorthin ziehen. Und dann? Was sollte er tun? Er hatte keine Arbeit, keine Aufgabe.
    Nichts zu tun zu haben war schlimmer, als nicht zu wissen, wohin. Was sollte, ja, was konnte er nur tun? Den ganzen Tag vor der Glotze herumsitzen und Invalidenrente kassieren? Prompt flackerte der Zorn wieder in ihm auf und drückte ihm fast die Luft ab.
    „Ich kann mir die Physiotherapie nicht leisten, die mir hier in der Klinik zuteil wurde!“ Frisco hoffte inständig, dass ihm seine Verzweiflung nicht anzuhören war.
    „Vielleicht solltest du wirklich auf Steve hören und deinem Knie ein wenig Ruhe gönnen“, schlug Joe vor.
    Er hatte leicht reden. Er würde schließlich gleich aufstehen und das Krankenhaus verlassen, ohne Stock, ohne zu humpeln, ohne vor den Scherben seines Lebens zu stehen. Er würde nach Hause zurückkehren zu seiner wunderschönen Frau, die mit ihrem ersten Baby schwanger war. Er würde mit ihr zu Abend essen, sie dann wahrscheinlich lieben und schließlich in ihren Armen einschlafen. Und am nächsten Morgen würde er aufstehen, eine ausgedehnte Runde joggen, sich duschen, rasieren, anziehen und zur Arbeit gehen – als befehlshabender Offizier der Alpha Squad.
    Joe hatte alles.
    Frisco hatte nur ein leeres Apartment in einer eher miesen Wohngegend.
    „Glückwunsch zu deinem Baby, Mann.“ Frisco gab sich allergrößte Mühe, es aufrichtig zu meinen. Dann humpelte er aus dem Raum.

2. KAPITEL
    I n Apartment 2c brannte Licht.
    Mia Summerton blieb auf dem Parkplatz stehen, setzte ihre schweren Einkaufstaschen ab und sah hinauf zu dem Fenster im zweiten Stock. Es lag direkt neben ihrer eigenen Wohnung. Sie hatte schon geglaubt, der Eigentümer von 2c würde nie mehr auftauchen, so viele Jahre stand das Apartment schon leer.
    Aber heute Abend war er da – wer er auch immer sein mochte.
    Dass die Wohnung einem Mann gehörte, das wusste sie immerhin. Sie hatte seinen Namen wiederholt gelesen, sowohl auf der Liste der Wohnungseigentümer als auch auf diversen Postwurfsendungen, die irrtümlich in ihrem Briefkasten landeten: Lt. Alan Francisco, United States Navy, a. D. Mia nahm ihre Einkaufstaschen wieder auf und stieg die steinerne Außentreppe hinauf in den zweiten Stock.
    Für sie stand somit fest, dass es sich um einen pensionierten Marineoffizier handeln musste, einen älteren Mann also, der möglicherweise im Zweiten Weltkrieg gedient hatte, vielleicht auch in Korea oder Vietnam.
    Wie auch immer, sie wollte ihn unbedingt kennenlernen. Ab September stand für ihre zehnte Klasse amerikanische Geschichte vom Börsencrash bis zum Ende des Vietnamkrieges auf dem Lehrplan. Mit etwas Glück wäre Lieutenant Alan Francisco vielleicht dazu zu bewegen, zu ihr in den Unterricht zu kommen und der Klasse ein persönlicheres Bild des Krieges zu vermitteln, an dem er teilgenommen hatte.
    Davon war Mia nämlich überzeugt: Schülern etwas über den Krieg zu erzählen war äußerst schwer, denn der Krieg blieb eine völlig unverständliche Sache, wenn er nicht auf einer persönlicheren Ebene betrachtet werden konnte.
    Mia schloss ihre Wohnungstür auf, trat ein und stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich zu. Sie verstaute rasch ihre Einkäufe, räumte die Baumwolltaschen weg, warf einen kurzen Blick in den Spiegel und band sich den Pferdeschwanz neu, der ihr langes dunkles Haar bändigte. Dann trat sie hinaus auf den Laubengang, der alle Apartments im zweiten Stock miteinander verband.
    Ohne zu zögern, drückte sie auf die Klingel von 2c.
    Sie konnte die Türglocke drinnen anschlagen
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