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Für einen Kuss von Frisco

Für einen Kuss von Frisco

Titel: Für einen Kuss von Frisco
Autoren: Suzanne Brockmann
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Frisco.
    Joe machte es sich auf dem Sofa bequem und streckte seine langen Beine von sich. Der Arzt dagegen ließ sich auf der Kante eines Sessels nieder und gab so schon durch seine Körpersprache zu erkennen, dass er nicht die Absicht hatte, lange um den heißen Brei herumzureden.
    „Was ich Ihnen sagen muss, wird Ihnen nicht gefallen, Mr. Francisco“, begann er unverblümt. „Ich habe gestern Ihre Entlassung aus dieser Klinik angeordnet.“
    „Sie haben was getan?“ Frisco traute seinen Ohren nicht.
    „Sie sind entlassen“, bestätigte der Arzt nicht unfreundlich. „Sie müssen Ihr Zimmer bis heute Nachmittag räumen.“
    Ungläubig sah Frisco von Steve Horowitz zu Joe und wieder zurück. Joes Augen waren dunkel vor Mitgefühl, doch er schwieg. „Aber meine Therapie …“
    „Ist hiermit beendet“, schnitt Horowitz ihm das Wort ab. „Die Bewegungsfähigkeit Ihres Knies ist hinreichend wiederhergestellt und …“
    „Hinreichend wiederhergestellt? Wofür?“, fauchte Frisco wütend. „Um herumzuhumpeln? Das reicht nicht! Ich muss rennen können. Ich muss …“
    Joe richtete sich auf. „Steve beobachtet dein Training seit Wochen“, erklärte er ruhig. „Ganz offensichtlich gibt es keinerlei Fortschritte …“
    „Das ist ein vorübergehendes Tief. So was kommt vor …
    „Ihr Therapeut befürchtet, dass Sie sich überfordern“, unterbrach Horowitz ihn. „Sie übertreiben mit Ihren Übungen.“
    „Verschonen Sie mich mit diesem Mist.“ Frisco umklammerte seinen Krückstock so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Meine Zeit ist abgelaufen. Das ist der Punkt, nicht wahr?“ Er sah zu Joe hinüber. „Irgendjemand ganz oben hat entschieden, dass genug für mich getan wurde und ich keine weiteren Ansprüche habe. Ich soll mein Bett frei machen für irgendein anderes armes Schwein, das genauso wenig wie ich darauf hoffen kann, wieder ganz auf die Beine zu kommen. Richtig?“
    „Sicher, sie brauchen dein Bett“, nickte Joe. „Die Kapazitäten in den Rehakliniken sind begrenzt, das weißt du. Aber …“
    „Sie machen nicht nur keine Fortschritte mehr“, mischte sich Horowitz ein. „Ihr Zustand verschlechtert sich wieder. Ich habe es Ihnen bereits einmal gesagt, aber Sie scheinen nicht begreifen zu wollen: Schmerz ist immer ein Signal des Körpers, das darauf hindeutet, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn Ihr Knie schmerzt, schreit es nicht danach, noch härter trainiert zu werden, sondern ganz im Gegenteil: Es verlangt nach Schonung. Gönnen Sie sich eine Pause. Wenn Sie so weitermachen wie bisher, Lieutenant, dann sitzen Sie spätestens im August wieder im Rollstuhl.“
    „Ich werde nie wieder in einem Rollstuhl sitzen, Sir.“ Er benutzte zwar die respektvolle Anrede – sein Ton jedoch ließ alles andere als Respekt erkennen.
    „Wenn Sie nicht den Rest Ihres Lebens sitzen wollen, sollten Sie damit aufhören, Ihr verletztes Gelenk zu ruinieren“, schoss Horowitz zurück. „Ich will mich nicht mit Ihnen streiten, Alan. Seien Sie dankbar, dass Sie wieder stehen können. Sie können laufen ! Sicher, Sie brauchen einen Stock, aber …“
    „Ich werde wieder rennen. Ich gebe nicht eher auf, ehe ich nicht wieder rennen kann.“
    „Das schaffen Sie nicht“, widersprach der Arzt grob. „Ihr Knie wird Ihr Gewicht nie mehr tragen können. Und Sie werden es auch nie mehr ganz beugen oder durchstrecken können. Finden Sie sich damit ab, dass Sie den Rest Ihres Lebens humpeln werden.“
    „Dann brauche ich eben eine weitere Operation!“
    „Was Sie brauchen, ist die Einsicht, dass das Leben auch so weitergeht.“
    „Mein Leben kann nur weitergehen, wenn ich in der Lage bin zu laufen“, widersprach Frisco heftig. „Kennen Sie einen SEAL, der am Stock geht? Ich nicht.“
    Dr. Horowitz schüttelte missbilligend den Kopf und sah Hilfe suchend zu Joe hinüber.
    Doch der sagte kein einziges Wort.
    „Sie sind jetzt fünf Jahre lang von einem Krankenhaus und Rehazentrum zum anderen gewandert“, fuhr der Arzt fort. „Alan, Sie sind keine zwanzig mehr. Die Wahrheit ist: Die SEALs brauchen Sie nicht mehr. Es werden jede Menge junger Männer ausgebildet, die Sie selbst dann wieder und wieder überrunden würden, wenn Sie noch rennen könnten ! Glauben Sie wirklich, dass die da oben auf einen alten Kerl mit einem kaputten Knie warten?“
    Frisco bemühte sich um ein ausdrucksloses Gesicht. „Vielen Dank, Doc“, erwiderte er tonlos, während er aus dem Fenster sah. „Ich weiß Ihr
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