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Für einen Kuss von Frisco

Für einen Kuss von Frisco

Titel: Für einen Kuss von Frisco
Autoren: Suzanne Brockmann
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hören. In der Wohnung brannte Licht, und die Wohnzimmervorhänge waren nicht zugezogen, sodass sie einen Blick hineinwerfen konnte. Alle Apartments dieses Gebäudes hatten den gleichen Grundriss. Sie bestanden aus einem kleinen Wohnzimmer mit Essecke und daran anschließender offener Küche, einem kurzen Flur, zwei kleinen Zimmern und einem Bad. In Lieutenant Franciscos Wohnung war alles exakt so angeordnet wie bei ihr, nur spiegelbildlich.
    Trotzdem sah sie ganz und gar anders aus als Mias eigene. Sie hatte ihr Wohnzimmer mit Rattanmöbeln und in hellen, freundlichen Farben eingerichtet. Bei Lieutenant Francisco dagegen standen leicht schäbig wirkende düstere Möbel, die nicht recht zusammenpassten. Das Sofa war in dunkelgrünem Schottenmuster gehalten, und der Stoff war bereits ziemlich abgewetzt. Sogar der hässliche dunkelgrüne Teppichboden, den Mia in ihrem Apartment unverzüglich hatte auswechseln lassen, als sie vor drei Jahren eingezogen war, lag noch auf dem Boden.
    Sie drückte ein zweites Mal auf die Klingel. Keine Reaktion. Also öffnete sie das Fliegengitter und klopfte an die Tür. Wenn Lieutenant Francisco schon älter war, hörte er ja vielleicht nicht mehr so gut …
    „Suchen Sie jemanden?“
    Mia fuhr überrascht herum, konnte aber den Frager nicht entdecken.
    „Ich bin hier unten.“
    Die Stimme tönte aus dem Hof herauf, und tatsächlich, da stand ein Mann im Schatten. Mia trat ans Geländer und sah zu ihm hinunter.
    „Ich suche Lieutenant Alan Francisco“, sagte sie.
    Der Mann trat einen Schritt nach vorn, ins Licht. „Sie haben Glück. Sie haben ihn gerade gefunden.“
    Mia konnte nicht anders als ihn anstarren.
    Lieutenant Alan Francisco, United States Navy, a. D. war keineswegs ein älterer Mann, sondern etwa in ihrem Alter, höchstens Anfang dreißig. Er war jung, groß und gebaut wie ein Schrank. Das ärmellose T-Shirt, das er trug, umspannte seinen durchtrainierten Oberkörper und betonte die muskulösen Arme. Das dunkelblonde Haar war militärisch kurz geschnitten. Sein kantiges Gesicht wirkte auf sie unwiderstehlich anziehend. Die Farbe seiner Augen konnte sie nicht erkennen, aber sie bemerkte sehr wohl, dass er sie ebenso interessiert musterte wie sie ihn.
    Er trat einen weiteren Schritt nach vorn, und Mia bemerkte, dass er humpelte und sich auf einen Krückstock stützte.
    „Wollten Sie mich nur anstarren oder noch etwas anderes?“, fragte er.
    Das Licht fiel auf seinen Oberkörper, und sie bemerkte die Tätowierungen auf seinen Oberarmen – links ein Anker und rechts etwas, das aussah wie eine Nixe. Mühsam riss sie ihren Blick davon los, um ihm in die Augen zu sehen.
    „Ich, ja … Ich wollte … ich wollte nur … hallo sagen. Ich bin Mia Summerton. Wir sind Nachbarn“, fügte sie lahm hinzu.
    Du liebe Güte ! Sie stotterte ja wie ein schüchterner Teenager.
    Ihre Unsicherheit war allerdings nicht nur darauf zurückzuführen, dass er verteufelt gut aussah. Sondern vor allem darauf, dass er offenbar Berufssoldat war. Obwohl er keine Uniform trug, strahlte seine Haltung etwas unverkennbar Militärisches aus. Er war Soldat – kein Wehrpflichtiger, sondern ein Freiwilliger. Er war von sich aus der Navy beigetreten und stand damit für etwas, das sie von Grund auf heftig ablehnte. Mias Eltern waren Kriegsgegner und hatten ihre Tochter entsprechend erzogen.
    Frisco betrachtete sie noch immer aufmerksam. „Sie waren neugierig auf mich“, bemerkte er. Obwohl er nicht sonderlich laut sprach, war er sehr gut zu verstehen.
    „Ja, natürlich.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    „Keine Sorge.“ Er erwiderte ihr Lächeln nicht. Genau genommen hatte er noch keine einzige Sekunde gelächelt. „Ich bin nicht laut und veranstalte keine wilden Partys. Ich werde Sie nicht stören und Ihnen aus dem Weg gehen. Wenn Sie mir denselben Gefallen tun könnten?“
    Damit nickte er ihr kurz zu, und Mia begriff, dass er das Gespräch für beendet hielt. Mit einer einzigen Geste hatte er sie entlassen, als wäre sie einer seiner Rekruten.
    Sprachlos beobachtete sie, wie er mühsam zur Treppe humpelte. Er stützte sich schwer auf seinen Krückstock, und es sah ganz so aus, als bereitete ihm jeder Schritt starke Schmerzen. Wollte er etwa tatsächlich die Treppe hochsteigen?
    Dumme Frage! Was sollte er sonst tun? Dieses Gebäude hatte keinen Aufzug. Es war alles andere als behindertengerecht, und dieser Mann war ganz eindeutig behindert.
    Stufe für Stufe quälte er sich die steinerne Treppe
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