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Der verflixte Bahnhofsbau

Der verflixte Bahnhofsbau

Titel: Der verflixte Bahnhofsbau
Autoren: Werner Schrader
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durch das Kleine T und den Weg, den Henner Blau benutzt, wenn er seinen abendlichen Kampf bestanden hat. Tatta befiehlt Jochen, rechts von der Brake zu suchen, während er selber mit dem Hund links geht. Da Ebax mit der langen Leine dauernd Tattas Beine fesselt, läßt er ihn frei und schickt ihn mit einem ärgerlichen Fußtritt auf Henner Blaus Spur. Der Hund schießt los. Nun schreitet Tatta entschlossen aus.
     
    Leicht ist die Höhle nicht zu entdecken. Niemand weiß, wo der gefürchtete Räuber wohnt. Man weiß nur, daß er im Brakenbusch lebt, in dem Wald, der Hasenkrug von allen Seiten umgibt. Aber der Wald ist so groß, daß er überhaupt kein Ende hat, wenn man immerzu im Kreis geht. Nachdem Jochen und Tatta ihn siebenunddreißigmal durchstreift haben, setzen sie sich hin und denken nach. Eine Weile grübeln sie angestrengt. Plötzlich fällt Tatta etwas ein. Er fragt Jochen, wo er im Wald seine Höhle bauen würde, wenn er der Räuber wäre.
    Jochen Krumm antwortet, während er in sich hineinschaut und dabei ganz kleine Augen macht: „Ich würde sie mitten im Wald bauen, weit weg von Hasenkrug, damit Tatta Knobel mich nicht fände.“
    „Gut!“ sagt Tatta geschmeichelt. „Aber der Wald ist so groß, an welcher Stelle mitten im Wald?“
    „Da, wo Wasser ist“, antwortet Jochen, „ein klarer Waldsee oder eine Quelle. Man muß ja auch als Räuber hin und wieder etwas trinken, und einmal in der Woche muß man sich waschen.“
    Tatta nickt zustimmend. Jochen aber fährt fort: „Natürlich würde ich mir einen Platz unter Tannen aussuchen, da ist es wärmer, weil die im Winter ihre Nadeln behalten.“
    „Ganz meine Meinung!“ ruft Tatta. „Kommen Sie, ich kann mir schon denken, wo sein Eichbaum steht!“
    Jetzt ist das Weitere nicht schwer. Wasser gibt es im Brakenbusch nur in der Brake. Im ganzen Wald ist kein Teich oder See. Das Brakewasser ist aber nicht so sauber, daß man es trinken kann. Nur die Quelle der Brake hat klares Wasser, denn sie sprudelt ja frisch aus der Erde, und es hat sich noch kein Maulwurf oder Mistkäfer die Füße darin gewaschen. Die beiden gehen darum das Flüßchen entlang, das immer schmaler wird und schließlich nur noch so winzig ist, wie der Strahl aus einer Wasserleitung. Ein paar Schritte weiter ist schon die Quelle, klar und rein wie Glas. Nun müssen sie die Tannen suchen. Sie schauen sich um. Rechter Hand hört nach wenigen Metern tatsächlieh der Buchenwald auf, und ein dunkler Tannenwald beginnt, der so finster ist, daß man einen Räuber erst sieht, wenn man gegen ihn rennt. Gleich am Anfang steht mitten zwischen den Tannen ein einzelner dicker Eichbaum, Henner Blaus Haus.
    Eigentlich ist von außen nur die Tür zu sehen, eine roh gezimmerte,
    in der die Ritzen mit Moos verstopft sind. Oben in der Tür befindet sich ein viereckiges Loch, vor dem ein rotes Stück Papier klebt. Das ist das Fenster. Neben der Tür ist eine rostige Fahrradklingel an den Baum genagelt. Darunter steht geschrieben:
     

     
    Die beiden Männer stehn und staunen. Und plötzlich ist auch der englische Hund wieder da. Er schleift die Leine hinter sich her und scheint Kaninchen zu jagen oder Ratten. Tatta Knobel, ein echter Polizist von den Stiefelspitzen bis zum Schnurrbart, fängt sich schnell und sagt leise: „Los, Jochen Krumm, Schuhe aus, wir müssen uns ranschleichen!“
    Jochen mag nicht recht, weil er einen grünen und einen blauen Strumpf anhat, und der blaue mit seinen vier großen Löchern nicht mehr sehr schön aussieht. Aber weil er meint, man müßte einem Schutzmann unbedingt gehorchen, tut er es schließlich doch. Auf Zehenspitzen, die Schuhe in der Hand, schleichen die unerschrockenen Männer an Henner Blaus Höhle heran, wobei der Köter so laut kläfft, daß ein Toter davon aufwachen könnte. Das rote Fenster erlaubt keinen Durchblick. Einen Augenblick steht Tatta unschlüssig. Dann aber dreht er entschlossen an der rostigen Fahrradklingel, worauf er, die Pistole in der einen, die Stiefel in der andern Hand, blitzschnell zurückspringt und sich hinter einem Baum versteckt. Nichts geschieht, außer daß Jochen Krumm auf dem linken Bein herumhüpft und den großen Zeh des rechten Fußes in den Mund steckt, weil der Hund ihn gebissen hat.
    Vorsichtig schleicht der mutige Tatta abermals auf den Baum des fürchterlichen Räubers zu. Ohne das kleinste Geräusch zu machen, stellt er sich auf die Zehen und lugt durch ein Astloch in der Tür. Jochen verkriecht sich unter einen
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