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Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin
Autoren: Jude Deveraux
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    Key West Florida 1942
    Das kleine Motorboot tuckerte langsam durch die leichte Dünung. J. T. Montgomery streckte behaglich seine langen Beine aus, wobei er seine verletzten Unterschenkel sorgsam auf die Kisten bettete, die auf dem Boden des Bootes standen.
    Montgomery war ein ungemein attraktiver Mann. Sein dunkles Haar war zu dem radikalen Bürstenschnitt zurechtgestutzt, den die Friseure der Navy für passend hielten. Er hatte strahlende meerblaue Augen und eine lange Adlernase, die einen kleineren Mann sicher entstellt hätte. J. T.’s Gesicht bekam dadurch etwas Markantes — Seine Mutter pflegte dieses charakteristische Merkmal als >Montgomery-Nase< zu bezeichnen und behauptete stets, daß diese Nase ein Gottesgeschenk wäre, die die vollkommenen Züge der Montgomerys vor den Fäusten der Männer schützen würde, denen die Dickköpfigkeit dieser Familienmitglieder nicht gefallen würde. Ein energisch geschwungener Mund, dessen Lippen sich hart zusammenpressen, aber auch ein warmherziges Lächeln zeigen konnten, und eine Narbe auf der Wange vollendeten das markante Gesicht eines Mannes, dem die Frauen in Scharen hinterherliefen.
    »Ich versteh’s immer noch nicht«, meinte Bill Frazier, während er das Boot steuerte. Er war klein, pummelig und rein äußerlich das genaue Gegenteil zu seinem schlanken, stattlichen Freund. Der dreiunddreißigjährige Bill fuhr sich über sein schon schütter werdendes Haar. O ja, ein Mann wie er konnte schon dankbar dafür sein, daß er einen Mann wie J. T. Montgomery zum Freund hatte. Immer schwirrten Mädchen um J. T. herum, und er, Bill, hatte erst vor sechs Monaten eine Frau geheiratet, die ursprünglich für J. T. geschwärmt hatte.
    J. T. gab seinem Freund keine Antwort, er schloß statt dessen die Augen und atmete in tiefen Zügen die salzige Meeresluft ein. Es war herrlich, endlich dem Ölgestank, dem Maschinenlärm und der Verantwortung für andere Männer entfliehen zu können. Niemand stellte hier Fragen, und keiner verlangte Antworten.
    »Wenn ich Junggeselle wäre wie du«, fuhr Bill fort, »dann würde ich in die Duval Street gehen und mir ’ne schöne Zeit machen! Ich kann wirklich nicht verstehen, daß du deinen Urlaub auf dieser gottverlassenen Insel verbringst.«
    J. T. warf einen schläfrigen Blick auf Bill, drehte sich dann unrund sah zu den Mangroveninseln, die sie umgaben. Er konnte einem Stadtmenschen wie Bill nicht erklären, was er fühlte. J. T. Montgomery stammte aus Maine, und er war fernab von Großstadtlärm und Hektik am Meer aufgewachsen. Während andere Jungen sich mit sechzehn Jahren ihr erstes Auto wünschten, hatte er ein Segelboot bekommen. Als er achtzehn Jahre alt war, hatte er oft drei Tage allein auf See verbracht und davon geträumt, einmal um die Welt zu segeln. Doch dann hatten die Japaner Pearl Harbor bombardiert, und der Krieg hatte begonnen. Er war.. .
    »Hey!« rief Bill laut und unterbrach die Gedanken seines Freundes. »Fang nicht schon jetzt an zu träumen. Bist du eigentlich sicher, daß du mit den Vorrä ten auskommst? Mir scheint, du hast nicht besonders viel zu essen dabei, Dolly liegt mir sowieso schon die ganze Zeit mit ihren Klagen, daß du zu dünn bist, in den Ohren.«
    J. T. lächelte bei dem Gedanken an Bills hübsche Frau. Dann sagte er nur kurz: »Ich habe alles, was ich brauche.« Städter wie Bill konnten nicht begreifen, daß das Meer alles bot, was man zum Leben brauchte. Er hatte ein Netz, eine Angel, ein paar Töpfe und etwas Geschirr dabei. Ein wenig Gemüse war sein einziger wirklicher Proviant. J. T. würde in den nächsten Tagen leben wie ein König — frei von allen Verpflichtungen und weit weg von allem Lärm. Als er daran dachte, rutschte er unruhig auf seinem harten Sitz hin und her.
    Bill lachte, und sein breites Gesicht legte sich in fröhliche Falten. »In Ordnung, du hast gewonnen. Ist ja auch deine Sache. Aber ich halt’ dich immer noch für verrückt! Der Commander erwartet dich am Montagmorgen pünktlich zum Dienst, und ich werde dich am Sonntag hier abholen. Dolly läßt dir ausrichten, daß du die Brandsalbe regelmäßig benutzen sollst, sonst wird sie wütend. Am liebsten würde sie selbst nach dir schauen.«
    Bill grinste entzückt, als sich J. T’s Augen entsetzt weiteten. »Also, ich könnt’ es auf ’ner einsamen Insel nur aushalten, wenn ich zwei — nein drei — wunderschöne Frauen bei mir hätte, die mir saftige Mangoschnitzel in den Mund stopften.«
    »Bloß keine
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