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Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin
Autoren: Jude Deveraux
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aus, nahm eine Machete und machte sich daran, einen Pfad durch den Urwald zu schlagen. Er wußte, daß sich auf jeder Mangroveninsel eine Grube mit frischem Sickerwasser befand, und dorthin wollte er gelangen.
    Es kostete ihn vier Stunden harter Arbeit, ehe er das Wasser erreichte, und er war müde und erschöpft. Dolly hatte recht, wenn sie behauptete, daß er zu dünn wäre. Während der drei Wochen, die er im Krankenhaus verbracht hatte, hatte er ein paar Kilo abgenommen, und die Brandwunden an seiner linken Seite hatten sich gerade erst mit neuer rosiger Haut überzogen. Jetzt tobten Stiche durch seinen Körper, weil der salzige Schweiß die Wunden reizte.
    Er hielt für einen Augenblick inne und sah sich um. An drei Seiten umschlossen ihn die mit glänzenden Blättern behangenen Mangrovenbäume, aber direkt vor sich sah er das Wasserloch und eine kleine Lichtung. Hier war Platz genug, um sein Zelt aufzuschlagen, eine Feuerstelle zu errichten und die wenigen Vorräte unterzubringen.
    Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und machte sich wieder auf den Weg zum Strand. Der kaum erkennbare Pfad, den er frei geschlagen hatte, verlief nicht geradlinig, sondern in Kurven. Er wollte nicht, daß man den Weg zu seinem Zeltplatz schon von weitem sah, denn schon einige Male waren deutsche U-Boote vor Florida gekreuzt, und J. T. hatte keine Lust, eines Morgens mit einem Bajonett an der Kehle aufzuwachen.
    Die Sonne verschwand schon fast hinter dem Horizont, als J. T. sein Gepäck zu dem Wasserloch schleppte und sich für die nächsten Tage einrichtete. Inzwischen hatte er sich auch umgezogen und steuerte nun, nur mit Shorts und Stiefeln bekleidet, erneut den Sandstrand an. Er zog seine Stiefel aus, nahm den Hummerstecher in die Hand und watete in das angenehm warme Meerwasser.
    »Es gibt hier einige Dinge, die diesen Ort äußerst empfehlenswert machen«, murmelte er laut vor sich hin und dachte an das eiskalte Wasser an der Küste von Maine.
    Als ihm das Wasser bis zur Brust reichte, tauchte er und schwamm schnell zu einem Wrack, das teilweise aus dem Wasser ragte. Leider war das klare Wasser rund um Key West seit Kriegsbeginn mit Treibgut und Wrackteilen übersät. J. T’s geübtes Auge entdeckte sofort die Schatten. Er steckte seinen Hummerfänger in ein Loch, drehte ihn ein paarmal hin und her und zog ihn dann wieder heraus. Die Ausbeute war gut: vier Hummer hatten sich mit ihren riesigen Fühlern im Stecher verfangen. Einem gelang es, sich zu befreien, aber die anderen drei ergriff J. T. an ihren Scheren und brachte sie zu seinem Lagerplatz.
    Wenige Augenblicke später flackerte ein munteres Feuer auf, über dem ein Kessel mit kochendem Wasser hing. Geschickt, mit einer geübten Handbewegung, brach J. T. den Hummern das Rückgrat, ehe er sie ins kochende Wasser warf. Diese Tiere sahen etwas anders aus als die Hummer, die es in Maine gab. Sie waren kleiner, und ihre Schalen waren schuppig, doch sie färbten sich genauso rot, wenn sie gekocht wurden.
    Eine Stunde später warf J. T. die leeren Schalen ins Meer. Er lächelte, als er in seine Hängematte kletterte, die er zwischen zwei Bäumen gespannt hatte. Die Luft war angenehm warm, und die Wellen rauschten leise — J. T. war zufrieden ... Seit er sein Zuhause verlassen hatte, hatte er sich nicht mehr so wohl gefühlt.
    Er schlief tief und besser als seit einem Jahr. Er träumte von den vielen Krabben, die er zum Frühstück verzehren würde. Zum ersten Mal seit Wochen wurde er nicht von dem Alptraum heimgesucht, der ihn seit der Nacht, in der er fast verbrannt war, ständig quälte.
    Als die Sonne aufging, war J. T. noch immer in tiefen Schlaf versunken. Hier gab es keine gefühllosen Schwestern, die einem um fünf Uhr morgens das Fieberthermometer unter die Nase hielten und sagten: »Und wie geht es uns heute morgen?«
    Als die Schüsse ertönten, schlief er zu fest, um sie richtig wahrzunehmen, aber er registrierte sie im Unterbewußtsein. Er wußte, daß er sich in Sicherheit befand und die Schüsse keineswegs ihm galten.
    Doch plötzlich fuhr er auf und lauschte. Irgend etwas stimmte nicht, aber er wußte nicht, was es war. Er schwang sich eilig aus der Hängematte, und achtete nicht einmal auf den stechenden Schmerz in seiner linken Seite. Er fuhr in seine Shorts und Stiefel, schnürte sie eilig zu, griff nach seinem Gewehr und verließ die Lichtung.
    Als er am Strand ankam, konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken, und er lachte laut über seine
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