Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
sie einen Wunsch äußerte. Doch hier in Amerika gab es keinen Adel, kein Königshaus — hier lebten nur Bürgerliche.
    Sie setzte sich wieder in den Sand. Warum brachte er ihr nichts zu essen? Selbst ein Mann aus dem Volk sollte wissen, wie man einer Prinzessin eine Mahlzeit servieren mußte.
    Um die Mittagszeit flüchtete sie in den Schatten der Palme. Übermüdet und hungrig schlief sie ein. Sie erwachte erst, als die Sonne am nächsten Morgen aufging. Ein furchtbarer Gedanke schoß ihr durch den Kopf — vielleicht hatte der nackte Mann die Insel verlassen, und sie war jetzt ganz allein? Vielleicht mußte sie nun doch noch sterben?
    Ein Schatten verdeckte die Sonne, und sie sah ängstlich auf. Der Mann stand vor ihr. Er trug ein offenes Hemd, das seinen muskulösen, behaarten Brustkorb nicht bedeckte. Sie senkte den Blick.
    »Hungrig?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte sie.
    Er hielt ihr ein paar rohe Fische vor die Nase, aber sie wandte sich angewidert ab. Er warf die Meerestiere auf den Sand und begann Holz zu sammeln.
    »Der Anfang unserer Bekanntschaft war nicht gerade berauschend«, sagte er. »Vielleicht war ich ein bißchen zu freundlich zu dir, aber schließlich bin ich schon vor dem Frühstück deinetwegen angeschossen worden, und dann ist es, und dann ist es doch eigentlich kein Wunder, daß ich nicht gerade begeistert war. Ich mache dir einen Vorschlag: Wie wär’s, wenn wir noch mal von vorne anfangen würden? Ich heiße J. T. Montgomery.«
    Sie sah ihn verstohlen an, während er am Feuer kniete, die Fische auf Stöcke spießte und sie über das Feuer hielt. Mit seinem offenen Hemd, den schwarzen Haaren auf der Brust und den Bartstoppeln im Gesicht wirkte er unglaublich gewöhnlich. Er sah aus wie Attila, der Hunnenkönig — also bestimmt nicht wie ein anständiger Mensch. Ihre Mutter hatte sie vor primitiven Männern gewarnt, aber Aria bezweifelte, daß ihre Mutter von der Existenz solch grauenvoller Männer, wie dieser Montgomery einer war, überhaupt gewußt hatte.
    »Wie heißt du?« fragte er und lächelte ihr zu.
    Sie verabscheute dieses vertrauliche Lächeln und antwortete deshalb sehr distanziert: »Sie sollten mich mit »Königliche Hoheit« ansprechen, das wäre korrekt.«
    Der Mann wandte seinen Blick ab, und sein Lächeln verschwand. »Okay, Prinzessin, ganz wie du willst.« Er reichte ihr einen gebratenen Fisch am Spieß.
    Sie betrachtete argwöhnisch den appetitlich duftenden Happen. Eine Prinzessin mußte zwar stets das essen, was ihr angeboten wurde, aber wie aß man dieses aufgespießte Ding?
    J. T. sah sie kopfschüttelnd an, dann zog er den Fisch von dem Stock und legte ihn auf ein Palmblatt. »Vielleicht geht es so besser.«
    Aria betrachtete den Fisch immer noch mißtrauisch, doch gänzlich aus der Fassung geriet sie, als sie sah, daß der Fremde ihr gegenüber Platz nahm und begann, seinen Fisch zu verzehren.
    »Sie können doch nicht einfach ...«, stotterte sie, sprachlos über soviel Dreistigkeit.
    »Was kann ich nicht?« fragte er unbekümmert, blinzelte ihr zu und steckte sich ein Stück Fisch in den Mund.
    »Sie dürfen sich in meiner Gegenwart nicht hinsetzen! Sie sind schließlich nur ein Bürgerlicher, und ich bin ...«
    »Jetzt reicht’s!« schrie er, sprang auf und baute sich vor ihr auf. »Jetzt hab’ ich aber wirklich genug von diesem albernen Spiel! Zuerst riskiere ich mein Leben, um dich zu retten, und der einzige Dank, den ich dafür ernte, ist ein >Sie dürfen mich nicht anfassen, ich bin Mitglied des Königshauses.« Dann bringe ich dir etwas zu essen, und du forderst mich auf, dich »Durchlauchtigste Hoheit« zu nennen, und jetzt...«
    »Königliche«, unterbrach sie ihn würdevoll.
    »Was?« brüllte er.
    »Ich bin eine königliche Hoheit, keine fürstliche. Ich bin Kronprinzessin und werde eines Tages Königin sein. Sie müssen mich mit »Königliche Hoheit« anreden und mich sofort zum Marinestützpunkt bringen. Außerdem brauche ich Messer und Gabel, um diesen Fisch verzehren zu können.«
    Der Mann stieß ein paar Worte aus, die ihr Englischlehrer sie nicht gelernt hatte.
    »Ist es möglich«, dachte Aria erstaunt, »daß dieser Mann wütend ist?« Sie konnte sich nicht vorstellen, was ihn so entrüstete. Schließlich ließ sie ihm eine hohe Ehre zuteil werden: er durfte sie zum Stützpunkt geleiten. Davon konnte er noch seinen Enkeln erzählen!
    Aria beschloß, die Ausbrüche dieses gewöhnlichen Menschen zu ignorieren. Bürgerliche waren so schrecklich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher