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Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin
Autoren: Jude Deveraux
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emotional — wahrscheinlich war ihre mangelhafte Erziehung schuld daran. Deshalb sagte sie höflich, aber bestimmt: »Ich sollte diesen Ort möglichst bald verlassen. Am besten schon nach dem Essen. Wenn Sie das Messer, das Sie tragen, abspülen, könnte ich zur Not damit mein Mahl verzehren.«
    Der Mann zog das Messer aus dem Gürtel und warf es ihr so zu, daß es neben ihrer Hand im Boden steckenblieb. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, doch sie war entrüstet. Du meine Güte, diese amerikanischen Bürger waren wirklich unberechenbar, das machte sie so gefährlich! Sie mußte jetzt unbedingt die Oberhand behalten.
    Aria zog gelassen das Messer aus dem Boden und winkte ihm mit einer herrischen Handbewegung zu: »Gehen Sie jetzt, und machen Sie das Boot startklar. Ich werde mich beeilen.«
    Sie vernahm ein leises Lachen. >Gut<, dachte sie zufrieden. >Er scheint Sinn für Humor zu haben. Vielleicht hat er ja auch eingesehen, wie kindisch und ungezogen er sich verhalten hat.<
    »Gut, Prinzessin. Bleib hier sitzen und warte auf die Dinge, die da kommen werden.« Danach drehte er sich um und ging.
    Aria wartete, bis er außer Sichtweite war, ehe sie sich wieder dem Fisch zuwandte. »Prinzessin«, murmelte sie leicht verstimmt in sich hinein. »Das hört sich an, wie der Name eines Hundes!«
    Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie herausfand, wie man den Fisch essen konnte, denn es widerstand ihr, etwas Eßbares mit den Händen zu berühren. Sie suchte einen Stock, hielt ihn kurz ins Feuer und benutzte ihn dann wie eine Gabel. So ging es ganz gut, und zu ihrem eigenen Erstaunen aß sie die restlichen Fische auf.
    Es wurde Mittag, und kein Boot kam in Sicht. »Dieser Mensch braucht ziemlich lange, um etwas zustande zu bringen«, dachte sie ärgerlich. »Einen Tag hat er gebraucht, um ein paar Fische zu fangen — vielleicht dauert es jetzt zwei Tage, bis er die Segel gesetzt oder den Motor angeworfen hat?! < Die Zeit verstrich quälend langsam, und der Fremde war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Arias Wut wuchs ins Unermeßliche. Wenn alle Amerikaner so waren, dann konnte diese Nation nicht überleben. Ihr Großvater würde ein solches Verhalten nie billigen — was diese Amerikaner brauchten, das war nicht das lankonische Vanadium! — Sie müßten ihre Bevölkerung erneuern.
    Am Nachmittag begann es zu regnen. Zuerst war es nur ein leichtes, warmes Tröpfeln, doch der Wind frischte auf, und die Luft wurde zunehmend kälter. Aria kauerte sich unter die Palme und wickelte den Rock fest um ihre Beine.
    »Ich werde ihn nicht für einen Orden vorschlagen«, nahm sie sich mit klappernden Zähnen vor. »Er hat seine Pflichten mir gegenüber sträflich vernachlässigt!«
    Es blitzte, und ein wolkenbruchartiger Regen durchnäßte sie bis auf die Haut.
    »Weißt du nicht, wie man sich vor dem Regen schützt?««
    Sie blickte auf — dieser schreckliche Kerl war wieder da. Noch immer hatte er es nicht für nötig gehalten, sich anzukleiden, und rasiert war er auch nicht. »Wo ist das Boot?« fragte sie laut, um den prasselnden Regen zu übertönen.
    »Es gibt kein Boot. Wir werden noch drei ganze Tage hier aushalten müssen.«
    »Aber ich kann nicht hierbleiben. Man wird mich vermissen.«
    »Darüber können wir ein andermal reden. Obwohl mir diese Idee ganz und gar nicht gefällt, werde ich dich jetzt zu meinem Lager bringen. Also steh auf und komm mit.«
    Sie erhob sich mühsam und lehnte sich erschöpft an den Stamm der Palme. Trotzdem fand sie noch die Kraft für eine Anweisung: »Sie müssen ein paar Schritte hinter mir gehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Lady, ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, bis jetzt ohne Morddrohung zu überleben. Los, geh voran und zeig’ mir den Weg.«
    Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie den Weg nicht kannte. »Sie sollten doch besser vorangehen«, erlaubte sie ihm mit einer graziösen Handbewegung.
    »Wie nett von dir.« Aria entging der ironische Unterton in seiner Stimme.
    Sie ließ ihn ein paar Meter vorgehen, ehe sie ihm folgte. Er schien kein besonders vertrauenswürdiger Mann zu sein, und seine ganze Art weckte tiefen Abscheu in ihr. Doch plötzlich verlor sie ihn aus ihrem Blickfeld. Der stetig herabfallende Regen machte es ihr unmöglich, ihn zu finden. So blieb sie stehen und wartete. Nach endlosen Minuten kehrte er zurück. »Bleib in meiner Nähe!« rief er ihr zu und ergriff ihre Hand.
    Aria war entsetzt. Schon wieder berührte er sie, obwohl sie ihm doch untersagt
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