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Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin
Autoren: Jude Deveraux
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hatte, es zu tun! Sie versuchte sich loszureißen, doch er umfaßte ihr Handgelenk mit solcher Kraft, daß es ihr nicht gelang.
    »Du magst ja keinen Verstand haben, aber ich schon«, zischte er sie zornig an und zog sie mit sich.
    »Dieser Mensch ist wirklich grauenvoll«, dachte Aria. Er zerrte Aria hinter sich her, manchmal schrie er ihr Befehle ins Ohr und mutete ihr tatsächlich zu, durch das Unterholz zu kriechen! Sie versuchte ihm zu erklären, daß es zu seinen Aufgaben gehörte, ihr den Weg freizuschlagen, aber der Mann hörte ihr nicht einmal zu.
    Als sie schließlich die Lichtung erreichten, brauchte sie einen Moment, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Eine solche Behandlung hatte sie noch nie erfahren. Sie stand im Regen und massierte ihre schmerzenden Handgelenke. Erschrocken blickte sie um sich. Hier also lebte dieser primitive Mensch? Es gab kein Haus — nur ein paar Kisten und ein Stück schwarzes Tuch, das entfernt an ein Zelt erinnerte. Sie zog die Augenbrauen hoch. In Lankonien lebten selbst die Ärmsten der Armen besser.
    »Geh dort hinein«, rief er und deutete auf das Zelt. Es war zwar nicht das, was sie an sich für angemessen hielt, aber es war wenigstens trocken. Sie kniete nieder und kroch unter die Plane. Während sie noch das Wasser von ihrem Gesicht wischte, bemerkte sie voller Entsetzen, daß dieser Unmensch ihr folgte. Das war absolut lächerlich, ungehörig und nicht akzeptabel — selbst ein anarchistischer Amerikaner konnte sich eine solche Verletzung der Etikette nicht erlauben!
    »Hinaus!« rief sie schrill. »Es ist Ihnen nicht gestattet .. .«
    Er kam so nahe, daß ihre Nasen sich fast berührten. »Jetzt hör mir mal zu, Lady«, unterbrach er sie gefährlich leise. »Ich hab’ mehr als genug von dir und deinen Allüren! Mir ist kalt, ich bin vollkommen durchnäßt, habe Hunger. Deinetwegen habe ich eine Schußwunde im Arm und frische Schnittwunden auf meinem kaum verheilten Verbrennungen. Außerdem hast du mir meinen ersten Urlaub seit Kriegsbeginn gründlich verdorben! Du hast die Wahl: entweder wir übernachten zusammen in diesem Zelt, oder du kannst dir draußen deinen königlichen Hintern naßregnen lassen. Und wenn du mir noch einmal vorschreibst, was ich zu tun oder zu lassen habe, dann schwöre ich dir, daß ich dich mit dem größten Vergnügen rausschmeiße.«
    Aria blinzelte verwirrt. Amerika war doch nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. War sie an einen gewalttätigen Verbrecher geraten? Vielleicht würde er auch auf sie schießen? Sie richtete sich auf. »Könnte ich vielleicht ein paar trockene Sachen bekommen?« fragte sie und lächelte ihn huldvoll an.
    Der Unmensch schnaubte nur verächtlich und griff nach einem kleinen Metallkoffer. »Ich hab’ nur meine Uniform, das ist alles.« Er warf die Sachen in ihren Schoß, bevor er sich umdrehte und auf den Boden legte. Er zog eine Decke über sich und schloß die Augen.
    Aria war zutiefst schockiert. Gab es denn in Amerika nur Männer, die einen entführten, schossen und Messer warfen? Sie fühlte Tränen in ihren Augen. Energisch rief sie sich zur Ordnung. Sie würde nicht weinen, unter keinen Umständen würde sie weinen!
    Sie wußte, daß sie ihr Kleid nicht allein aufknöpfen konnte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich selbst auskleiden müssen. So preßte sie die trockenen Sachen nur eng an ihren Körper und legte sich möglichst weit entfernt von dem Mann nieder, aber sie zitterte erbärmlich.
    »Was ist denn los?« murrte er und setzte sich auf. »Wenn du Angst vor mir hast, dann kann ich dich beruhigen — noch nie hat mich eine Frau weniger interessiert.«
    Aria schwieg, ihre Zähne klapperten hörbar.
    »Also gut«, seufzte er. »Wenn ich nach draußen gehe, so daß ich dich nicht mehr sehen kann — ziehst du dann dieses seltsame Kleid aus und die trockenen Sachen an?«
    »Ich weiß nicht, wie das geht«, gestand sie kläglich.
    »Wie was geht?«
    »Würden Sie bitte aufhören, mich so anzuschreien«, wies sie ihn zurecht und setzte sich auf. »Ich habe mich noch nie allein ausgekleidet. Diese vielen Knöpfe ... ich weiß nicht, wie. ..« Sie verstummte, als sie bemerkte, daß der Mann sie erstaunt anstarrte. Sie betrachtete ihn voller Abscheu. Was hatte er denn erwartet? Dachte er vielleicht, daß eine königliche Prinzessin Strümpfe stopfte oder Silber polierte? Sie nahm eine würdevolle Haltung an. »Ich hatte es nie nötig, mich allein zu entkleiden. Aber ich bin sicher, ich kann es lernen.
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