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042 - Die Schweinemenschen von Rio

042 - Die Schweinemenschen von Rio

Titel: 042 - Die Schweinemenschen von Rio
Autoren: Dämonenkiller
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In ein Opfernetz verschnürt, die Hände auf dem Rücken zusammengenagelt, versank der Körper der Inka-Prinzessin in den Fluten. Zum Orinoco trieb sie, den Fluss hinunter. Sie war nicht tot, wenn sie auch den Silbernagel nicht spürte, der ihre Hände zusammenhielt, und nichts von ihrer Umgebung wahrnahm, von den Schrecken und Gefahren des Flusses. Die Stromschnellen, Piranhas und Kaimane konnten ihr nichts anhaben. In einer magischen Sphäre glitt Machu Picchu dahin, trieb hinaus ins offene Meer. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, denn sie träumte von einem Glück an der Seite Dorian Hunters. Die Küste entlang trieb Machu Picchu gen Süden, mit dem Brasilstrom ums sturmumtoste Kap Hoorn, in den Pazifik und in die Südsee. Sie schlief und träumte vom Leben und vom Glück.
    Denn der Traum war Leben, das Leben ein Traum.

    Vicente Neiva stöhnte schmerzvoll auf. Das Spiegelbild verschwamm vor seinen Augen. Das Brummen des elektrischen Rasierapparats erschien ihm plötzlich wie ein Dröhnen, in das sich höhnisch lästernde Stimmen mischten.
    »Rosenkreuzer! Okkultistischer Freimaurer! Erkenne die Macht der Macumba und beuge dich! Auf die Knie, Vicente Neiva! Neiva, du reiches Schwein! Schwein, Schwein, SCHWEIN! Bald kommt die Macumba dich holen, Neiva-Schwein!«
    Mit einem Aufschrei drosch der schlanke, grauhaarige Mann die Faust in den Badezimmerspiegel, dass er klirrend zerbarst. Kalter Schweiß bedeckte seinen Körper. Er zitterte. Da war es wieder, dieses Gefühl des Unbehagens und der Übelkeit, schlimmer als je zuvor.
    Etwas ging mit ihm vor, etwas Unheimliches, Schreckliches, das spürte Vicente Neiva mit allen Fasern seines Körpers. Die unheimlichen Stimmen waren verhallt, doch die Angst blieb.
    Neiva wusste, dass er zu seinem Nachfolger musste. Ihm musste er das Geheimnis der Loge der okkultistischen Freimaurer von Rio de Janeiro anvertrauen in der Zeit, die ihm noch blieb.
    Schon hörte er die unheimlichen Stimmen wieder.
    »Beeil dich, Schwein! Lauf, damit du noch zurechtkommst, Schwein Vicente Neiva!«
    Er wankte aus dem Badezimmer. Den ganzen Tag hatte er im Bett gelegen, er, der sonst so aktive und vitale Mann; er war unfähig, etwas zu unternehmen oder sich um seine Geschäfte zu kümmern. Seine dreißig Jahre jüngere Frau Luisa schaute ihm besorgt entgegen.
    »Vicente, was ist mit dir? Wie siehst du aus? Deine Augen sind ganz blutunterlaufen, dein Gesicht verzerrt. Was quält dich, Lieber?«
    »SCHWEIN!« Die Stimme war wie ein Fanfarenstoß.
    Neiva zitterte. Mit flackerndem Blick wandte er sich an seine Frau. »Hast du das gehört? Jemand hat mich beschimpft, mich ein Schwein genannt.«
    Unsicher schaute sie ihn an. »Mir käme nie in den Sinn, etwas Derartiges zu dir zu sagen. Soll ich Dr. Tomas anrufen?«
    »Dr. Tomas, Dr. Tomas, Dr. Tomas! Wie kann mir dieser alte Quacksalber, dem die Haare aus der Nase wachsen, helfen?« Vicente Neiva erkannte seine Stimme kaum wieder, rau und heiser klang sie, ganz anders als sonst. »Ich – muss weg. Wo ist Rodolfo – dieser faule Taugenichts von Fahrer?«
    »Ich habe ihn weggeschickt. Du selber hast gesagt, du hättest heute keine Verwendung mehr für ihn. Er wird sich in der Firma nützlich machen.«
    Neiva griff zum Telefon. Das Grauen schnürte ihm die Kehle zu. Er spürte, dass etwas auf ihn zukam, ein entsetzliches Schicksal. Er befand sich in der Penthousewohnung seines eigenen Hochhauses an der Ecke Avenida Atlantica – Rua Hilario de Gouveia. Durch die großen Panoramafenster flutete Licht herein. Man hatte einen herrlichen Ausblick auf den Strand von Copacabana mit seinen Hotelpalästen und auf den Atlantik.
    Neiva hatte jetzt keinen Sinn für die Schönheit dieses Bildes. Er telefonierte mit seinem Fahrer und sagte ihm, er sollte den Buick Riviera aus der Tiefgarage holen.
    Luisa redete auf Neiva ein, aber er hörte nur ihre Stimme, verstand sie nicht.
    Er raffte im Schlafzimmer seine Kleidungsstücke zusammen, legte den Hausmantel ab und zog sich an.
    Der Fahrer klingelte. Er erkannte seinen Chef kaum wieder. Neivas Gesicht war eigenartig verzerrt.
    »Wir fahren zu Joao Pinzon nach Jacarecagua«, stieß Neiva hervor. Jedes Wort fiel ihm schwer.
    Er folgte dem Fahrer zum Fahrstuhl, ohne auf die Vorhaltungen seiner Frau zu hören. Er musste zu Pinzon. Der Gedanke hatte sich in sein Gehirn gebrannt.
    Der Lift glitt nach unten und hielt im Erdgeschoss. Als sie durch die Halle eilten, wurde Neiva respektvoll gegrüßt, denn er war ein Mann von
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