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042 - Die Schweinemenschen von Rio

042 - Die Schweinemenschen von Rio

Titel: 042 - Die Schweinemenschen von Rio
Autoren: Dämonenkiller
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Ansehen und Bedeutung in Rio. Ihm gehörten mehrere Apartmenthäuser, zwei Hotels, eine gut gehende Maklerfirma. Im 19. und 20. Stock dieses Hauses war seine Firma untergebracht.
    Auf dem Parkstreifen der sechsspurigen Avenida Atlantica wartete der chromblitzende Buick. Es herrschte das übliche Nachmittagsgewimmel. Neiva stieg ein. Der Fahrer schloss den Wagenschlag, setzte sich hinters Lenkrad und fuhr los.
    Schweißtropfen glänzten auf Neivas Stirn, als er sich im Sitz zurücksinken ließ. Er schloss die Augen. Es war ihm, als lachte ihn jemand höhnisch aus, als hörte er fernen, dumpfen Trommelklang und dazwischen immer wieder ein Wort: Macumba.
    Neiva war der Großmeister der okkultistischen Freimaurer in Rio, ein Mann von dreiundfünfzig Jahren, bis vor wenigen Tagen noch selbstsicher, erfolgsgewohnt und davon überzeugt, dass er mit allem fertig werden könnte, was auf ihn zukam. Jetzt verspürte er eine ganz erbärmliche Angst.
    Begonnen hatte es damit, dass sich die Loge der okkultistischen Freimaurer gegen die Macumba gewandt hatte, jene Geheimsekte, die in der letzten Zeit immer mehr unheilvollen Einfluss gewann. Auf der letzten Sitzung, die ein paar Tage zurücklag, hatten Neiva und die ganze Loge die Kampfansage der Macumba erhalten: Einen geköpften Hahn mit zusammengebundenen, gekreuzten Beinen. Es war eine tödliche Drohung. Kampf bis aufs Messer und Vernichtung verhieß sie.
    Neiva hatte gelacht, die Bedenken der Logenbrüder zerstreut. Zur Loge gehörten einflussreiche und angesehene Männer. Sie hatten überallhin Verbindungen. Was wollten ihnen diese ungewaschenen, barfüßigen Halsabschneider aus den Armenvierteln mit ihrem Mummenschanz schon anhaben können? Inzwischen dachte Neiva anders. Die grausige Gewissheit keimte in ihm auf, dass sich die Macumba-Anhänger schwarzer Magie bedienten.
    Der Fahrer sagte etwas zu ihm. Neiva sah auf. Ein Verkehrsstau in der Rua Real Grandeza. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Elend, wie er sich fühlte, war ihm jede Minute zuviel, die er unterwegs sein musste.
    Zum ersten Mal bedauerte er es, dass Pinzon so weit außerhalb wohnte, dass Jacarecagua so umständlich zu erreichen war. Fast durch die ganze Fünf-Millionen-Stadt musste man. Neiva schien es schon Ewigkeiten zu dauern, bis sie endlich das Elendsviertel Grajau erreichten. Zerlumpte Kinder spielten auf der Straße. Der Fahrer hupte, und missmutig wichen sie aus. Ein Straßenjunge warf einen Dreckbatzen gegen den Luxuswagen. Der Fahrer wollte halten und aussteigen, aber Neiva bedeutete ihm keuchend weiterzufahren. Auf der ausgebauten Estrada Jacarecagua kamen sie schneller vorwärts.
    Vicente Neiva spürte plötzlich einen brennenden Durst. Er wollte seinem Fahrer sagen, er solle bei dem kleinen Gasthof neben der Straße anhalten, aber nur ein tierisches Grunzen kam über seine Lippen. Er konnte kein verständliches Wort mehr hervorbringen. Das Gelächter, das er fortwährend vernahm, schwoll zu einem gellenden Crescendo an.
    Neiva grunzte wieder.
    Der Fahrer wandte den Kopf. Er stieß einen entsetzten Schrei aus und stoppte den Wagen mit quietschenden Bremsen.
    »Señor Neiva, um der Heiligen Jungfrau willen, was ist mit Ihnen?«
    Neiva spürte das Reißen und Ziehen im Gesicht. Sein Kopf schmerzte, als die Knochen sich verformten. Er stöhnte auf, wollte den Fahrer an den Schultern packen, ihn um Hilfe anflehen, konnte aber nur das tierische Grunzen hervorbringen.
    Der Fahrer riss die Wagentür auf und floh schreiend.
    Neiva krümmte sich auf dem Rücksitz. Er wusste nicht, wie lange seine Qualen andauerten. Es war so schlimm, dass er sich wünschte zu sterben, nur um endlich erlöst zu sein.
    Als er sich schließlich aufsetzen konnte, war es schon dunkel. Viele Wagen waren vorbeigefahren, doch wer hätte sich schon um den ordentlich am Straßenrand stehenden Buick kümmern sollen?
    Neiva warf einen Blick in den Rückspiegel. Er erkannte undeutlich eine Fratze, aber es war, als befände sich eine Schicht über dem Spiegel oder seinen Augen, die ihn daran hinderte, die genauen Konturen wahrzunehmen.
    Es fiel ihm wieder ein, dass er zu Joao Pinzon wollte, seinem Nachfolger in der Freimaurerloge. Er stieg aus, setzte sich vorn hinters Lenkrad und fuhr los zu dem abgelegenen Stadtteil. Noch einmal wurde ihm übel, bekam er scheußliche Schmerzen. Er wollte schreien, doch nicht einmal das konnte er. Er hörte jemanden grotesk und erstickt grunzen, hörte ein leises Quieken und Fiepen und erkannte erst
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