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042 - Die Schweinemenschen von Rio

042 - Die Schweinemenschen von Rio

Titel: 042 - Die Schweinemenschen von Rio
Autoren: Dämonenkiller
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nach einiger Zeit, dass er selbst es war, der diese Töne hervorbrachte.
    Mein Gott, was geht mit mir vor?
    Die Stimmen in seinem Kopf waren jetzt verklungen. Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Es ging schon auf Mitternacht zu. Endlich erreichte er die Rua Retiro dos Artistas und das stattliche Haus Joao Pinzons. Als er ausstieg, sah er, dass das Haus im Dunkeln lag. Im großen Garten hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Ein Feuer brannte, Trommelklang war zu hören. Auf der Straße war niemand zu sehen. Die Bewohner der großen Villenhäuser mit den prunkvollen weißen Fassaden verkrochen sich.
    Vicente Neiva schlich sich an die Menschenmenge heran. Es waren Macumba-Anhänger, Männer und Frauen, Farbige und Weiße, Reiche und Arme. Einige waren halbnackt und hatten die Oberkörper mit weißen Streifen bemalt, andere trugen modische Kleidung. Allen gemeinsam war der verzückte, entrückte Gesichtsausdruck. Sie klatschten in die Hände und wiegten sich zu den Rhythmen hin und her.
    Am hochlodernden Feuer stand eine bizarre Gestalt, grotesk und unheimlich anzusehen. Der Mann – ein hochgewachsener Farbiger – trug einen zerlumpten dunklen Anzug und hatte einen zerschlissenen Zylinderhut auf dem Kopf. Auf seiner linken Schulter saß ein weißer Papagei. Er stützte sich auf einen Stab mit einem faustgroßen, weißen Totenkopf am oberen Ende. Um den Hals trug er eine Kette mit Tierzähnen, Federn und magischen Symbolen, die Neiva nicht genau erkennen konnte. Es war ein Priester der Macumba, die viele ihrer Riten und Gebräuche beim Voodoo-Kult entlehnt hatten. Obwohl er wie eine Vogelscheuche gekleidet war, strahlte der Macumba-Priester eine böse, unheimliche Aura aus, die Neiva körperlich spüren konnte. Die Stimmen der Macumba-Anhänger wurden nun lauter. Begeisterte Schreie waren zu hören. Einige Macumba mussten ins Haus eingedrungen sein, denn sie schleppten jetzt einen Mann heran. Inmitten der Menschenmenge vor dem Feuer wurde er losgelassen. Er lief um sein Leben, aber es umgab ihn ein Wall von Menschenleibern. Er wurde zurückgestoßen, mit Tierblut und stinkenden Flüssigkeiten bespritzt, gekniffen, an den Haaren gezerrt und geschlagen. Die Macumba bespuckten ihn, brüllten ihm mit zu Fratzen verzerrten Gesichtern ihren Hass ins Gesicht.
    Es war ein Höllenspektakel. Dem Unglücklichen wurden Tierkadaver, krähende Hähne und magische Symbole entgegengehalten. Der Mob spielte mit ihm, ohne ihm vorerst ernsthaft weh zu tun.
    In seiner Verzweiflung rannte er auf den Macumba-Priester los, doch der hielt ihm seinen Totenkopfstock entgegen. Der gehetzte Mann taumelte zurück, als der Totenkopf den Rachen aufriss und ihm heiße Asche ins Gesicht blies.
    Neiva hatte den Mann noch nicht richtig gesehen. Immer versperrte ihm die Menge den Blick. Er war aber überzeugt, dass es Joao Pinzon war, sein Nachfolger.
    Neiva fiel auf, dass er keinen Schrei des Gehetzten über den allgemeinen Lärm, das Rasseln, Pfeifen und Trommeln hinweg hörte. Er duckte sich in die Schatten eines hohen Busches.
    Dann wurde es im Garten von Joao Pinzons Villa ruhig, bedrohlich ruhig. Die Menschenmenge wich auseinander. Vor dem flackernden Feuer stand der Mann. Im Hintergrund wurde etwas herbeigeschleppt. Vicente Neiva wollte sehen, was es war. Er stieg auf die Mauerbrüstung, in die die Stangen des Zaunes eingelassen waren. Jetzt konnte er über die Köpfe der Menge blicken.
    Der Kleidung und der Gestalt nach schien ihm der Mann am Feuer unzweifelhaft Joao Pinzon zu sein. Einige Schritte von ihm entfernt stand der Macumba-Priester und murmelte unverständliche Worte. Die Macumba-Anhänger hatten einen bösen, lüsternen Ausdruck, als erwarteten sie gleich ein Schauspiel, das ihre Gelüste vollauf befriedigen würde. Ein großer Kasten wurde von vier Macumba herangeschleppt. Sie öffneten ihn. Eine zehn Meter lange Boa constrictor glitt heraus. Sie wollte vor dem Feuerschein und der Menge fliehen, aber der Macumba-Priester rief ein paar beschwörende Worte. Die Boa richtete sich auf. Der fußballgroße Kopf pendelte hin und her. Ein so großes Exemplar einer Boa constrictor hatte Vicente Neiva noch nie gesehen.
    Der Mann, den er für Joao Pinzon hielt, wollte fliehen. Jetzt erst wandte er Vicente Neiva das Gesicht zu. Es war gut, dass Neiva nicht mehr schreien konnte, sonst hätte er sich unweigerlich verraten.
    Der Mann in Pinzons Kleidern und mit seiner Figur hatte das Gesicht eines Schweins. In der Schweineschnauze wurden spitze
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