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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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Mark Brandis
    Raumposition Oberon
    Schwarze Wochen im Weltraum
    Auszug aus Titschkus-Flottenalmanach 2083/84
    Unabhängige Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger (UGzRR): eine mit Mitteln der EAAU und der VOR ins Leben gerufene Organisation mit humanitärer Zielsetzung, der der Status einer autonomen Gesellschaft verliehen wurde. Die Basis ist Las Lunas. Die Flotte besteht derzeit aus sechs Rettungskreuzern.
    HENRI DUNANT (EAAU): Das Schiff trägt den Namen des Schweizer Kaufmanns, der aus Protest gegen das Verwundetenelend in der Schlacht von Solferino (1859) zum geistigen Urheber der Genfer Konvention und Begründer des Roten Kreuzes wurde. Flaggschiff der Gesellschaft.
    ALBERT SCHWEITZER (EAAU): Das Schiff wurde benannt nach dem elsässischen Theologen, Philosophen, Musiker und Arzt, der 1913 das Urwald-Krankenhaus von Lambarene begründete. Sein Lebenswerk stand unter dem Motto »Ehrfurcht vor dem Leben«.
    FLORENCE NIGHTINGALE (EAAU): Mit dieser Namensgebung wurde der englischen Diakonissin gedacht, die im Verlauf des blutigen Krimkrieges (1853-56) die Versorgung der Verwundeten und Kranken organisierte und sich mit Nachdruck für ein menschenwürdiges Lazarettwesen einsetzte.
    ELSA BRANDSTROEM (EAAU): Der Schiffsname hält die Erinnerung wach an den »Engel von Sibirien«. Die Schwedin organisierte im Ersten Weltkrieg (1914-18) das Hilfswerk für die deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen in Rußland.
    MAHATMA GANDHI (VOR): Der Rettungskreuzer erhielt den Namen des 1948 ermordeten indischen Staatsmannes, der mit der Waffe des gewaltlosen Widerstandes sein Vaterland in die Freiheit führte. Mahatma = »große Seele«.
    RABINDRANATH TAGORE (VOR): Die Schiffstaufe erfolgte im Gedenken an den bedeutenden Sozialreformer, Politiker und Pädagogen, der im frühen 20. Jahrhundert maßgeblich dazu beitrug, Indiens Kultur für den Westen zu erschließen.
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    1.
    In der Geschichte der UGzRR steht die Zeit zwischen dem 15. Juni und dem 12. August des Jahres 2083 als ein Kapitel für sich. Für die junge Gesellschaft waren diese Wochen die erste große Bewährungsprobe. Manche nennen sie auch die Feuertaufe.
    In diesen 59 Tagen wurden insgesamt einundzwanzig Einsätze geflogen, einige davon unter schwersten Bedingungen, wobei siebenundvierzig Menschen aus Raumnot gerettet wurden. Ein erst vor kurzem in Dienst gestellter Raumnotkreuzer trug dabei erhebliche Beschädigungen davon und fiel für die nächsten zwei Monate aus; so lange dauerte der Werftaufenthalt. Ein zweiter mußte als Totalverlust abgeschrieben werden. Und drei Rettungsleute bezahlten ihre Hilfsbereitschaft mit dem Leben. Das ist die rühmliche Seite dieses Kapitels: jene, auf die immer wieder gern verwiesen wird.
    Daneben gibt es noch eine andere Seite, die weniger rühmlich ist und unter anderem das Raumgericht in Metropolis beschäftigt hat. Sie ist überschrieben mit Elsa Brandstroem. Man hat mich hinterher bestürmt, wenn nicht das ganze Schiff, so doch wenigstens den Schiffsnamen aus dem Verkehr zu ziehen, doch davon hielt ich nichts. Nicht der Schiffsname hatte sich schuldig gemacht. Wenn ich einen Schuldigen benennen soll, gerate ich in Schwierigkeiten. Da kam eins zum anderen: die leere Weite des herrenlosen Raumes, der politische Hintergrund, die verständliche Angst, die Erziehung eines jungen Menschen zum sogenannten harten Mann und der gefährliche Anreiz einer Waffe.
    Was damals geschah, ereignete sich vor dem Hintergrund einer 5 Millionen Jahre alten kosmischen Explosion. Der Umstand, daß für unser Planetensystem die Auswirkungen erst so spät spürbar wurden, läßt etwas von der Ufer- und Grenzenlosigkeit dieses Raumes erahnen, in dem wir unseren Dienst versahen. Die Auswirkungen bestanden vor allem in einer in dieser Massierung noch nie zuvor gemessenen Folge schwerster Staub- und Meteoritenstürme. In den Annalen der Raumfahrt trägt diese Periode die Bezeichnung: Die schwarzen Wochen.
    Als ich am 4. Juni an Bord der Elsa Brandstroem den Uranus verließ, war von den Schwarzen Wochen noch nicht die Rede, und sowohl die unrühmliche als auch die unrühmliche Seite des besagten Kapitels mußten erst noch geschrieben werden.
    Auf dem Uranus war eine Woche lang über Völkerrecht, Raumrecht, allgemeines Recht und den juristischen Status der UGzRR debattiert worden. Die VOR hatten unter dem Vorsitz von Jing Fu, dem Staatskommissar für Kosmologie und Astronautik, eine vierundzwanzig-köpfige Delegation entsandt, während sich
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