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Der verflixte Bahnhofsbau

Der verflixte Bahnhofsbau

Titel: Der verflixte Bahnhofsbau
Autoren: Werner Schrader
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Busch. Plötzlich springt Tatta Knobel siebeneinhalb Meter zurück und nimmt Deckung, wobei er mit der Pistole wild in der Luft herumfuchtelt. Der kluge Hund stellt sich ihm geschickt in den Weg, so daß er hinfällt und seine scharfe Polizistennase leicht beschädigt. Der Hund kriegt einen Tritt, Jochen aber macht die Augen zu und steckt die Finger in die Ohren, denn jetzt muß es gleich knallen. Da es jedoch ruhig bleibt, kein gutgezielter Schuß die Stille zerreißt und den Räuber zu Boden streckt, öffnet er die Augen einen Spalt und lugt durch die Zweige. Als er auch die Finger aus den Ohren nimmt, kann er Tatta Knobel hören, der soeben sagt: „Ich habe keine Kugeln mit, so ein Dreck!“
    „Das weiß Henner Blau ja nicht!“ flüstert Jochen Krumm aus sicherer Entfernung. Tatta denkt wieder einmal nach, stürzt dann entschlossen auf die Höhle zu und brüllt mit markerschütternder Polizistenstimme: „Komm heraus, Henner Blau, du bist erkannt! Du liegst unterm Bett.“
    Das ist natürlich eine Lüge, denn Henner Blau hat ja gar kein Bett. Er schläft doch auf einem Haufen Stroh, Laub und Heu.
    Da sich in der Höhle auch jetzt nichts rührt, fährt Tatta noch brüllender fort: „Wenn du nicht sofort herauskommst, schieße ich durch die Tür! Ich zähle bis drei. Eins... zwei... drei...!“
    Aber der Räuber kommt nicht.
    „Ich mache Ernst!“ schreit Tatta nun, so laut er kann. „Ergib dich, wenn dir dein Leben lieb ist!“
    Aber Henner Blau scheint sein Leben nicht zu lieben, oder aber er hat Watte in den Ohren, denn er kommt immer noch nicht heraus. Da faßt Tatta sich ein Herz und reißt die Tür mit einem Ruck auf.
    In der Höhle steht ein Tisch, links ein Ofen, rechts ein Hauklotz, in der Wand steckt ein Nagel für Mütze und Schal, auf dem Boden liegt eine Menge Heu, Stroh und Laub. Der Räuber aber steht oder steckt oder liegt nirgends.
    „Ausgeflogen!“ sagt Tatta erleichtert. „Das ist sein Glück!“
    Er öffnet die Ofentür, um zu sehen, ob Henner Blau vor Angst vielleicht da hineingekrochen wäre. Aber der Ofen ist leer, so leer wie Tattas Kopf im Augenblick, denn nun weiß er wirklich nicht mehr, was er machen soll.
    Da stößt Jochen Krumm, der inzwischen auch näher gekommen ist, ihn an und flüstert: „Wir müssen woanders suchen! Vielleicht hat Henner Blau uns kommen sehen und sich versteckt.“
    Tatta nickt, zieht seine Stiefel wieder an und sammelt seine Gedanken. „Auf geht's!“ ruft er. „Wir durchkämmen den Wald! Weit kann der Bursche noch nicht sein!“
    Und schon eilen die tapferen Verfolger dem Räuber nach. Sie merken nicht, daß der geschulte Polizeihund zurückbleibt, weil er es lustiger findet, das Laub von Henner Blaus Lager nach Mäusen zu durchsuchen, als sich von einem wütenden Polizisten treten zu lassen. Sie sehen in ihrem Eifer nicht, daß hinter dem Baum, säuberlich aufgestapelt, mindestens elf Schiebkarrenladungen roter Backsteine liegen. Sie sehen auch Henner Blau nicht, der soeben ächzend und stöhnend mit einer neuen Ladung Steine angeschoben kommt und sie sofort hinter seiner Wohnung aufzuschichten beginnt.
    Nein, das alles sehen sie nicht, denn sie laufen in die falsche Richtung.
     

DAS SECHSTE KAPITEL
     
    Die Bürger gehn den Räuber suchen,
    der Hund der Polizei stiehlt Kuchen.
     
    Hasenkrug ist eine glückliche Stadt. Wenn in andern Städten Steine für einen Bahnhof, Zement oder Sand gestohlen werden, müssen alle Leute darunter leiden, weil die Polizei ihre Häuser durchsucht und jeden für den Dieb hält, bis eines Tages der richtige gefunden wird. In Hasenkrug weiß man dagegen ganz sicher, daß Henner Blau der Dieb ist. Darum läßt Tatta Knobel die andern in Ruhe.
    Seit er mit Jochen Krumm die Höhle des Räubers erstürmt hat, ist eine Woche vergangen. Und immer noch wird gestohlen.
    Calli Zabel, der auch tagsüber bei Brating sitzt und horcht, was ja müde macht, hat vier Nächte lang geschlafen, ohne etwas gehört zu haben. In der fünften Nacht wacht er wieder und hört den Dieb mit Schiebkarre und Steinen hantieren. Sofort rennt er zu Tatta Knobel, um ihn zu benachrichtigen. Der schießt wie der Blitz aus dem Bett und in sein Zeug. Aber dann ist seine Uniformhose nicht da, und ohne Hose kann doch ein Polizist keine Verbrecher fangen. Nach einer halben Stunde findet er sie. Der englische Hund liegt darauf und schläft wie ein Toter. Als Tatta endlich am Bahnhof ankommt, ist der Dieb längst weg.
    Am nächsten Abend versteckt Tatta
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