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Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
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plattfüßigen Kasimir, es klingelte allen Ernstes!
    Um die Mittagszeit!!! Just zu der Stunde, wo Meisterdetektive essen. Das war doch... na ja, eine Unverschämtheit war es auf alle Fälle!
    „Es hat geklingelt, Pinsel! Hast du das gehört?“ polterte ich in die Ofenecke.
    „Wauoooh“, bellte mein Löwe, Marke „Quer-durch-die-Rassen“, müde zurück. Der Knochen schien alle seine Kräfte verzehrt zu haben. Ich schob zuerst den Teller, dann den Stuhl zurück, die Unterlippe vor und machte mich auf den Weg zur Tür.
    Der Klingler war groß und massig, grauhaarig, ängstlich, aufgeregt und unsicher. Dazu schnaufte er wie ein Seehund, der zu viele Heringe verschlungen hatte. Und er sah ganz danach aus, als wolle er einem Meisterdetektiv die gute Laune verderben. Oder hatte er sich eventuell nur in der Klingel vergriffen? Hoffnung, gleich einem winzigen Pflänzchen, wuchs in mir.

    „Sie haben sich sicher in der Etage geirrt, was? Frau Eulchen wohnt“, ich rammte den ausgestreckten Daumen Richtung Himmel, „dort!“
    Der Schnauferer vor mir tat erschreckt.
    „Ich will zu keiner Frau Eulchen. Ich möchte zu Herrn Balduin Pfiff.“
    „Ach“, sagte ich und ließ mir die Enttäuschung ansehen.
    „Dem Detektiv!“ zischte er mir leise durch die Lücke seiner Schneidezähne zu.
    „Der Meisterdetektiv ist gerade beim Essen.“
    Der Besucher nickte verständnisvoll.
    „Ich warte, bis er ausgegessen hat. Ich setze mich inzwischen auf die Treppe.“
    „Lassen Sie das lieber sein“, sagte ich, „den letzten, der auf der Treppe warten wollte, mußte die Feuerwehr absägen.“ Er sah mich zuerst erschrocken an, dann aber stieß er ein schüchternes Hau-hau-hau-Lachen hervor. Ein Lachen, das zu ihm paßte wie ein rosafarbener Rolls-Royce zu einem Dorfpriester.
    „Treten Sie ein, ich werde das Essen unterbrechen!“
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, was das hieß. Er schleuderte mir seine schaufelgroße Rechte entgegen.
    „Sie selbst sind der Detektiv... Erlauben Sie mir, daß ich mich vorstelle: Johannes Fimsel.“
    Sechzig Sekunden später saß Johannes Fimsel in meiner Sofaecke, wo er mit Pinsel interessierte Blicke kreuzte. „Ich hab’ auch einen Hund. Einen Boxer!“
    „Pinsel scheint das zu riechen. Vor Boxern hat er unheimlichen Respekt. Also, Herr Fimsel, wo zwickt der Holzschuh? Was kann ich für Sie tun?“
    „Ich komme ohne Umschweife zur Sache, wenn’s recht ist.“
    „Es ist recht“, stimmte ich rasch zu, bevor er es sich wieder anders überlegte.
    „Vorgestern abend habe ich mich im ,Hotel Adler 1 mit einem Freund aus meiner Lehrlingszeit getroffen. Über dreißig Jahre haben wir uns nicht gesehen. Na ja, es wurde ein bißchen spät, und ich habe wohl auch ein paar Gläschen zuviel auf unser Wiedersehen angestoßen. Kurz vor Mitternacht trennten wir uns, und ich fuhr zur Tiefgarage hinunter. Dabei hätte ich mir ein Taxi rufen müssen... Ich setzte mich in meinen Wagen und beschloß, noch ein bißchen zu warten. Nach zehn Minuten hörte ich plötzlich leise Stimmen. Drei Männer unterhielten sich jenseits der Trennwand. Sie konnten mich ebensowenig ahnen, wie ich sie sehen. Aber ich schwöre Ihnen, Herr Pfiff, daß mir trotz meiner reichlichen Promille heiß und kalt bei dem geworden ist, worüber diese Männer sprachen.“ Johannes Fimsel fuhr sich mit dem Zeigefinger zwischen Hals und Hemdkragen.
    „Ich nehme an, daß Sie Zuhörer bei einem Gaunerplan geworden sind.“
    Fimsel nickte heftig. „In der Tat... Ich habe kaum noch gewagt zu atmen...“
    „Und wegen Ihrer Promille sind Sie auch nicht zur Polizei gegangen.“
    Er nickte schuldbewußt.
    „Die hätten doch sofort kombiniert, daß ich drauf und dran gewesen war, Auto zu fahren... Und wäre ich heute zur Polizei gegangen...“ er zuckte mit den Schultern, „dann würden die fragen: Warum kommen Sie erst heute? Ja, und deshalb bin ich hier.“
    „Was genau haben Sie denn nun gehört?“
    „Am Mittwoch, also übermorgen, wollen sie in ein Geschäft einbrechen. Das Dumme dabei ist nur, daß sie nicht ein einziges Mal den Namen des Geschäfts nannten. Auf der anderen Seite steht für mich fest, daß einer der Männer in jenem Geschäft arbeitet, in das eingebrochen werden soll. Er ist also zugleich Informant und Komplize. Er hat dem anderen auch einen Schlüssel gegeben. Es war von Tresoren die Rede und von Sammlungen. Und einmal fiel der Name Konrad...“
    „Das ist ein bißchen wenig. Ich dachte, Sie hätten eine so
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