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Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
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wieder mal ein Fall von allein gelöst. Vergessen Sie nicht, die Polizei zu informieren, Herr Möllebeck...“
    „Ich ruf ihn dann an!“ rief Wanda vom Fenster herüber. Ich gab es weiter und legte auf.
    „Na, was sagen Sie jetzt, Herr Detektiv? Der Aufgabeort läßt ja wohl nur einen Schluß zu: Helli Vogel.“
    Ich nickte, rief: „Komm, Pinsel!“ und bewegte mich Richtung Tür.
    „Daß Sie für Ihre Memoiren Reklame machen müssen, leuchtet mir ja ein. Aber daß Sie dabei andere in Verdacht bringen müssen, das ist hinterhältig, meine Dame!“
    „Was wollen Sie damit sagen?“ fragte Wanda S. mit drohendem Unterton.
    „Das wissen Sie nicht?“
    „Nein, das weiß ich nicht.“
    „Dann will ich es Ihnen vorführen.“
    Ich ging auf Wanda S. zu, faßte sie am Arm und dirigierte sie zum Fenster zurück. Und zwar genau zu der Stelle, an der sie stand, während ich mit Möllebeck telefonierte.
    „Bleiben Sie hier stehen, gleich wird es spannend.“
    Ich ging zum Telefon, nahm den Hörer von der Gabel und wartete.
    „Ja, bitte?“ flötete die weibliche Stimme der Vermittlung. Ich räusperte mich und legte los:
    „Bitte, mein Fräulein, helfen Sie mir bei der Auflösung eines kleinen hellseherischen Experimentes. Es geht um Ihren Vornamen. Hier wurde ein Name behauptet, und ich möchte gern wissen, ob es der richtige ist.“
    Ein fröhliches Kichern antwortete mir als erstes, dann fragte sie:
    „Welchen Namen hat man Ihnen denn genannt?“
    „Helene!!“ rief ich aufs Geratewohl. Wieder kicherte das Mädchen am anderen Strippenende.
    „Es muß ein schlechter Hellseher sein. Ich heiße Anita!“
    „Vielen Dank!“
    Leise und behutsam legte ich den Hörer auf die Gabel zurück. „Was soll das alberne Theater eigentlich?“ giftete Wanda S. Ich lächelte ihr zu:
    „Bitte, sagen Sie mir den Namen, den mir das Mädchen aus der Vermittlung genannt hat.“
    Zuerst schien sie verblüfft, zupfte sich sekundenlang ratlos an den Löckchen, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ihre Augen funkelten mich böse an.
    „Wie soll ich das wissen? Haben Sie telefoniert oder ich?“
    „Ich, große Schauspielerin. Und zwar genauso wie zuvor, als Herr Möllebeck am Apparat war. Wenn Sie den Namen Anita nicht verstanden haben, wie konnten Sie dann vorhin den Namen des Postamtes verstehen, bei dem Ihre angeblich gestohlenen Memoiren aufgegeben worden sind?“
    „Ich... ich... ich ..stammelte sie. Und ich nickte. „Vergessen Sie nicht, auch diese Geschichte Ihren Erinnerungen anzuvertrauen ..

Eine tolle Familie

    Um 10 Uhr hatte ich den Laden von Fleischermeister Gurgel verlassen und feststellen müssen, daß Pinsel verschwunden war. Ihm wird irgendeine Promenadenmischung schöne Augen gemacht haben, dachte ich zuerst und beschloß zu warten. Als ausgefuchster Meisterdetektiv war ich natürlich ein As im Warten, wobei mir allerdings, ich gebe es zu, meine Schuhgröße sehr zustatten kam. Auf Größe fünfundvierzig wartet es sich nun mal leichter als auf vierzig.
    Um 11 Uhr war das Hackfleisch in meiner Tüte warm, die Wiener bekamen Runzeln, das Schweineschmalz wollte unbedingt laufen, und ich litt unter Ungeduld, sprich Zorn.
    „Pinsel!!“ rief ich so laut, daß es den Straßenlärm übertönte und eine elegante dünne Endvierzigerin wie vom Donner gerührt stehenblieb und mich entrüstet musterte.
    „Flegel!!“ schnauzte sie mich durch rotlackierte Lippen an und balancierte dann ihren gut gekleideten Zentner auf Neunzentimeterstöckelschuhen weiter. Ich weiß bis heute nicht, was sie an dem „Pinsel“ gestört hat.
    Um 11 Uhr 15 verfütterte ich das Hackfleisch an einen scheinbar herrenlosen Dackel vom Typ „Straßenfeger“ (sein Bauch strich über das Pflaster), aß dabei die sechs Wiener und vertraute das weiche Schmalz einem städtischen Papierkorb an, durch den es bald durchzutropfen begann.
    Bis 11 Uhr 30 suchte ich Pinsel in der Schubertstraße, anschließend in der Müllerstraße, im Friedenspark, in der Lindenstraße und im Gewirr der Sträßchen und Gassen rund um die Kirche.
    Kurz nach 14 Uhr kehrte ich müde, hungrig, wütend, ratlos und sorgenvoll nach Hause zurück.
    Als ich Frau Eulchen dreißig Stufen über mir trällern hörte, versteckte ich mich rasch in der Kellernische. Nicht auszudenken, wenn ich ihr in meinem jetzigen gereizten Zustand begegnet wäre. Sie hätte bestimmt wiedermal ein Dreivierteljahr nicht mit mir gesprochen...

    Plötzlich durchzuckte mich die Hoffnung, Pinsel
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