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Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
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geguckt hätte, wäre ich mit einem rosarot angestrichenen Esel ins Foyer marschiert. Ich lächelte ebenso hoheitsvoll und überreichte meine Karte. Dazu sagte ich: „Wenn Sie mich bitte anmelden würden. Im übrigen: Alle Seiten sind an strengster Diskretion interessiert!“ Der König sah hoheitsvoll steil nach unten.
    „Sie sollten Selbstverständlichkeiten unerwähnt lassen, Herr Pfiff.“
    Bei Jussuv, dem Bartzupfer, wie konnte einer nur so empfindlich sein...
    Helli Vogel sah genauso aus, wie ich sie vom Theater her in Erinnerung hatte. Sie empfing mich gleichermaßen freundlich wie reserviert. Während sie Pinsel zwei Hände voll Streicheleinheiten verabreichte, die mein Knorpelfresser genüßlich über sich ergehen ließ, sagte sie zu mir:
    „Bitte nehmen Sie Platz. Auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung habe, was ein Detektiv von mir wollen könnte, gebe ich zu, daß die Neugier an mir nagt.“
    Bereits in dieser Sekunde glaubte ich, davon überzeugt zu sein, daß sie von einem Diebstahl fremder Memoiren mindestens so weit entfernt war wie die ägyptischen Pyramiden vom Eiffelturm in Paris. Oder sollte ich mich irren?
    „Wie gut kennen Sie Ihre Kollegin Wanda S.?“ ging ich ohne Vorbereitung zum Angriff über. Sie lachte kurz auf und antwortete:
    „Gut genug, um ihr aus dem Weg zu gehen.“
    „Man hat ihre Memoiren gestohlen.“
    Sie nickte, noch immer belustigt.
    „Ich hörte davon.“
    „Hatten Sie je Streit mit Wanda S.?“
    „Ich kenne niemanden, der keinen mit ihr hatte ..
    Sie hielt plötzlich den Kopf schräg, blinzelte mißtrauisch und fragte:
    „Warum stellen Sie mir eigentlich all diese Fragen?“
    Ich zog den Erpresserbrief aus der Tasche und las laut vor: „Wenn Sie Ihr Buch ohne die Seiten 112-127 drucken, erhalten Sie das restliche Manuskript (ohne 112-127) zurück... und so weiter, und so weiter.“
    Helli Vogel starrte mich verblüfft an. Ungläubig erkundigte

    „Besagte Seiten befassen sich unter anderem mit Ihnen, gnä’ Frau!“
    Sie lachte laut und herzlich. So, als hätte ich ihr den Witz des Jahres erzählt. Dann hob sie die Rechte und verkündete mit feierlichem Ernst:
    „Ich schwöre, daß ich unschuldig bin wie frischgefall’ner Schnee!“
    Dabei tanzten in ihren Augen tausend Teufelchen.
    „Von mir aus kann sie schreiben, was und so viel sie will.“
    Also ehrlich, mit Schauspielern mochte ich nicht öfters zu tun haben...

    Martin Eicher begrüßte mich in seiner Wohnung am Pferdemarkt. Ich fand, daß er weder arrogant noch ein Schönling war, wie Wanda S. behauptet hatte. Ich gab ihm den anonymen Brief zu lesen. Er schüttelte den Kopf.
    „Warum kommen Sie damit zu mir?“
    „Weil sich besagte Seiten auch mit Ihnen befassen, Herr Eicher. Folglich könnten Sie ein Interesse daran haben, daß diese Memoiren nicht erscheinen.“
    „Was steht denn auf den Seiten 112 bis 127?“
    „Das sollten Sie doch besser wissen...“
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Du lieber Himmel, ich habe der Wanda mal den Inhalt einer Blumenvase ins Dekolleté geschüttet, aber das ist mindestens schon zwanzig Jahre her...“
    „Na, wenn’s weiter nichts ist...“ nickte ich, und Pinsel nieste Beifall.
    „Sonst fällt Ihnen nichts ein?“
    Martin Eicher sah zur Decke und schloß die Augen. (Schauspieler!!!) Schließlich ließ er das Kinn wieder fallen und sah mich mit unglücklicher Miene an.

    „Mir fällt wirklich nichts mehr ein...“

    Wanda S. schlürfte Sekt, als ich ihr Hotelappartement betrat. „Haben Sie mit den beiden gesprochen?“
    Ich nickte. Sie stellte das Glas zur Seite und fauchte: „Wer war’s-er oder sie?“
    „Ich bin noch am Überlegen...“ versuchte ich diplomatisch zu sein. In diesem Augenblick klingelte es. Gereizt riß Wanda S. den Hörer von der Gabel.
    „Ach, Sie sind’s, Herr Möllebeck...“
    Dann stieß sie einen spitzen Schrei aus und rief in die Muschel.
    „Das müssen Sie meinem Detektiv sagen, der ist gerade hier. Herr Pfiff, mein Verleger.“
    Ich nahm den Hörer, während Wanda S. zum Fenster ging und es schloß.
    „Hier Pfiff.“
    „Hier Möllebeck... Soeben sind Wandas Memoiren ohne Kommentar vollständig bei mir eingetroffen.“
    „Wie kamen sie?“
    „Per Eilboten!“
    „Und bei welchem Postamt wurden sie aufgegeben?“ .“Moment, da muß ich nachgucken...“ Er guckte sieben Sekunden nach!
    „... Postamt IV, das ist das in der Bonner Straße, gleich hinter den ,Drei Jahreszeiten’.“
    „Aha“, sagte ich,.....da hat sich
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