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Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
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könne mit dem harmlosesten Gesicht vor der Tür sitzen und mit seinem Stummelschwanz einen Walzer auf die Dielenbretter blobbern.
    Na warte, dir werde ich es geben... Ich flog die Stufen hinauf... Mich durch die Straßen zu hetzen, mich heiser rufen zu lassen, mich... nein, vor der Tür saß niemand. Nur in der Tür steckte ein weißer Umschlag. Als ob ich keinen Briefkasten besäße. Ich haßte diese Art von Jovialität...

    Nach fünf Minuten Sofaecke und einem Liter Buttermilch fühlte ich mich wieder etwas wohler.
    Wo mochte Pinsel sein? Was konnte ihn dazu bewogen haben wegzulaufen? Schließlich zählte er keine vier Monate mehr wie damals als Findelhündchen, als er vor meiner Tür saß.
    Inzwischen war er ein ausgewachsener Detektivhund, beim Barthaar des Schwülstigen, wie konnte er mir so was antun...
    Mir fiel der Brief aus der Türritze ein. Wahrscheinlich suchte wiedermal eine Sekte Dumme, die für ihre Insekten zahlten. Na, und dann blieb dem großen Balduin Pfiff, Meisterdetektiv und Buttermilchtrinker, im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke weg. Ich, eine Seele von Mensch, ich, der jeden Bettler leben ließ, nicht gerade hoch, aber immerhin leben, der fremde Hunde fütterte, keine Taube vom Dach scheuchte, der zähneknirschend seine Steuern zahlte, der einen großen Schritt über jede Pfütze machte, wenn darin eine Fliege schwamm, ich, der heimlich sogar seinen Bundeskanzler duzte, ich hielt den ersten Erpresserbrief meines Lebens in den Händen. Rückwärtsgehend kehrte ich zu meiner Sofaecke zurück und las zum dritten Mal diesen hinterlistigen, hundsgemeinen Brief:

    „An Herrn Pfiff, Detektiv!
    Sie werden es schon bemerkt haben: Ihr Hund ist weg! Er befindet sich in unserer Gewalt! Noch geht es ihm gut, noch ist er gesund. Aber wie lange noch? Wenn Sie Ihren Hund lebend und unbeschädigt Wiedersehen wollen, dann lassen Sie ab sofort Ihre Finger aus dem ,Fall Vilsinger’! Hören Sie mit Ihrem sinnlosen Rumgeschnüffle auf. Die Vilsingers sind eine anständige Familie, die weder was mit der Polizei noch irgendwelchen Detektiven zu tun haben will. Die brauchen keine Fremden! In diesem ,Fall’ gibt es nur einen Halunken — und der heißt Josef Schnuff! Stellen Sie morgen abend um 20 Uhr einen großen weißen Karton in Ihr Fenster, dann wissen wir, daß Sie auf unser Angebot eingehen. Sobald wir uns davon überzeugt haben, lassen wir Sie wissen, wo Sie Ihren Hund wiederfinden können. Sollten Sie ablehnen oder gemeinsame Sache mit der Polizei machen wollen, werden wir Ihren Hund... Einzelheiten sollen Ihnen erspart bleiben.
    Einer, der es gut mit den Vilsingers meint!“

    Bei Moritz, dem Leidgeprüften, ich hatte lange genug den Verdutzten gespielt, jetzt war es genug. Von wegen weißen Karton ins Fenster stellen. Für was hielt mich diese tolle Familie eigentlich? Glaubte sie, ich würde ihr Räuber- und Gendarmspiel mitspielen? Auf Kosten meines braven Pinsels?
    „Sieben... neun... vier... vier... drei... acht…“ Na, wenigstens nicht besetzt.
    „Hallo, hier Schnuff!“
    „Und hier spricht Balduin Pfiff“, sagte ich, und Josef Schnuff blies aufgeregt durch den Draht:
    „Was, schon Erfolg gehabt?“
    Nur nicht aufregen! rief ich mir zu. „Lieber Herr Schnuff, bevor ich zu meiner entscheidenden Frage komme, eine Feststellung und noch ein paar andere Worte. Die Feststellung: Sie haben zwar einen Meisterdetektiv engagiert, aber keinen Wunderheiler. Also erwarten Sie keine Wunder von mir. Schließlich bearbeite ich Ihre Angelegenheit erst seit zwei Tagen. Und nun zu den Worten: Sie haben mich engagiert, um sozusagen unter Ausschluß des Gesetzes herausfinden zu lassen, welcher Ihrer drei Stiefbrüder hinter den Farbschmierereien steckt. Sie sind davon überzeugt, daß nur einer aus Ihrer Familie Ihre Lieferwagen besudelt. Und Sie glauben, dafür auch einen Beweis zu haben: den Schlüsselanhänger vom Geräteschuppen aus dem Hof Ihrer Brüder. Ist so alles richtig?“
    „Jaja... nur... nur... Warum fragen Sie das alles noch einmal?“ stammelte Josef Schnuff.
    „Das hängt mit meiner Frage zusammen: Welchem der drei trauen Sie zu, einen armen, unschuldigen Hund zu entführen?“
    „Wa... w... w... waaaas?“
    „Ganz recht!“ raunzte ich. „Irgendeiner aus Ihrer sauberen Familie hat meinen Pinsel entführt und verlangt für dessen Freilassung, daß ich ab sofort die Untersuchung abbreche.“
    „Das ist schlimm!“ fand Herr Schnuff. „Was werden Sie tun?“
    „Darf ich vorher Ihre
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