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Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
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gute Lausche gehabt!“
    „Das schon, aber jedesmal, wenn oben ein Wagen vorbeifuhr, konnte ich unten nichts verstehen.“
    „Einer der Halunken hieß also Konrad.“
    „Ob einer von denen so hieß, weiß ich nicht. Es war von einem Konrad und einem Parkplatz die Rede. Ob dieser Konrad nun auf dem Parkplatz warten oder hinkommen soll, war nicht auszumachen.“
    Ich quetschte meinen Besucher noch eine Weile aus, doch es fiel kein nennenswerter Tropfen Information mehr aus ihm heraus. Nachdem er gegangen war, nahm ich ein Blatt Papier und schrieb die vier Worte drauf: Tresor — Sammlung — Konrad — Parkplatz. Dann legte ich mich auf das Sofa und begann zu überlegen. Wie waren diese vier Begriffe unter einen Hut zu kriegen? Welche Sammlungen konnten gemeint sein? Bilder — Schmuck — Münzen oder Briefmarken?

    Natürlich gab es auch Leute, die Käfer, Bierdeckel oder Schmetterlinge sammelten. Aber, würden die so was im Tresor aufbewahren? Ich will es kurz machen: Mich, den Meisterdetektiv, traf plötzlich der Schlag der Erkenntnis. Bei Parkplatz und Konrad funkte sozusagen ein Kurzschluß. Das Pelzhaus Konrad verfügte über einen großen Parkplatz, und wer residierte in unmittelbarer Nachbarschaft? Mack & Schlösser, die „Briefmarken-Schatulle“. Hier gab es sicher Sammlungen ebenso wie Tresore.
    Natürlich konnte ich mich auch irren...
    „Komm, Pinsel, machen wir einen Spaziergang mit anschließendem Besuch. Mal sehen, wer am Ende mehr überrascht ist, der Herr Mack oder der Meisterdetektiv...“

    Es war haarscharf so, wie ich es vermutet hatte. Vom Parkplatz des Konradschen Pelzgeschäftes waren es nur fünfundzwanzig Meter bis zu Mack & Schlösser. Ich klemmte mir Pinsel unter den Arm, ein paar gewichtig-ernsthafte Falten ins Gesicht und betrat die „Briefmarken-Schatulle“. Eine junge Dame mit Leichenbittermiene nahm sich meiner an, wobei sie einen mißbilligenden Blick auf Pinsel warf, der sie daraufhin sofort gekränkt anknurrte.
    „Der Kleine hier war in seinem ersten Leben als Hellseher auf der Welt. Sie sollten vorsichtiger mit Ihren Gedanken umgehen“, sagte ich. Und siehe da: Das Wesen konnte sogar lächeln.
    „Womit kann ich Ihnen dienen?“
    Und ich: „Ich habe eine große Briefmarkensammlung geerbt und frage mich jetzt, ob ich sie verkaufen soll. Ich würde gern mit Herrn Mack darüber sprechen.“
    Zwei Minuten später saß ich Theo Mack gegenüber. Er war ein kleiner, aber äußerst lebhafter Mann. Als er begann, sich vor seiner Eröffnungsrede die Hände zu reiben, schockte ich ihn mit der Frage:
    „Ich bin Meisterdetektiv, sind Sie sicher, daß dieses unser Gespräch nicht belauscht werden kann?“
    Bereits zehn Sekunden später hatte er sich wieder gefaßt: „Ich bin sicher!“ Und weiter: „Sie haben also gar keine Sammlung geerbt?“
    „Nein“, gab ich zu und schenkte ihm reinen Wein über den Grund meines Besuches ein. Und, bei Pimpi, dem Latschenschwinger, es war ein Vergnügen zu sehen, wie schnell sich der kleine Herr Mack vom Schrecken erholt hatte. Er beschäftigte zwei männliche Angestellte, von denen er nur das beste hielt. In seinen beiden Tresoren lagerten im Augenblick sieben äußerst wertvolle Sammlungen.
    Daß man den Mittwoch als Tag des Einbruchs ausgewählt hatte, erklärte sich Mack mit der Übertragung des Fußballländerspiels Deutschland-Österreich im Fernsehen.
    Noch an demselben Abend stellte mein Freund, der Kriminalinspektor Schulz, die ersten Weichen für den Mittwoch. Und es gab einen doppelten Sieg. Außer der deutschen Nationalmannschaft siegte auch die Polizei. Aber die ließ sich Zeit mit ihrem Sieg. Sie wartete, bis die beiden Gauner ihr gesamtes Werkzeug in der „Schatulle“ deponiert hatten. Bei dem Schlüssel handelte es sich übrigens um den, der zur stählernen Hoftür paßte. Wie nicht anders zu erwarten war, schwieg sich das Pärchen über den dritten Mann aus.
    Aber auch die Kriminalbeamten, denen die Überwachung der beiden Angestellten oblag, konnten nichts Verdächtiges melden. Sie beschatteten Markus Rolf, den einen, und Paul Matissen, den anderen, sozusagen bis zu dem Augenblick, wo sie am Morgen des Donnerstag wieder das Geschäft betraten. Sollten wirklich beide unschuldig sein?
    Schulz und ich saßen in Macks Büro, als der Markus Rolf zu sich rief. Dieser, ein etwa dreißigjähriger rothaariger, zur Dicklichkeit neigender Mann, wußte schon alles und starrte uns mehr neugierig als schuldbewußt entgegen. „Herr Rolf,
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