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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin
Autoren: Michelle Stern
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»Wir haben zu wenig Energie!« Matt versuchte an Höhe zu gewinnen. Es war das neunte Mal, dass Jackson 7 Probleme machte, seit sie gemeinsam mit den beiden Technos Paul und Rebekka aus der Bunkerkolonie Hermannsburg aufgebrochen waren. Aber so schlimm wie jetzt war es noch nie gewesen.
    Die automatische Umschaltung versagte. Matt trat der Schweiß auf die Stirn.
    »Wir stürzen ab!« Rebekka Blooms Stimme klang schrill.
    Sie saß als Navigator hinter Matt und Paul.
    »Ich würde es nicht unbedingt einen Absturz nennen.« Die Finger von Paul Canterbury junior hetzten über die Tastatur. Er saß hochkonzentriert neben Matt. Seine Blicke schienen Löcher in das Display des HUD zu brennen. »Wir sinken kontinuierlich und haben keine Kontrolle über die Geschwindigkeit.«
    »Genau davon rede ich, du Idiot!«
    »Paul, manuelle Umschaltung!«, befahl Matt barsch.
    »Rebbie, ich brauche freie Bahn, am besten eine Schlucht!« Er wich einem gut dreißig Meter hohen Akazienstrauch aus.
    Rebekka blendete die Daten auf dem Panoramaschirm ein.
    Wenige hundert Meter vor ihnen lag ein zerklüftetes Gelände voller Schluchten. Matt packte den Steuer-Joystick fester.
    »Noch ein paar Sekunden!«, rief Paul gehetzt.
    Zielsicher schwenkte Matt den Flugpanzer in einer Linksschleife auf das zerklüftete Gelände zu. »Beeil dich, Paul!« Er richtete den bockenden Flugpanzer aus. Der Boden näherte sich bedrohlich schnell.
    »Bei allen Göttern!« Rulfan hielt Chira gepackt. »Das ist Wahnsinn, Matt! Die Schluchten sind zu schmal!«
    »Dafür sind sie tief.« Matt presste die Zähne aufeinander.
    »Festhalten!« Er korrigierte ein letztes Mal. Der schwarze Flugpanzer tauchte zwischen zwei rote Felswände. Chira kläffte und winselte.
    »Paulie!« Rebekka schrie es.
    »Gleich, verflucht!«
    Matt versuchte ruhig zu bleiben. Seine Militärausbildung half ihm dabei. Die Suche nach Aruula wird nicht an einem maroden Flugpanzer scheitern, verdammt! Wieder versuchte er nach oben zu ziehen. Vergebens.
    Das Alarmsignal verstummte. »Relaisumschaltung aktiv!«
    Pauls Stimme schallte durch den Innenraum.
    Matt spürte, wie die Energieübertragung wieder ansprang.
    Er zwang sich, die angerostete Struktur nicht zu überlasten, als er die Nase des »schwarzen Käfers«, wie man diese Art Flugpanzer nannte, behutsam nach oben zog. Fast glaubte er den Aufprall mit der Felswand vor sich zu spüren. Dann rauschten sie aus der Schlucht hinaus, nur wenige Meter über deren spitz gezackten Rand hinweg. Matt drosselte die Geschwindigkeit.
    Paul Canterbury seufzte erleichtert, und Rulfans Stimme zitterte leicht. »Ich glaube nicht, dass wir es in diesem Ding an einem Stück bis nach Afrika schaffen.«
    Auch Matt atmete auf, doch entspannen konnte er sich nicht.
    Während er den Panzer so dicht wie möglich über der Erde hielt und auf den langsameren Luftkissenmodus umschaltete, dachte er an Aruula und Daa’tan. [1] Seine Gefährtin war von ihrem gemeinsamen Sohn im Luftschiff des schwarzen Prinzen Victorius entführt worden. Sie mussten die Rozière so schnell wie möglich einholen. Durch sein Fieber hatten sie schon viel Zeit verloren.
    Nun ja, Matt konnte froh sein, dass er überhaupt noch lebte.
    Daa’tan hatte ihn mit seinen unheimlichen Pflanzenkräften in ein Geflecht dorniger Ranken eingesponnen. Nur Aruula zuliebe hatte er sein Vorhaben nicht vollendet: den verhassten Vater umzubringen. Matt wusste nicht einmal, warum er ihn hasste. Fakt war, dass Daa’tan von Daa’muren aufgezogen worden war. Die Außerirdischen, die nun die Erde endlich verlassen hatten, sahen in Matthew Drax lange Zeit ihren Primärfeind.
    Der Preis, den Aruula für Daa’tans Gnade zahlte, war hoch: Sie musste ihn begleiten. Und Matt und Rulfan konnten nur ahnen, wohin sie aufgebrochen waren: nach Afrika, in das Reich von Victorius’ Vater, Kaiser de Rozier. Und das bedeutete, dass sie den Indischen Ozean überwinden mussten.
    Mit diesem Flugpanzer viel zu riskant!
    »Bis zur Westküste ist es nicht mehr weit«, sagte Matt entschlossen. »Wir werden uns einen Hafen mit Großseglern suchen.«
    Rebekka Bloom wischte sich eine schweißverklebte rote Haarsträhne aus der Stirn. Ihr rundes Gesicht war ungewöhnlich blass. Sie sah aus, als müsse sie sich übergeben.
    »Nicht mal landen? Wir wären fast drauf gegangen! War dein Freund schon immer so ein harter Brocken?«
    Matt hörte das Lächeln in Rulfans Stimme. »Ja.«
    ***
    Der Westwind brachte den salzigen Geruch des Meeres
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