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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin
Autoren: Michelle Stern
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Matt hasserfüllt an. »Ich dachte, ihr wärt längst weg«, brachte er wütend hervor. »Hattet ihr es nicht so eilig?«
    Rulfan grinste. »Für gewisse Dinge muss man sich eben die Zeit nehmen.«
    ***
    Airin erstatte Herak Bericht. Sie fühlte selbst, wie abweisend und schroff sie dabei war. Ihr Vater sah sie lange an. »Hasst du mich?«, fragte er unverblümt.
    Airin schluckte. »Wenn du Frieden willst, warum hast du uns damals aus dem Paak vertrieben?«
    »Ich war wütend«, gestand der Barbar. »Ich wollte Tatjenas Tod rächen. Die Gelegenheit war günstig und meine Leute wollten in den Paak. Erst als ich sah, wie ihr da draußen zu Grunde gingt, kam ich zur Vernunft.«
    »Und was ist mit den Opfern, die ihr habt ausbluten lassen?«
    Herak seufzte. »Airin, ich predige zwar den Frieden, aber der Aberglaube ist tief in meinen Leuten verwurzelt. Ich konnte sie nicht aufhalten, den gefallenen Feinden das Blut abzunehmen, damit es sie selbst stärken sollte. Aber das ist jetzt vorbei: Wir werden die Injektionen so schnell wie möglich wieder aufnehmen. Tatjena erzählte mir von dem Ritual, und auch einige der Alten wissen noch davon.«
    Airin zögerte. »Du klingst wie Maddrax.«
    »Gib uns eine Chance, meine Tochter.« Er sah sie bittend an.
    Airin dachte über seine Worte nach. Langsam zog sie ihre Feuerwaffe und betrachtete sie. »Ich habe in der Stejchon neue Munition geholt«, sagte sie leise. »Ich könnte dich töten, hier und jetzt.«
    Einen Moment herrschte gespanntes Schweigen zwischen ihnen. Airin hörte das Meer rauschen. Der Wind strich durch ihre Haare. Sie fragte sich, ob sie es tun könnte. Ihre Hände zitterten. Sie sah in die wachen Augen ihres Vaters. Langsam senkte sie den Blick.
    Herak trat zu ihr. »Wir werden Zeit brauchen.«
    Sie ließ die Waffe sinken. »Ja, das werden wir.«
    ***
    Matt sah resigniert auf das Wrack, das die Perons ein U-Boot genannt hatten.
    »Der Motor ist völlig hinüber. Das Salzwasser hat ganze Arbeit geleistet.« Verärgert stemmte sich Rulfan aus der Luke des kleinen Tauchboots, das in einem Wasserbecken vor der Außenschleuse lag. Sie hatten es die letzten zwanzig Minuten genauestens untersucht, bevor sie die Wahrheit akzeptieren mussten.
    »Vergessen wir es«, murmelte Matt geknickt. »Wenn ich jemals ein Museum für historische Artefakte gründen möchte, komme ich hierher zurück.«
    Rulfan seufzte. »Sieht so aus, als müssten wir weiter nach einem Schiff suchen, um nach Afra zu kommen. Hoffentlich hält der Flugpanzer noch ein paar Tage durch.«
    Matt blickte skeptisch drein. »Wenn der Flugmodus endgültig den Geist aufgibt, wird es schwieriger werden. Und die Heimreise für Rebbie und Paul wird mindestens drei Mal so lange dauern wie der Herflug. Hoffen wir also das Beste – und brechen so bald wie möglich auf.«
    Missmutig betrachtete Matt das Forschungstauchboot.
    Manchmal hat Aruula wirklich Recht. Ich habe ein Talent dafür, in Gejagudoo-Scheiße zu treten.
    Niedergeschlagen kehrten sie an die Oberfläche zurück.
    ***
    Aus den Schriften der Hantaa Airin, 511 Jahre nach der Verdunkelung
    Ich hasse das Lesen. Noch mehr das Schreiben. Beides ist so anstrengend. Aber ich will meine Mutter ehren. Und mein Volk.
    Die Uneska sind nicht mehr unsere Herrscher. Wir haben einen Rat aus den Vertretern beider Gruppen gebildet. Wir wollen den Frieden. Unsere alten Häuser haben wir wieder eingerichtet und auch alle Kinder und Kranken geholt. Leran konnte es kaum fassen. Er hat geweint, als er in den Paak kam.
    Kiras und Paggi haben uns verlassen. Sie sind weiter an der Küste entlang gezogen. Herak und ich haben ihnen einfache Waffen und Vorräte mitgegeben. Wir haben beschlossen, dass Verbannung die beste Lösung ist. Wir wollten nicht noch mehr Tote.
    Auch Maddrax und Rulfan sind fort. Ich träume gelegentlich von ihnen. Ich wünsche ihnen, dass sie Afra unbeschadet erreichen. Nao will unbedingt Statuen machen, die aussehen wie sie. Ein guter Junge.
    Gestern waren alle Adoors und Perons in der Stejchon. Wir haben sie den Adoors gezeigt und gemeinsam das Mittel eingenommen. Es war sehr sonderbar mit ihnen zusammen.
    Danach gingen wir zum tiefsten Punkt der Stejchon, in Piamas Gruft. Dort habe ich gebetet und alle haben zugehört. Ich habe ihnen vorgelesen, was auf der Grabplatte steht: Hier ruht Piama, Göttin und Frau Du hast für uns gekämpft wie keine Zweite Du warst uns ein Licht in der Dunkelheit Was auch immer die Zukunft bringen mag Du sollst nicht vergessen
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