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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin
Autoren: Michelle Stern
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fünf.
    Mit einem Schulterzucken wandte der Junge sich ab.
    »Rulfan war bei Stein sieben.« Er klopfte Matt tröstend auf die Schulter, als sei das eine schwere Schmach.
    Matt schloss seine Hose und schüttelte den Kopf. Was machte er hier eigentlich? In den Wind pinkeln! Er musste weiter; Aruula brauchte seine Hilfe. Er würde mit Herak reden und dann gemeinsam mit Stein-sieben-Rulfan verschwinden.
    Das kannst du nicht tun, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Du kannst nicht zulassen, dass die Perons und die Adoors sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Du stehst zwischen ihnen, also kannst du vermitteln. Zumindest versuchen kannst du es.
    Verfluchte Moral! Warum war er nicht als rücksichtsloser Egoist erzogen worden; das machte in dieser postapokalyptischen Welt einiges leichter…
    Matt ging neben dem Jungen zum Versammlungsplatz. Er dachte an den letzten Wortwechsel mit Herak, ehe der Adoor-Anführer ihnen einen Schlafplatz angeboten hatte.
    »Ich suche den Frieden mit den Perons, weil ich Frieden mit meiner Tochter suche. Zwei Mal habe ich versucht, sie entführen zu lassen, nur um in Ruhe mit ihr reden zu können. Sie tötete acht meiner Männer.« Ein wenig Stolz klang in Heraks Stimme mit. Als freue er sich über ein so wehrhaftes Kind.
    Matt sah ihn überrascht an. Konnte es sein? Ausgerechnet sie? Langsam fügten sich die Einzelteile in seinem Kopf zusammen und ergaben ein klares Bild. »Dann ist eure Tochter…?«
    »Airin«, bestätigte Herak seinen Verdacht.
    Nao zupfte an Matts grünem Anzug und holte ihn so in die Gegenwart zurück. Auf dem Boden des Platzes lagen mehrere geflochtene Matten aus Pflanzenfasern. Der Junge wies Matt eine zu und brachte ihm dann eine birnengroße Frucht und eine Schale mit Wasser.
    Kurz darauf kam auch Herak zu ihnen. Matt wollte von der Matte aufstehen, doch der Barbarenführer winkte ab und setzte sich vor ihm auf den staubigen Boden. »Hast du ausruhen können?«
    Matt nickte. »Ich danke dir für die Gastfreundschaft.«
    Ein wehmütiges Lächeln lag auf Heraks Gesicht. »Du redest fast so gestelzt wie Tatjena, Maddrax. Ich weiß fast nichts von dir und deinem Freund, nur dass ihr eines meiner Kinder, Nao, gerettet habt. Wer seid ihr? Was sucht ihr hier?«
    Matt entschied sich, ehrlich zu sein. »Wir wollen nach Afra. Meine Gefährtin wurde verschleppt, als wir im Zentrum dieses Kontinents waren, beim brennenden Felsen. Jetzt folgen wir den Entführern und müssen so schnell wie möglich über das Meer kommen.«
    »Ein brennender Felsen?« Herak wiegte bedächtig den schmalen Kopf. Seine silbrigen Haare berührten seine Ellbogen. »Wir hatten zwei Männer, die zu einem brennenden Felsen aufbrachen, den sie nur in ihren Köpfen sahen. Ich wollte sie erst nicht gehen lassen. Der Bann, der sie zog, erschien mir unheilig. Aber er war zu mächtig.«
    »Dieser Bann ist gebrochen«, mehr sagte Matt nicht. Er wollte und konnte nicht erklären, was alles im Herzen Australiens passiert war. »Eure Leute könnten bereits auf dem Rückweg sein.«
    Der alte Mann musterte ihn durchdringend, beließ es aber dabei. »Ihr sucht ein Schiff?« Herak nahm ebenfalls eine Frucht von Nao entgegen und biss herzhaft hinein. Grüner Saft lief über seine Wange und tropfte ihm vom Kinn.
    »Ja. Airin und Marii erzählten uns von einem Boot in ihrer Stejchon.«
    »Die Stejchon ist verschlossen. Einige meiner Leute wurden darin eingesperrt vor zwei Jahren.« Heraks Blick war umwölkt.
    »Doch ich könnte mir vorstellen, dir zu helfen.«
    Matt nahm einen Schluck Wasser. »Wie?«
    Herak breitete die Arme aus. »Ich habe achtzehn Kinder, die sicher von mir sind, und zwölf, von denen ich es nicht so genau weiß. In diesem Lager heißt es, die Zukunft der Adoors wäre die Zukunft Heraks. Trotzdem ist mir Airin, meine Erstgeborene, sehr wichtig. Sie ist die Tochter Tatjenas, die ich liebte. Du warst bei Airin, Maddrax. Du hast mit ihr geredet, und du bist kein Adoor. Wenn du mir hilfst, mit ihr zu sprechen und ihr zu erklären, was Marii alles tat, dann helfe ich dir und deinem Freund.«
    »Wie wollt ihr in die Stejchon kommen?« Er durfte nicht zu viel Zeit verlieren. »Du hast selbst gesagt, sie sei verschlossen.«
    »Ja. Aber jetzt gibt es wieder Stroom – und ich kenne den, der den Schlüssel hat.«
    Matt zählte eins und eins zusammen. »Du hast einen Verbündeten im Lager der Perons?« Das erklärte, wie Nao bis zu Marii vordringen konnte.
    »Kiras. Auch er will den Frieden.« Herak machte
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