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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin
Autoren: Michelle Stern
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hat sie mit seinen Worten vergiftet. Er hat ihr eingeredet, wie gut und schön der Frieden wäre. Und dass nur du ihm im Weg stehen würdest. Vergib ihr. Sie ist naiv, du weißt das. Du kennst doch ihre Abstammung. Du selbst hast mir immer gesagt, man müsse mit den geistig Ärmeren Nachsicht haben.«
    Marii blinzelte verwirrt. Einen Moment wirkte sie desorientiert. »Kiras…« Sie fuhr ihm mit der Hand über die Wange. »Du siehst aus wie dein Vater…«
    Kiras zeigte mit keiner Geste, wie peinlich ihm Mariis Gefühlsanwandlung war. Sie stand vor den versammelten Perons und streichelte ihn wie ein kleines Kind. Airin begriff nicht recht, was hier geschah. War Marii wirklich so krank?
    Hatte sie es all die Jahre übersehen?
    Mit einem Lächeln hielt Kiras Mariis Hand fest. »Du bist stark. Stärker als Herak. Du wirst dir diese Schmach nicht gefallen lassen. Der Zeitpunkt ist günstig. Lass uns zuschlagen, solange die Heimtücke der beiden Fremden noch keine Früchte trägt. Du weißt, was sie anrichten können. Wenn sie mit Herak übereingekommen sind, hat er den Flugwagen.«
    Marii schauderte. »Ja…« Sie sah sich im Kreis ihrer Leute um. »Ihr habt meinen Sohn gehört. Am eigenen Leib habt ihr erfahren, was dieser Flugwagen ausrichten kann!«
    Beschwörend richtete sie die Spitze ihres Stabes auf das zerstörte Tor. »Ich will alle Perons kampfbereit sehen! Wir nehmen an Waffen und Dingoos mit, was wir haben, und erobern uns den Paak zurück! Die Stejchon soll endlich wieder uns gehören!«
    Paggi und andere Krieger jubelten. Der Ruf wurde schnell aufgegriffen.
    »Das… das ist Wahnsinn!« Airin konnte sich nicht zurückhalten. »Du schickst diese Menschen in den Tod! Lass wenigstens nur mich und die Krieger gehen!«
    »Du hattest deine Chance«, entgegnete Marii kalt. »Aber ich werde dir die Möglichkeit geben, dein Versagen wieder gut zu machen. Du wirst den Angriff auf das linke Nebentor leiten.«
    Kiras räusperte sich. »Ich denke, es wäre eine gute Idee, von zwei Seiten anzugreifen. Wenn du es mir erlaubst, werde ich mit einer zweiten Gruppe den Seeweg nehmen und das Tor von innen für euch öffnen.«
    Mariis Augen strahlten. Sie tätschelte seinen Arm. »Das ist Perdors Sohn. So werden wir es machen. Erst erobern wir die Stejchon, und wenn wir erst unsere Waffen haben, überwältigen wir Herak und seine Verbündeten!«
    Erneut erhielt sie Beifall. Airin war übel. Vor allem wusste sie nicht, was sie von Kiras’ Sinneswandel zu halten hatte. Er, der immer Frieden gepredigt hatte, wollte nun einen Angriff auf den Paak leiten?
    Hatte sie sich in Kiras getäuscht – oder plante er etwa eine Flucht? Würde er sich mit seinen Kriegern absetzen und seine Mutter und die Perons ins Verderben laufen lassen?
    »Bereitet euch vor!« Marii wies gebieterisch in Richtung Paak. »In einer Stunde brechen wir auf!« Sie würdigte Airin keines weiteren Blickes mehr. Die Menge löste sich auf.
    Geschäftiges Rufen wurde laut, vereinzelt sogar Lachen. Sie glaubten tatsächlich, es schaffen zu können. Unter welchen Verlusten, war den meisten gar nicht bewusst.
    Airin spürte einen feuchten Stups an ihrer Hüfte. Ihr Lieblingsdingoo Jera. Sie vergrub die Hand in dem dichten roten Fell und kämpfte stumm gegen die Trostlosigkeit an, die sie umklammerte.
    Kiras war stehen geblieben und kam nun langsam auf sie zu.
    Er hielt ihr ein Tuch entgegen, mit dem sie sich das Blut aus dem Gesicht wischen konnte.
    Airin starrte ihn an, ohne das Tuch zu nehmen. »Was hast du vor?«
    Er lächelte zurückhaltend. »Ich werde das tun, was du immer wolltest: gemeinsam mit Marii den Paak erobern. Für dich würde ich vieles tun, Airin.«
    »Spar dir das Gesäusel!«, fuhr sie ihn an.
    »Du bist ziemlich undankbar. Immerhin habe ich gerade dein Leben gerettet.«
    »Ich verstehe.« Sie spuckte ihm eine Mischung aus Speichel und Blut vor die Füße. »Du willst dir deine Belohnung abholen, was?«
    Kiras’ glattes Gesicht war so verdammt freundlich. Sie hätte am liebsten hinein geschlagen. Aber er hatte Recht. Sie lebte nur noch, weil er Marii aufgehalten hatte. Bis zum heutigen Tag hatte sie geglaubt, Marii würde ihr nie etwas antun. Sie waren doch eine Familie…
    »Airin…« Kiras senkte die Stimme, damit sie niemand hören konnte. Um sie herum herrschte geschäftiges Treiben.
    Niemand kümmerte sich um sie. »Begreif endlich, was Marii ist. Ich will dir nur helfen.«
    »Du hast den Adoorjungen ins Lager gelassen«, stieß Airin
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