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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss
Autoren: Michelle Rowen
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PROLOG
    D as wird höllisch wehtun.
    Der Gesichtsausdruck des Torwächters bestätigte diese düstere Vorahnung, aber Bishop wollte kein Mitleid. Schließlich hatte er sich freiwillig gemeldet.
    „Bist du bereit?“, fragte der Wächter.
    „Ja, das bin ich.“
    „Du kennst deine Mission?“ „Natürlich.“
    Bishop schaute über seine Schulter hinweg auf das unendliche Weiß hinter ihm. Ein Schritt noch, und er hätte den Himmel endgültig verlassen. Er war bereits oft fort gewesen, allerdings war es diesmal anders. Schnell schob er seine Ängste beiseite. Bald schon würde er wieder zurückkehren – dies war nicht das Ende, sondern der Anfang.
    Der Torwächter betrachtete Bishop, als suchte er in seiner Miene ein Anzeichen von Schwäche. „Man hat dich auf die Schmerzen vorbereitet?“
    „Ja.“
    „Und auch auf die Orientierungslosigkeit?“
    „Ja.“
    In die Welt der Menschen zu reisen stellte normalerweise keine große Tortur dar. Doch an diesem Auftrag war absolut nichts normal.
    Ein unsichtbarer Schutzschild schirmte Bishops Ziel ab und hinderte jedes übernatürliche Wesen daran, die Stadt zu betreten oder zu verlassen. Bishop war davon unterrichtet worden, dass der Wächter ihm helfen würde, diese Barriere zu durchbrechen. Angenehm allerdings sollte das nicht gerade werden. Der Geist und Verstand der anderen wurde geschützt, er selbst jedoch durfte sein Erinnerungsvermögen nicht verlieren, damit er seine Mission nicht vergaß.
    Bishop war stark genug, mit jeder Herausforderung fertigzuwerden. Daran zweifelte er nicht. Mit diesem Auftrag konnte er sich beweisen.
    Eine fantastische Gelegenheit!
    „Zuerst musst du die anderen finden“, wies ihn der Torwächter an. „Wenn dir das nicht innerhalb von sieben Tagen gelingt, sind sie für immer verloren.“
    „Das weiß ich bereits.“ Bishop versuchte nicht einmal, freundlich zu bleiben. Geduld hatte noch nie zu seinen Stärken gezählt.
    Der Wächter kräuselte die Lippen, und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Hast du ihn?“
    „Ja.“ Ein goldener Dolch steckte in dem Futteral, das zwischen seinen Schulterblättern befestigt war. Mehr brauchte er nicht für seine Mission.
    Der Torwächter nickte. „Komm näher.“
    Bishop machte einen Schritt auf ihn zu, und der Wächter presste eine blasse feingliedrige Hand gegen seine Brust.
    Entschlossen biss Bishop die Zähne zusammen. Er würde sich nicht anmerken lassen, wie schmerzhaft das war, was auch immer der Torwächter ihm da einbrannte, um ihn auf seiner Reise zu unterstützen.
    Schließlich trat der Wächter zurück. Er lächelte nicht. Wahrscheinlich tat er das nie.
    Die alten Engel waren meistens auch die unangenehmsten. „Und?“, fragte Bishop. „Sind wir hier fertig?“
    „Das sind wir. Möge deine Reise …“
    Bevor der Wächter den Satz beendet hatte, verlor Bishop den Boden unter den Füßen, taumelte und befand sich im freien Fall.
    Er hatte gedacht, der Schmerz würde eine reinigende Wirkung haben, die ihn auf seine alles entscheidende Aufgabe vorbereitete.
    Stattdessen war er eine Qual, die mit nichts zu vergleichen war, was er jemals erlebt hatte. Er kämpfte dagegen an, aber es war einfach zu schrecklich, und zum ersten Mal zweifelte er am Erfolg seiner Mission.
    Doch für Selbstzweifel war es zu spät. Zu spät für Ängste und Befürchtungen. Es gab kein Zurück mehr.
    Der Sturz schien eine Ewigkeit zu dauern. Bishop fiel und fiel, und der Schmerz schien seinen Verstand zu benebeln.
    In dem Augenblick, als er die Barriere zur Stadt der Menschen durchschlug, hörte er sich zum ersten Mal selbst schreien.

Was ist von der Seele geblieben, fragte ich mich, als der Kuss enden musste?
    – R OBERT B ROWNING

1. KAPITEL
    D as wird eine unglaubliche Nacht, Sam!“, schrie Carly über die Musik hinweg, die um uns herumdröhnte.
    „Denkst du?“, brüllte ich zurück.
    „Die beste Nacht aller Zeiten!“
    Klar. Mein Hals tat jetzt schon weh, und wir waren nicht mal seit einer halben Stunde da. Bisher war es eine Freitagnacht wie jede andere im Crave, zusammengepfercht mit anderen verschwitzten Leuten auf der Tanzfläche. Versteht mich nicht falsch, für einen der wenigen Clubs ohne Altersbeschränkung hier in Trinity war das ein ziemlich cooler Ort zum Abhängen – es deutete nur nichts darauf hin, dass das hier irgendwie mein Leben verändern würde.
    Jeder, der uns beide ansah, würde meinen, dass wir das genaue Gegenteil voneinander wären – sowohl was unser Aussehen als
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