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Froschzauber

Froschzauber

Titel: Froschzauber
Autoren: Boje-Verlag H.-J. Fischer <Stuttgart>
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Der Zufallszauber
    Der Tag, an dem Max zufällig den Froschzauber entdeckte, begann wie jeder andere Tag auf Burg Periculum. Max und seine Schwester Olivia kamen wie immer zu spät zum Frühstück. Olivia hatte ihrem Schoßdrachen Adolphus noch ein Kunststück beibringen wollen und Max hatte über einen neuen Zaubertrank gegrübelt.
    Am Frühstückstisch las er noch immer in seinem Zauberbuch und kaute gedankenverloren an einer Wurst. Olivia machte sich gerade zufrieden über ihre zweite Schüssel Haferbrei her.
    Plötzlich platzte ihre Mutter, Lady Griselda Pendragon, in den Speisesaal. Wie immer war sie in Eile und stolperte über Adolphus.
    »Aaarrghhh! Dieser verflixte Drache! Max! Ich brauche meinen Besen! Hast du ihn schon wieder benutzt?Du weißt, was dein Vater beim letzten Mal dazu gesagt hat.«
    Max sah von seinem Frühstück auf. Genau genommen konnte er sich nicht erinnern, was sein Vater beim letzten Mal dazu gesagt hatte, aber er konnte es sich denken.
    Sir Bertram Pendragon war ein raubeiniger, vierschrötiger Ritter mit einem gewaltigen Schnurrbart und einer tiefen Stimme. Nichts schätzte er mehr als einen Krug guten Biers und einen treuen Feind, dem er eins mit dem Schwert überziehen konnte. Zauberei hingegen konnte er gar nicht leiden. Zaubern, fand er, war wie Schummeln. Dass Lady Griselda hexte, nahm er hin, und Max durfte auch ein paar Formeln und Tränke lernen. Aber dass Max auf dem Besen ritt, kam überhaupt nicht infrage. Das war zu mädchenhaft.
    Max seufzte. Wahrscheinlich hatte sein Vater gedroht, ihn im Schweinestall schlafen zu lassen, sollte er ihn je wieder auf dem Besen erwischen.
    »Max!«, rief seine Mutter wieder. »Hast du ihn irgendwo verbummelt?«
    Max überlegte. Ganz bestimmt hatte er den Besen zuletzt benutzt. Denn er konnte sich entsinnen, Olivia damit in den Burggraben geschubst zu haben,als sie Sir Gawain und der schwarze Ritter der Verdammnis gespielt hatten.
    Er schielte zu seiner Schwester hinüber. Sie trug ein langes grünes Gewand und hielt sittsam den Blick gesenkt. Aber das täuschte. Am liebsten veranstaltete Olivia Ringkämpfe mit den Schildknappen oder tobte durch die Pferdeställe. Und dass es Max gelungen war, sie in den Burggraben zu schubsen, war eigentlich ein Wunder gewesen. Normalerweise war es nämlich andersherum.
    Für seine elf Jahre war Max klein, ein schmaler Junge mit struppigem hellbraunem Haar und einem sommersprossigen Gesicht. Außerdem war Max nicht besonders geschickt und traf die meisten Ziele nicht, die er anpeilte.
    Plötzlich wusste er wieder, wo der Besen war. Max war mit ihm zum Glockenturm hinaufgeflogen, um Adolphus zu retten. Der hatte sich nicht mehr heruntergetraut, nachdem er die Burgkatze hinaufgescheucht hatte. Dann aber hatte sich Adolphus auch nicht auf den Besen getraut. Also hatte Max den Drachen die ganze lange Wendeltreppe nach unten getragen.
    »Wahrscheinlich ist der Besen oben auf dem Glockenturm, Mama«, sagte Max und widmete sich wieder seiner Wurst. »Olivia hatte ihn dort oben, als siemit ihren Puppen gespielt hat.«

    Olivia sah von ihrem Haferbrei auf, öffnete den Mund und wollte schon protestieren: Das sei überhaupt nicht wahr, sie habe nicht mal eine Puppe und Max sei ein Schleimbeutel ... Aber da war ihre Mutter schon weg und außer ein paar grünen Rauchschwaden war nichts von ihr übrig.
    »Du bist ein verdammter Lügner, Max«, sagte Olivia und schoss einen Löffel voll Haferbrei auf ihn ab. Er duckte sich und verpasste ihr unter dem Tisch einen Fußtritt.
    »Auu! Das kriegst du wieder!«
    »Versuch’s doch«, sagte Max, kletterte vom Stuhl und ging zur Tür. »Aber später, bitte. Jetzt habe ich nämlich zu tun.
    Also lass mich bloß in Ruhe, sonstzaubere ich dir mit meiner neuen Formel ein lila Gesicht.«
    Dann machte er sich zum Zauberzimmer auf, um an seinem neuen Zaubertrank zu arbeiten.
    Das Zauberzimmer befand sich im Keller der Burg, eine steile Steintreppe tiefer, wo sanft hin und her schwingende Spinnweben von der Decke hingen. Max liebte es hier unten. Hier konnte er mit seinen Formeln und Tränken herumexperimentieren. Und hierhin flüchtete er sich, wenn sein Vater Schwertkampf mit ihm üben wollte. Letzte Woche hatte Sir Bertram ein besonders schwieriges Manöver vorführen wollen und dabei einem Knappen versehentlich einen Finger abgeschlagen. Und auch wenn es Lady Griselda gelungen war, den Finger wieder an die Hand zu hexen, war Max nicht besonders scharf darauf, Sir Bertrams nächstes
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