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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee
Autoren: Kjell Eriksson
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hatte.
    Das Handy klingelte.
    »Morgen, ich bin’s«, sagte Ottosson, der Leiter des Kriminalkommissariats. »Die Schießübung heute kannst du vergessen. Wir haben eine Leiche.«
    Haver blieb stehen. Josefssons Pudel bellte etwas weiter weg. Er hatte wahrscheinlich das Labradorweibchen von Hausnummer 5 getroffen.
    »Wo?«
    »Librobäck. Ein Jogger ist über einen Körper gestolpert.«
    »Ein Jogger?«
    Die Sonne hatte es gerade erst über den Horizont geschafft. Liefen die Leute schon so früh am Morgen und bei diesem Wetter?
    »Die Spurensicherung ist unterwegs«, sagte Ottosson.
    Er klang müde, fast ein wenig desinteressiert und abwesend, als ob dies reine Routine wäre, als würden Jogger jeden zweiten Morgen über eine Leiche stolpern.
    »Ermordet?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Ottosson, berichtigte sich jedoch unmittelbar darauf. »Auf jeden Fall. Das Opfer ist verstümmelt.« Jetzt hörte Haver die Hoffnungslosigkeit in der Stimme seines Chefs.
    Es war nicht Müdigkeit, es war Niedergeschlagenheit angesichts der Bösartigkeit der Menschen, was den durch und durch liebenswerten Ottosson so uninspiriert klingen ließ.
    »Wo in Libro?«
    »Gleich, wenn du aus der Stadt fährst, auf der rechten Seite, hinter den Lagerhallen der Stadtverwaltung.«
    Haver dachte nach, während er sein Auto aufschloß, versuchte sich zu erinnern, wie die Verlängerung der Börjegatan aussah.
    »Beim TÜV?«
    »Weiter draußen. Die Stadt kippt dort immer Schnee ab.«
    »Dann weiß ich wo«, sagte Haver. »Wer ist noch da?«
    »Fredriksson und Bea.«
    Sie beendeten das Gespräch. Er hatte Rebecka bereits angekündigt, daß es spät werden würde, was mit Sicherheit stimmte, allerdings jetzt aus einem ganz anderen Grund, als er vor einer Viertelstunde angenommen hatte. Die Versammlung der örtlichen Polizeigewerkschaft würde durch eine Besprechung oder eine andere Arbeitsaufgabe ersetzt werden. Die Gewerkschaft mußte warten. Ebenso wie das Übungsschießen.
    John Harald Jonsson hatte stark geblutet. Die ursprünglich helle Jacke war über und über mit eingetrocknetem Blut verschmiert. Der Tod war sicher eine Erlösung für ihn gewesen. Drei Finger fehlten an der rechten Hand, gekappt beim zweiten Glied. Die Brandmale und blauschwarzen Blutergüsse am Hals und im Gesicht bezeugten John Jonssons Leiden.
    Eskil Ryde von der Spurensicherung stand einen Meter von der Leiche entfernt, schaute jedoch nach Norden. Haver fand, daß er mit seinen verbissenen Gesichtszügen, den Bartstoppeln und dem hohen Haaransatz an Sean Connery erinnerte. Ryde blickte in die Ebene von Uppsala hinaus, als wäre dort die Antwort zu finden. Tatsächlich beobachtete er jedoch einen Düsenjäger, der von seinem Stützpunkt abhob.
    Beatrice und Fredriksson hockten bei der Leiche. Der Wind kam von Westen. Ein uniformierter Kollege sperrte den Tatort mit einem Band ab. Es roch auf schwer bestimmbare Art süßlich, was Haver dazu veranlaßte, sich umzusehen.
    Fredriksson schaute auf, nickte Haver zu.
    »Der kleine John«, sagte Fredriksson.
    Auch Haver hatte den Ermordeten sofort erkannt. Vor einigen Jahren hatte er John in einem Fall verhört, in den sein Bruder verwickelt gewesen war. Der Bruder hatte John als Zeugen für sein Alibi angegeben. Soweit Haver sich erinnern konnte, war er ein recht netter Kerl gewesen, ein ehemaliger Kleinganove, der niemals gewalttätig geworden war. Wie nicht anders zu erwarten, hatte er die Aussage seines Bruders bestätigt. Haver war fest überzeugt, daß John log, fand jedoch keinen Weg, Lennart Jonssons Alibi platzen zu lassen.
    Sie hatten sich über Fische unterhalten, erinnerte sich Haver. Der kleine John interessierte sich leidenschaftlich für Zierfische und von denen war es nicht weit zum Angeln.
    »Oh, verdammt«, sagte Beatrice und richtete sich mit einer angestrengten Bewegung auf.
    Ottossons Auto hielt am Straßenrand. Die drei Kriminalpolizisten sahen, daß der Leiter des Kommissariats mit ein paar Schaulustigen sprach, die sich bereits auf der Landstraße 272 in etwa fünfzig Meter Entfernung versammelt hatten. Er machte eine Handbewegung, um anzuzeigen, daß sie mit ihren Autos nicht einfach so am Straßenrand parken konnten.
    »Wo ist der Jogger?« fragte Haver und sah sich um.
    »Im Krankenhaus«, antwortete Bea. »Als er auf die Straße laufen wollte, um einen Wagen anzuhalten, ist er übel ausgerutscht. Sein Arm ist eventuell gebrochen.«
    »Ist er verhört worden?«
    »Ja, er wohnt in Luthagen und läuft
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