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107 - Turm der Menschenmonster

107 - Turm der Menschenmonster

Titel: 107 - Turm der Menschenmonster
Autoren: Larry Brent
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    Die Operation verlief programmgemäß. Niemand
hatte von Anfang an auch damit gerechnet, daß es zu Komplikationen kommen
könnte.
    Susan Malitt war siebenunddreißig, als man
feststellte, daß es höchste Zeit war, ihr einen Herzschrittmacher
einzupflanzen.
    Die hübsche, brünette Frau aus Glasgow litt
seit Jahren unter Schwindelanfällen. Ihr Zustand war manchmal schon so gewesen,
daß sie tagelang überhaupt nicht aus dem Bett konnte, so elend und matt fühlte
sie sich. Des öfteren war sie ohnmächtig geworden.
    Als man sie aus dem Operationssaal in das
abgedunkelte Krankenzimmer brachte, war es genau 14.24 Uhr.
    Regelmäßig wurden Pulsschlag und Herzschlag
kontrolliert. Der Schrittmacher arbeitete einwandfrei.
    „Missis Malitt... wachwerden . . . hallo,
Missis Malitt...!“ Die Schwester schlug leicht gegen die Wangen der Narkotisierten
und rief immer wieder ihren Namen.
    Die schmalen, spröden Lippen in dem bleichen
Gesicht zuckten. Susan Malitt murmelte irgend etwas Unverständliches.
    „Missis Malitt. . .
wachwerden . . .!“
    Die Krankenschwester kippte das Fenster
leicht an, um frische Luft hereinzulassen.
    Dann kehrte sie an das Bett der Kranken
zurück.
    Sie wollte wieder rufen, um die Patientin aus
dem Narkoseschlaf her
    auszureißen und zu überprüfen, ob sie bereits
auf äußere Einflüsse reagierte.
    Doch dann fuhr sie wie unter einem
Peitschenschlag zusammen.
    „Missis Ma .. “ sagte
sie noch, brach aber mitten im Sprechen ab.
    Susan Malitt lag da und atmete flach und ihre
Augen waren geöffnet, glänzten und nahmen alles wahr. Die Patientin war bei
vollem Bewußtsein!
    Die Schwester schluckte. So etwas hatte sie
noch nie erlebt. Das war unnormal! Eine Frau, die eben noch in Narkose gelegen
hatte, sah sie an, als wolle sie eine Frage an sie richten. Aber der Ausdruck
in den Augen erschreckte die Schwester.
    Die Pupillen blickten kalt, und die
durchbohrenden Blicke suchten nach etwas, das sich hinter dem Rücken der
Schwester abspielte, die nicht mehr dazu kam, in ihrer Überraschung etwas zu
sagen.
    Laut und grell hallte die Stimme der
Patientin in ihren Ohren. „Nein ... ich will nicht! Er soll nicht in meinen
Körper greifen! Er darf ihn nicht öffnen! Nein, niiiccchhht!“
    Es klang so schrecklich, daß sich die
Krankenschwester fürchtete.
    Erstaunlich war, woher Susan Malitt die Kraft
schöpfte, nach dem Eingriff so laut zu schreien. Noch erstaunlicher aber war
das, was danach geschah.
    Susan Malitt warf ihren Kopf hin und her,
schrie und stöhnte unaufhörlich. Ihre Arme zuckten, und sie riß den einen in
die Höhe, in dessen Vene die Kanüle steckte, durch die die Infusion tropfte.
    „Nein. Um Himmels willen!“ entfuhr es der
Schwester, und sie stürzte auf das Bett zu und umklammerte den Arm, an dem der
Schlauch hing. „Das dürfen Sie nicht! Was ist nur los mit Ihnen?“
    Es gelang der Schwester nicht, die aus der
Narkose erwachte Frau zu beruhigen. Sie stöhnte und schrie, und ständig sprach
sie davon, daß jemand in ihren Körper eindringen wolle, um ihr etwas
wegzunehmen.
    Anne Fedderson hatte derartiges noch nie
erlebt.
    Sie kriegte es mit der Angst zu tun.
    Susan Malitt entwickelte eine Kraft, die
enorm war.
    Nur mit allergrößer Mühe brachte die Sechsundzwanzigjährige es fertig, die Patientin
herabzudrücken, daß die sich mit ihrer frischen Wunde nicht noch aufrichtete.
    Schweiß perlte auf Anne Feddersons Stirn.
    „Halten Sie doch Ihren Kopf ruhig . .. preßte sie hervor. „Sie dürfen das nicht. . .!“
    Susan Malitt knurrte wie ein Tier und
entwickelte ähnliche Kräfte. Der Schlauch, der mit dem Infusionsgefäß verbunden
war, baumelte wild hin und her, und die glasklare Flüssigkeit tropfte auf den
Boden, gegen das Metallgestell, auf das Bett und sogar der Patientin ins
Gesicht.
    Einen Arzt, fieberten Annes Gedanken. So kann
das nicht weitergehen!
    Susan Malitt benahm sich wie eine Irrsinnige.
Da ließ die Krankenschwester sie los. Ihr Körper war in Schweiß gebadet, und
die Kleidung klebte auf ihrer Haut, als sie zur Tür eilte.
    Wie von Furien gehetzt, rannte sie durch den
Korridor, und ihre Absätze schlugen laut auf den Boden.
    „Doktor Shillings! Doktor Shillings!“ rief
sie entsetzt, noch ehe sie das Ärztezimmer erreichte. Ihre Rufe hallten durch
den weißgekachelten Gang. Die Tür wurde aufgerissen. Dr. Henry Shillings,
Stationsarzt, tauchte im Türrahmen auf.
    Es sprudelte nur so über Anne Feddersons
Lippen. Sie wußte nicht, was sie alles sagte
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