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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Autoren: Cody Mcfadyen
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sie sich an uns reiben und dabei erschauern und zittern wie finstere Stimmgabeln.
    Doch für den Augenblick soll die Sonne einfach nur die Sonne sein. Wie die Stimme in meinem Traum gesagt hat: Auch zerbrochene Dinge spiegeln das Licht.

KAPITEL 3
    Die Wohnzimmercouch hält uns in ihrem weichen, entspannenden Griff. Es ist eine alte, ein wenig heruntergekommene Couch, hellbeige Mikrofaser, stellenweise fleckig von der Vergangenheit. Ich sehe Weintropfen, die nicht herausgehen wollen, und Essensreste, die wahrscheinlich Jahre alt sind. Unsere Beute aus der Mall wartet in Einkaufstüten auf dem Wohnzimmertisch, der ebenfalls Spuren von vergangenem Missbrauch aufweist. Das Walnussholz war glänzend, als Matt und ich diesen Tisch gekauft haben; heute ist seine Oberfläche zerkratzt und stumpf.
    Ich sollte beides auswechseln, doch ich kann nicht, nochnicht. Diese Möbel waren robust, gemütlich und ehrlich, und ich bin noch nicht bereit, sie in den Möbelhimmel zu schicken.
    »Ich möchte mit dir über etwas reden, Bonnie«, sage ich ernst.
    Sie wendet sich mir zu und schenkt mir ihre volle Aufmerksamkeit. Sie spürt das Zögern in meiner Stimme, den Konflikt in mir. Schieß los , sagt dieser Blick. Keine Bange, es ist okay.
    Das ist auch so eine Sache, die ich eines Tages hinter uns zu bringen hoffe: Zu häufig ist Bonnie diejenige, die mich beruhigt, die mir Sicherheit gibt. Ich sollte diejenige sein, die Bonnie führt, nicht umgekehrt.
    »Ich möchte mit dir darüber reden, dass du nicht redest.«
    Ihr Blick verändert sich, wechselt von Verständnis zu Beunruhigung.
    Nein , sagen ihre Augen. Nein, darüber will ich nicht sprechen.
    »Schatz …« Ich berühre ihren Arm. »Ich mache mir Sorgen. Ich habe mit einigen Ärzten gesprochen, und sie haben mir gesagt, du könntest irgendwann für immer stumm bleiben, wenn du zu lange nicht sprichst.«
    Sie verschränkt die Arme. Ich kann den Widerstreit sehen, den sie innerlich austrägt, doch ich begreife nicht, was sie mir sagen will.
    Dann kapiere ich.
    »Überlegst du, wie du mir etwas sagen möchtest?«, frage ich.
    Sie nickt. Ja. Sie hebt einen Finger. Ich habe herausgefunden, dass es warte oder aber heißt.
    »Aber?«
    Sie deutet auf ihren Kopf. Macht eine nachdenkliche Miene.
    Wieder brauche ich ein paar Sekunden.
    »Du weißt nicht, warum du nicht sprichst, aber du denkst darüber nach, ja? Du versuchst, den Grund dafür herauszufinden?«
    Ich sehe an ihrer Erleichterung, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Nun bin ich an der Reihe, besorgt zu sein.
    »Willst du denn nicht, dass jemand dir dabei hilft? Ich könnte dich zu einem Therapeuten bringen …«
    Sie springt erschrocken vom Sofa auf. Macht eine hektische, abwehrende Handbewegung.
    Auf gar keinen Fall! Niemals!
    Diese Bewegung bedarf keiner Erklärung. Ich begreife augenblicklich.
    »Okay, schon gut. Keinen Therapeuten.« Ich lege die Hand aufs Herz. »Versprochen.«
    Das ist ein weiterer Grund, den Mann zu hassen, der Bonnies Mutter ermordet hat, mag er nun tot sein oder nicht. Er war Therapeut, und Bonnie weiß es. Sie musste hilflos mit ansehen, wie er ihre Mutter umbrachte – und mit ihr Bonnies Vertrauen in seinen gesamten Berufsstand.
    Ich strecke die Hand nach ihr aus und ziehe sie an mich. Ich fühle mich unbeholfen und verlegen, doch sie leistet keinen Widerstand.
    »Es tut mir leid, Schatz. Es ist nur … ich mache mir Sorgen um dich. Ich liebe dich. Ich habe Angst, dass du vielleicht nie wieder sprechen kannst.«
    Sie deutet auf sich und nickt.
    Ich auch , sagt sie mir damit.
    Zeigt auf ihren Kopf.
    Aber ich arbeite daran.
    »Also schön«, sage ich. »Für den Augenblick.«
    Bonnie erwidert meine Umarmung, zeigt mir, dass alles in Ordnung ist, der Tag nicht ruiniert, kein Schaden angerichtet. Schon wieder ist sie es, die mich beruhigt.
    Nimm es hin. Sie ist glücklich – so, wie es ist. Lass sie in Ruhe.
    »Komm, wir sehen uns die coolen Sachen an, die wir gekauft haben. Was meinst du?«
    Ein Lächeln. Ein begeistertes Kopfnicken. Au ja.
    Fünf Minuten später hat der Firlefanz dafür gesorgt, dass Bonnie unsere Diskussion vergessen hat.
    Bei mir ist es nicht so. Ich bin die Erwachsene. Ich vergesse meine Sorgen und Ängste nicht über einem Fläschchen Nagellack.
    Es gibt eine Reihe von Dingen, die ich Bonnie über meinen zweiwöchigen Urlaub nicht erzählt habe. Auslassungen, keine Lügen. Das Recht einer Mutter: Sie lässt etwas aus, damit ihr Kind ein Kind bleiben kann. Kinder werden früh
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