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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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Wahrscheinlich hockten sie in ihren Häusern und Wohnungen, lauerten hinter den Fenstern und sahen der schrecklichen Zombie-Invasion zitternd entgegen, ohne eine Chance zu haben, etwas dagegen unternehmen zu können.
    Ich nahm den gleichen Weg wie die Krieger. Nur verkniff ich es mir, über den Wal zu steigen, sondern drückte mich dort an ihm vorbei, wo seine mächtige Schwanzflosse fast eine Hauswand berührte. Hinter den Fenstern entdeckte ich fahle, ängstliche Gesichter, denen mein Lächeln auch nichts half.
    An verschiedenen Stellen mündeten Gassen in die Uferstraße. Auf eine hatten sich die Wikinger-Zombies konzentriert und schritten in sie hinein. Wenn sie den Weg beibehielten, würden sie irgendwann das Zentrum des Ortes erreichen. Möglicherweise wollten sie sich dort versammeln und beraten.
    Waren sie bisher ruhig gewesen, so änderten sie ihr Verhalten schlagartig.
    Ich wußte selbst nicht, was der Grund war. Möglicherweise das vom Sturm umgekippte Fahrzeug. Es war ein Lancer, der auf der Seite lag. Der Wagen sah so aus, als wollte er jeden Moment aufs Dach kippen. Der Wind jaulte in die Gasse. Er hatte auch einige Fensterläden abgerissen, wie ich erkennen konnte. Er wühlte gegen das Blech des Wagens, das dann von den Wikingern angegangen wurde, keif machte den Anfang. Mit seiner Streitaxt drosch er auf das Fahrzeug ein. Ich hatte nicht eingegriffen und dachte mir nur, daß es besser war, wenn sie das Auto zerstörten, als Menschen zu töten. Bestimmt war ihr Werk der Vernichtung von zahlreichen Augen beobachtet worden. Glücklicherweise hielten sich die Zeugen zurück. Keiner war so lebensmüde, um es mit der Horde aufnehmen zu wollen.
    Mich irritierte an ihrem Marsch nur, daß sie nicht schrien. Sie verhielten sich unnatürlich ruhig und diszipliniert, das widersprach eigentlich ihrer Natur.
    Nichts in Seabrake war mehr als hundert Yards von der Kirche entfernt. Ihr Turm schwebte mir vor Augen. Er zeichnete sich in der grauen Dämmerung deutlich ab.
    Eigentlich hätten jetzt die Lichter brennen müssen. Das war nicht mehr möglich, weil es keinen elektrischen Strom gab.
    Der Sturm hatte alles zerstört. Seabrake war von der Außenwelt abgeschnitten und somit ein ideales Opfer für die Brut aus dem Norden. Wenn sie ihre Richtung beibehielten, würden sie bald die Kirche erreicht haben.
    Zombies in einer Kirche?
    Normalerweise undenkbar, doch bei den Wikingern rechnete ich mit allem.
    Die Krieger hatten sich verteilt.
    Sie stemmten sich gegen den Sturm an, schwangen dabei ihre Waffen, und ich hörte das Klirren, wenn Metall auf Metall stieß. Sie ließen sich durch nichts aufhalten und fingen plötzlich eine streunende Katze.
    Ich schluckte und fragte mich, wie ich es als einzelne Person schaffen sollte, die Brut zu stoppen?
    War das überhaupt möglich? Ich brauchte Hilfe und dachte natürlich an meinen Freund und Kollegen Suko, den ich zurückgelassen hatte. Er mußte den Ort mittlerweile erreicht haben. Unser Rover war mir bisher nicht aufgefallen.
    Oder hatte es ihn auch erwischt?
    Am Ende der Gasse blieben die Wikingerstehen. Vor ihnen befand sich ein Platz, der von Hauswänden eingerahmt wurde. Ein auf ihm stehender Baum wardurch den Sturm arg gerupft worden und stand zudem noch schief. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick auf das Kopfsteinpflaster kippen.
    Weshalb blieb die Horde hier stehen? Warteten die Wikinger-Zombies auf ein besonderes Ereignis?
    Auch ich rührte mich nicht. Mit dem Rücken lehnte ich an einer Hauswand, einigermaßen geschützt vor dem scharfen Wind, der noch immer wehte.
    Schräg hinter mir hörte ich ein Knarren, drehte mich um und entdeckte in Augenhöhe ein bleiches Gesicht innerhalb des Fürspalts. Eine Frau schaute mich an. Sie war schon älter, wollte etwas fragen. Ich kam ihr zuvor.
    »Bleiben Sie im Haus — bitte!«
    »Das werde ich auch, Mister. Ich wollte Ihnen nur sagen, das ich keine Furcht habe. Ich wußte, daß es so kommen würde. Ich habe die Braddocks gut gekannt.«
    »Die alten?«
    »Sicher.« Sie lächelte kurz. »Ich wußte auch, daß Fremde aus London kommen sollten, um mit dem Spuk aufzuräumen. Sie sind ein Fremder. Kommen Sie aus London?«
    »So ist es.«
    »Dann will ich Ihnen sagen, daß es der Brut um die Puppe geht. Nur um die Puppe.«
    Mir fiel bei diesen Worten wieder die Vergangenheit ein, als ich das Begräbnis der Puppe erlebt hatte. »Sie existiert noch?«
    »Ja, sie ist nicht vergangen. Solange sie ist und lebt, wird die Brut
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