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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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hineinrollen. Der Himmel sah entsprechend aus. Er zeigte ein Muster, das kaum zu beschreiben war.
    Dunkel, mal heller. Fast alle Grautöne mischten sich ineinander, dazwischen jedoch schimmerte es an manchen Stellen schwefelgelb, als hätte ein gewaltiges Monster seinen höllischen Atem ausgeblasen. Wolken fegten über das Firmament, waren aber kaum als solche zu erkennen. Auf uns wirkten sie wie mächtige Felsblöcke, die der Wind in unterschiedliche Höhen verteilte.
    Wir hatten wenig miteinander gesprochen. Unsere Gesichter zeigten Besorgnis. Während ich mich auf den Verkehr konzentrierte, behielt Suko mehr die Umgebung im Auge. So manches Mal beugte er sich nach vorn und zur Seite, um aus dem Fenster schauen zu können, denn er mußte den Himmel unter Kontrolle halten.
    Wir hatten es relativ gut, denn Suko und ich fuhren durch eine nicht sehr waldreiche Gegend.
    Dafür erwischte uns der Orkan mit seiner elementaren Wucht. Ich mußte mich anstrengen, um den Rover überhaupt auf der Straße halten zu können. Die Scheinwerfer entsandten lange Lichtbahnen und tauchten die Umgebung in eine gespenstische Helligkeit.
    Ab und zu öffnete der Himmel seine Schleusen. Dann rauschte Regen nieder und trommelte waagerecht auf das sturmgepeitschte Land. Auch unser Rover wurde nicht verschont. Da schlugen die Tropfen wie Hammerschläge gegen die Scheiben und die Karosserie. Menschen sahen wir nicht. Dafür zwei Fahrzeuge, die im Graben lagen. Kleine Autos, die es von der Fahrbahn gedrückt hatte. Die Fahrer waren nicht zu sehen.
    Wir mußten in die Nähe von Folkstone. Der Ort, ungefähr zehn Meilen östlich, wurde von den mörderischen Sturmböen fast überschwemmt. Wie wir erfahren hatten, war er nicht besonders gesichert. Telefonleitungen waren zusammengebrochen. Trotzdem hatte uns die Nachricht erreicht, daß Schiffe von der immensen Wucht der Wellen gegen das Land geschleudert worden und dort zerbrochen waren. Wirklich eine Hölle!
    Manchmal kam es mir wie ein kleines Wunder vor, daß wir noch normal fahren konnten. Aber es änderte sich blitzschnell, als uns der Sturm von der Seite traf.
    Diesmal schaffte ich es nicht, den Wagen zu halten. Ich hörte Suko noch fluchen, bevor uns eine unsichtbare Faust mit quietschenden Reifen über die Straße schleuderte.
    »Verdammt, der Graben!« Ich hatte meine Wut herausgeschrien, kurbelte das Lenkrad nach links, wobei es mir soeben noch gelang, den Rover zu halten.
    Zwar stellte sich der Wagen quer und drehte sich noch einmal, jedoch er rutschte nicht in den Graben hinein, sondern hämmerte mit dem Heck gegen einen starken Mast, an dessen Spitze einmal die Überlandleitung gehangen hatte. Sie war längst zerstört worden.
    Wir standen!
    Allerdings nicht still, denn der Orkan kannte kein Erbarmen. Er rüttelte weiter an unserem Rover, als wollte er das Fahrzeug in die Höhe schleudern.
    Ich drehte mich um, schaute durch die Heckscheibe und sah den Mast wie einen langen, starren Finger in die Höhe wachsen. Suko hatte die gleiche Haltung eingenommen wie ich. »Ich schätze, daß wir raus müssen.«
    »Du oder ich?«
    »Beide.«
    Ich zeigte ihm ein schiefes Grinsen. »Wie schön, dann können wir uns wenigstens gegenseitig festhalten.«
    »Wollte ich gerade sagen.«
    Ich stemmte die Tür auf, denn der Wind drückte genau dagegen. Suko hatte es besser, kam beim ersten Versuch aus dem Wagen — und wurde von einem seitlichen ›Treffer‹ erwischt. Suko fand sich auf dem Boden liegend wieder. Am Wagen zog er sich auf die Füße. Ich hatte das Heck schon erreicht und besah mir den Schaden. Groß war er nicht. Der Sturm hatte den Rover zwar herumgeworfen, aber größerer Schaden war nicht entstanden. Nur die Stoßstangc hing schief. Wir standen beide gebückt, um dem Wind so wenig Widerstand zu bieten wie möglich.
    »Mit dem kommen wir aber noch weiter, John.« Suko hatte sich aufgerichtet und schaute gegen den Himmel. Dort bewegten sich die Wolken in einem furiosen Wirbel. Der Wind hatte sie zu tanzenden Spielbällen gemacht. Manchmal riß der Wind regelrechte Löcher. Wir kamen uns vor, als könnten wir in die Tiefe des Alls blicken.
    »Los, laß uns wieder starten.«
    »Mit Rückenwind?«
    »Scherzkeks.«
    Flach wie ein Brett war das Land hier. Kaum Wälder, keine Ortschaften, nur Felder, hin und wieder ein einzelner Baum, der von der Wucht der Schläge geschüttelt wurde und froh sein konnte, nicht geknickt zu werden.
    Ich nutzte eine günstige Gelegenheit aus und lenkte den Rover
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