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141 - Nacht der Höllenkäfer

141 - Nacht der Höllenkäfer

Titel: 141 - Nacht der Höllenkäfer
Autoren: Larry Brent
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    Wenige Minuten nach dreiundzwanzig Uhr schlug
bei Dr. Johnson das Telefon an. Er lag schon im Bett, war aber sofort hellwach
und griff nach dem Hörer: »Ja, hier Dr. Johnson .«
    »Doc - hier ist Mrs. Shult«, sagte eine
aufgeregte Frauenstimme am anderen Ende der Strippe.
    »Bitte entschuldigen Sie die späte Störung,
Doc. Es tut mir leid, wenn ich Sie aus dem Bett geholt habe...«
    »Das macht nichts, Mrs. Shult. Dafür bin ich
Arzt. Ist etwas mit Harry ?«
    »Ja, Doc! Es geht ihm nicht gut. Er hat hohes
Fieber und beim Atmen keucht er so merkwürdig .«
    »Klagt er über Schmerzen ?«
    »Er hat starke Schmerzen. Er sagt, daß jeder
Atemzug eine Qual für ihn bedeute. Er hat Stiche in der Brust und in den Rippen .«
    Johnson wiegte den Kopf und sah bedenklich
aus. Es war gut, daß Susan Shult sein Gesicht nicht sehen konnte. »Er ist
wieder nicht im Bett geblieben, nicht wahr ?« fragte er
ernst.
    »Sie wissen ja, wie er ist, Doc. Für ihn war
es eine kleine Erkältung, und da hat er gemacht, was er wollte. Wie immer. Er
läßt sich nichts sagen .«
    »Bei seiner Konstitution und vor allem seinem
schwachen Herzen kann er sich nicht erlauben, selbst eine Erkältung auf die
leichte Schulter zu nehmen. Aber machen Sie sich keine Sorgen! Ich fahr’ sofort
los und sehe mir Harry an .«
    Dr. Johnson saß wenige Minuten später in
seinem Wagen und fuhr Richtung Ikeban. Der Arzt trug über seinem Pyjama eine
hellbeige Leinenhose und einen Übergangsmantel. Dr. Johnson hatte dichtes,
graues Haar, buschige Augenbrauen und einen gepflegten Lippenbart. Der Mann war
kräftig und sympathisch, ein väterlicher Typ, zu dem man sofort Vertrauen hatte ...
     
    *
     
    Es war keine schöne klare Nacht, wie man sie
sonst an der Westküste gewohnt war. Zwischen bizarren, schnell dahingleitenden
Wolkenfetzen schimmerte hin und wieder die volle Scheibe des Mondes. Er sah aus
wie ein großes, grinsendes Gesicht.
    Auf dem Weg nach Ikeban begegnete Dr. Johnson
kein einziges Fahrzeug. Leer und verlassen lag die dunkle Straße vor ihm. Sie
führte kerzengerade Richtung Küste. Nicht weit von Los Gatos entfernt bog der
Arzt an einer Abzweigung links ab. Zwanzig Minuten später passierte er den
Ortseingang. In der hügeligen Landschaft schienen die kleinen Häuser
treppenförmig an die Felsen gebaut zu sein. Es sah aus, als würden sie daran
kleben. Nirgends mehr brannte Licht. Der Ort lag tot und ausgestorben. Dr.
Johnson fuhr am Marktplatz vorbei. Mitten auf diesem Platz gab es einen
Springbrunnen und ein Denkmal. Das Denkmal stellte einen berühmten Sohn Ikebans
vor. Es war Joe Hunting . Die steinerne Nachbildung
zeigte den etwa achtundzwanzigjährigen Hunting in der Blüte seiner Jahre. Eine
kräftige, jugendliche Gestalt, die selbstbewußt auf dem steinernen Sockel
stand.
    Hunting wurde vor mehr als hundertfünfzig
Jahren in Ikeban geboren, verließ als Neunzehnjähriger den Ort und reiste als
Abenteurer, Cowboy, Fallensteller und schließlich als Goldsucher durch das
Land. Und hier wurde er fündig. Joe Hunting entdeckte eines Tages die größten
Goldvorkommen und wurde zum gemachten Mann. Er selbst kehrte nie wieder nach
Ikeban zurück, doch zur Erinnerung an ihn, dessen Name schließlich in aller Munde
war, setzte man ihm in seinem Geburtsort ein Denkmal.
    Dr. Johnson liebte Abkürzungen, und er kannte
sie vor allen Dingen auch. Was nicht erlaubt war, tat er. Er überquerte den
Marktplatz genau zwischen Springbrunnen und Denkmal.
    Und an dieser Stelle geschah es. Der Motor
gab plötzlich ein heftiges Geräusch von sich, der Wagen blieb ruckartig stehen.
Stille.
    Tief und scharf zog der Arzt die Luft durch
die Nase. »Auch das noch«, knurrte er verärgert. »Das hat mir gerade noch
gefehlt .«
    Er versuchte mehrere Male zu starten. Es war
sinnlos. Der Motor gab keinen Laut mehr von sich. Aber Johnson konnte sich
nicht erlauben, weitere Zeit zu verlieren. Bis zum Haus der Shult’s waren es
noch wenige hundert Meter. Die konnte er rasch zu Fuß zurücklegen, um zu seinem
Patienten zu eilen.
    Dr. Johnson griff nach seiner schwarzen
Tasche und verließ den Wagen. Da hörte er ein leises, raschelndes Geräusch. Es
kam vom Denkmal her und mischte sich in das monotone Plätschern des
Springbrunnens. Der Arzt wandte unwillkürlich den Kopf, um zu sehen, was das
Geräusch wohl bedeutete.
    Da riß die Wolkendecke auf, und der fahle
Schein des Vollmondes ergoß sich über den Marktplatz. Deutlich waren mehrere,
etwa fünf bis sechs
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