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Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand

Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand

Titel: Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
Autoren: Derek Landy
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STEPHANIE
    Gordon Edgleys plötzlicher Tod war ein Schock für alle - nicht zuletzt für ihn selbst. Gerade saß er noch in seinem Arbeitszimmer beim siebten Wort des 25. Satzes vom letzten Kapitel seines neuen Buches Und Dunkelheit brach über sie herein, und im nächsten Augenblick war er tot. Ein tragischer Verlust - dieser Gedanke schoss ihm noch durch den Kopf, als er bereits abtauchte.
    Zur Beerdigung kamen Familienangehörige und Bekannte, aber kaum Freunde. Gordon war nicht sonderlich beliebt gewesen in der Verlagswelt, denn obwohl die Bücher, die er schrieb - sie handelten von Horror, Zauberei und unerklärlichen Vorkommnissen -, regelmäßig auf den Bestsellerlisten landeten, hatte er die beunruhigende Angewohnheit, Leute zu beleidigen, ohne es zu wollen, und dann über ihre geschockte Reaktion zu lachen. Und es war auf Gordons Beerdigung, als Stephanie den Gentleman in dem braunen Überzieher zum ersten Mal sah.
    Er stand abseits von den anderen Trauergästen unter einem großen Baum, und obwohl es warm war an diesem Nachmittag, hatte er den Mantel bis oben hin zugeknöpft und einen Schal um die untere Hälfte seines Gesichts gewickelt. Selbst aus der Entfernung - Stephanie stand auf der anderen Seite des Grabes - konnte sie die gigantische Sonnenbrille erkennen und die wilde Lockenmähne, die unter seinem breitrandigen Hut hervorquoll. Sein Äußeres machte sie neugierig, und sie schaute immer wieder zu ihm hin. Als spürte er, dass er beobachtet wurde, drehte er sich um und ging durch die Grabsteinreihen davon.
    Nach der Trauerfeier fuhr Stephanie mit ihren Eltern zum Haus ihres toten Onkels. Der Weg führte über eine Bogenbrücke und dann eine schmale Straße hinunter, die sich durch einen dichten Wald schlängelte. Das mächtige, prunkvoll verzierte Tor zu dem Grundstück stand einladend offen. Das Anwesen war riesig und das Haus darauf geradezu lächerlich groß.
    Im Wohnzimmer gab es eine besondere Tür, eine, die als Bücherregal getarnt war, und als kleines Mädchen hatte Stephanie sich immer vorgestellt, dass niemand von dieser Tür wusste, nicht einmal ihr Onkel. Es war eine Geheimtür, wie sie in den Geschichten vorkam, die sie gelesen hatte, und sie dachte sich selbst die größten Abenteuer aus. Die Geheimtür ermöglichte ihr die Flucht vor Geistern und Piraten, und die Bösewichte waren jedes Mal total fertig, wenn Stephanie so plötzlich auf unerklärliche Weise verschwand. Doch jetzt stand diese Tür, ihre Geheimtür, offen - ein stetiger Strom von Menschen wälzte sich durch, und sie war traurig, dass ihr dieses kleine Geheimnis genommen worden war.
    Es gab Tee, Drinks wurden ausgeschenkt und kleine Sandwiches auf Silbertabletts gereicht, und Stephanie beobachtete die Trauergäste, wie sie die Räumlichkeiten beim Herumschlendern genauestens unter die Lupe nahmen. Hauptthema der gedämpften Unterhaltung war das Testament. Gordon war nicht der Typ gewesen, der abgöttisch geliebt oder jemandem starke Zuneigung bezeugt hatte, und so konnte niemand voraussagen, wer das nicht unbeträchtliche Vermögen erben würde. Stephanie sah, wie dem anderen Bruder ihres Vaters, einem unangenehmen Menschen namens Fergus, die Gier in die wässrigen Augen schwappte, während er traurig nickte, mit ernster Miene Beileidsbekundungen entgegennahm und Teile des Silberbestecks einsackte, wenn er sich unbeobachtet fühlte.
    Fergus' Frau Beryl war eine zutiefst unsympathische Person mit kantigen Gesichtszügen. Sie schob sich in nicht gerade überzeugend gespieltem Schmerz durch die Menge, saugte jeden Klatsch auf und stocherte nach Skandalen, die sie selbst weitertratschen konnte. Ihre Töchter bemühten sich nach Kräften, Stephanie zu übersehen. Carol und Crystal waren Zwillinge, fünfzehn Jahre alt und genauso mürrisch und nachtragend wie ihre Eltern. Sie waren wasserstoffblond, stämmig und trugen Kleider, die ihre Rundungen an genau den falschen Stellen betonten. Stephanie dagegen war dunkelhaarig, groß und schlank. Wenn die braunen Augen nicht gewesen wären, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass die Zwillinge mit ihr verwandt sein könnten. Ihr war das recht, denn die Augen waren wirklich das Einzige, was ihr an ihnen gefiel. Sie ignorierte die geringschätzigen Blicke und das abfällige Getuschel ihrer Cousinen und machte sich zu einem Rundgang durchs Haus auf.
    Die Flure im Haus ihres Onkels waren lang und mit Bildern geschmückt, die Parkettböden auf Hochglanz gebohnert, und das ganze Haus
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