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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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wieder auf das schmale graue Band der Straße. Bisher hatten wir tatsächlich Glück gehabt, keine Hindernisse versperrten uns den Weg. Das richtige Wetter für Wikinger, um über das Land herzufallen und eine blutige Spur zu hinterlassen…
    Ich schüttelte über meine Gedanken den Kopf. Welch ein haarsträubender Unsinn - normalerweise. Die echten Wikinger waren längst ausgestorben. Ihre Nachfahren lebten in Skandinavien.
    »Bin mal gespannt, ob wir auch Frik, den Wikinger, sehen«, meinte Suko.
    »Den aus dem Film?«
    »Nein, den echten.«
    »Da gab es noch andere Häuptlinge wie Leif und Olaf.«
    »Und alle waren sie gleich schlimm.«
    »Richtig.«
    Suko schüttelte den Kopf. »Es ist sowieso ein Wahnsinn. Ich kann es nicht glauben.«
    »Ich glaube, es wird sich etwas ändern.«
    »Wieso?« Suko hatte nicht sehen können, was ich sah, weil er sich mit dem Handschuhfach beschäftigte.
    »Dann sieh doch mal hoch.«
    Sukos Augen weiteten sich, als er nach oben blickte. »Von wegen, keine Wikinger, mein Freund. Da sind sie!«
    Suko konnte nur nicken.
    ***
    Wir hatten den Sturm vergessen, denn was wir zu sehen bekamen, war unfaßbar.
    Vor uns war der Himmel aufgerissen, als hätte ihn eine gewaltige Axt gespalten. Der Wind hatte die Wolkenwände wie zwei Teile eines Vorhangs zur Seite gedrückt, damit Platz für ein atemberaubendes Bild geschaffen werden konnte.
    Es stand eine gespenstische Projektion am Himmel. Ein gewaltiges und voll ausgerüstetes Kriegsschiff der Wikinger. Mast mit Rahsegel, ein mit Schnitzwerk verzierter Bug, was darauf hindeutete, daß ein König oder Häuptling mitfuhr. Das Heck lief spitz zu, war stark in die Höhe gezogen und mit zahlreichen Ruderriemen bestückt, an denen die starken Männer saßen.
    Uns blieb tatsächlich die Luft weg, weil wir mit einem derartigen Anblick nicht gerechnet hatten.
    Wir entdeckten keine Krieger, nur das Schiff. Es stand dort und machte auf uns den Eindruck, als würde es jeden Augenblick vom Himmel auf die Erde fallen.
    Suko wischte über seine Augen, hob die Schultern und meinte: »Eine Halluzination ist es nicht.«
    »Das kannst du wohl sagen.«
    »Was dann? Echt — oder…«
    »Das ist echt, Suko. Ein Wikingerschiff aus den Wolken, das eigentlich hätte auf dem Meer fahren müssen.«
    »Nicht bei diesem Sturm«, erwiderte Suko nicht ohne Humor. Er schüttelte den Kopf. »Sollte es der Orkan geschafft haben, Lücken in Dimensionen zu reißen?«
    »Glaube ich kaum. Wenn wir schon davon ausgehen, daß sich Dimensionen geöffnet haben, hätte es einen anderen Grund. Nur kann ich dir den beim besten Willen nicht nennen.«
    »Stimmt.«
    Das Schiff mit dem aufgeblähten Segel bewegte sich nicht. Es stand dort tatsächlich wie ein Hologramm. Man hätte an einen Scherz denken können, nur war das nicht der Fall gewesen, denn es hatte Tote gegeben, und mir kroch bei dem Gedanken eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Was machen wir?«
    Ich hob die Schultern. »Bestimmt nicht entern.«
    »Das versuch mal.«
    Die weiteren Worte erstickte der Orkan mit seiner tosenden Musik. Er hatte erneut Atem geholt, brauste heran, schüttelte unseren Rover durch und fuhr in den Himmel, um die Wolken durcheinander zu wirbeln. Sie verdeckten das Schiff. Wie ein Vorhang schoben sie sich in die Lücke. Suko und ich bekamen noch mit, wie es sich bewegte. Es schnellte aus der Lücke hervor, wurde über den Himmel getrieben —oder bewegten sich nur die Wolkenwände? Jedenfalls war das Kriegsschiff plötzlich verschwunden, und die Lücke hatte sich geschlossen. Wir hielten mitten auf der Straße und blieben noch sitzen. »Ich sehe es als eine erste Warnung«, meinte Suko.
    »Für wen?«
    »Für uns.«
    »Dann rechnest du damit, daß die Krieger uns entdeckt haben, obwohl wir sie nicht sahen.«
    »Darauf kannst du wetten, John.«
    Ich seufzte. »Okay, fahren wir weiter. Vielleicht setzt es noch zur Landung an.«
    »Aber nicht auf der Straße, bitte.«
    »Keine Sorge, die ist ihnen bestimmt zu schmal.«
    »Der Tod aus dem Norden«, sagte mein Freund. »Hast du gesehen? Das Boot stand im Norden.«
    »Genau da war die Heimat der Wikinger, bevor sie zu ihren Raubzügen aufbrachen, die sie bis an die amerikanische Küste führten.«
    »Vergiß Rußland und Germany nicht.«
    »Stimmt.« Ich startete den Rover. Gegen die Kühlerfront wehte der starke Wind. Ich hatte Mühe, wegzukommen.
    »Wie weit noch?« fragte ich.
    Suko schaute auf die Karte. »Nicht mehr als sieben, acht Meilen. Dann sind
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