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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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Die Hölle hatte ihre Pforten geöffnet!
    Westeuropa erlebte einen Orkan wie lange nicht mehr. Einen Jahrhundertsturm, der mit seiner zerstörerischen Wucht nicht nur das Meer zu turmhohen Wellen hochpeitschte und Schiffe in höchste Seenot brachte, nein, er wütete auch an Land wie ein vom Himmel gefallenes Raubtier.
    Aus wechselnden Richtungen fegte der Orkan heran. Meist aus Westen kommend, hoch über dem Atlantik aufgebaut, und die Britischen Inseln standen ihm als erstes Bollwerk im Wege.
    Er kannte keine Gnade.
    Erbarmungslos schlug er zu, zertrümmerte Häuser und riß Schornsteine um. Er wütete in Waldbeständen und hinterließ dort ebenso ein Chaos wie in Städten und Dörfern, wo Menschen zu Spielbällen wurden und einfach durch die Gegend wirbelten.
    Es gab Tote. Eine Familie starb in ihrem Fahrzeug, als dieses unter einem vom Sturm umgerissenen Baum begraben wurde. Auf dem Meer sah es nicht anders aus. Das Wasser kochte. Wenn der Orkan es gegen die Küste wuchtete, schien die Welt in einem gewaltigen Krachen, Donnern und Losen unterzugehen. Himmelhohe Gischtwolken verdeckten die Sicht. Schiffe, die nicht in die schützenden Häfen geflohen waren, wurden Opfer der Wellen, die sie mit einer spielerisch anmutenden Leichtigkeit gegen die Felsen und Klippen warfen. Bei einem derartigen Orkan verkrochen sich die Menschen in ihren Häusern. Da warteten sie zitternd und betend ab, daß der Kelch noch einmal an ihnen vorbeistrich.
    Viele Familien verloren ihr Hab und Gut. Wie mit einem Handstreich deckte der Orkan die Dächer der küstennahen Häuser ab, aber er wütete auch tiefer im Landesinneren, wo er Schneisen in die Natur zeichnete und das Chaos noch vergrößerte.
    Ein Ende war nicht abzusehen. Er konnte fünf Stunden, zehn Stunden oder noch länger anhalten. Nur die älteren Menschen erinnerten sich an einen ähnlichen Orkan und erzählten dann, wie es damals gewesen war. Nach draußen wagte sich kaum jemand, abgesehen von den Fahrzeugen der Rettungstrupps. Wer eben konnte, blieb zu Hause. Diejenigen, die sehr hoch wohnten, in den Wohnsilos der Großstädte, spürten die Schwankungen besonders deutlich und hörten den Sturm trotz der geschlossenen Fenster wie ein schauriges Orgelkonzert. Wie gesagt, wer eben konnte, blieb in seinem Haus. Nur wir nicht!
    Es war zum Heulen. Suko und ich waren unterwegs, wir hatten London verlassen und bewegten uns im Dienstrover Richtung Süden. In seinem BMW wollte Suko nicht fahren. Der stand sicher in der Tiefgarage. Sogar das Meckern über den Dienstrover hatte er gelassen und hockte leicht grinsend neben mir, weil er wohl an sein Fahrzeug dachte. Wie Hammerschläge erwischten uns die Böen. Sie schüttelten den Rover durch. Uns kam es vor, als würden wir in einem tanzenden Kessel auf dem Jahrmarkt sitzen, aber nicht in einem verhältnismäßig sicheren Fahrzeug auf vier Rädern.
    Die Geräuschkulisse war kaum zu beschreiben. Es heulte, orgelte und pfiff. Dazwischen erklang immer wieder ein lautes Rauschen, wenn mit einer gewaltigen Macht die Bäume gepackt und gebogen wurden. Auch unser Wagen wurde nicht verschont. Äste und Zweige waren an der Karosserie abgeprallt. ›Nur‹ Lackschäden waren zurückgeblieben. Eigentlich hatten wir aber auch einen ›Schaden‹, daß wir bei einem derartigen Unwetter noch in Richtung Küste fuhren. Aber Sturm ist Sturm, und Job ist Job.
    Es ging um ein verdammt heißes Thema: Mord, Spuk und geisterhafte Gestalten, die als Wilde Horde über einen Landstrich hergefallen waren. Diese Wilde Horde war bekannt aus alter Zeit. So hatte man vor Jahrhunderten die Wikinger genannt, die auf ihren weiten Reisen die Länder brutal überfallen und schwer gewütet hatten. Um Wikinger ging es!
    Aus dem Sturm hervor waren sie erschienen, hatten sich am Himmel gezeigt als gespenstische Kulisse und waren dann überfallartig auf die Erde gelangt.
    Eigentlich zum Lachen, doch die zahlreichen Opfer sprachen dagegen. Man hatte uns Bilder gezeigt, die mir auf den Magen geschlagen waren. Da braute sich etwas Fürchterliches zusammen. Wir mußten unbedingt diesen Horror stoppen.
    Unser Ziel war die Südküste. Ein Streifen zwischen Hastings und Folkstone, wo der Kanal England von Frankreich trennt. Dort gab es Gegenden, wo der Sturm besonders heftig getobt hatte, und wir erlebten es nun am eigenen Leibe mit.
    Den Motorway hatten wir verlassen müssen. Obwohl wir tagsüber fuhren, kam es uns vor, als würden wir in die Dämmerung eines frühen Abends
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