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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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degradierte mich zu ihrem Spielball.
    Ich geriet hinein in den Strudel, der mich gepackt hatte und wieder ausspie.
    Neben Leif, dem Grausamen, prallte ich auf die Planken des Wikingerbootes, rollte mich herum und rutschte in die Lücke unter einer der Ruderbänke, wo ich regelrecht festklemmte.
    An meine Ohren drangen die dumpfen Geräusche der Aufschläge, wenn die anderen Krieger an Bord geschleudert wurden. Alle, die sich selbst getötet hatten, erwischte es. Die Magie war dabei, das Drachenschiff wieder mit der ›neuen‹ alten Besatzungzu füllen. Stimmen hörte ich nicht. Nur das Heulen und Orgeln des Sturms und das Flattern des Segels, in das der Wind brauste.
    Ich hatte keine andere Erklärung, aber für mich war das Ganze nichts anderes als eine phantastische Reise von einer Zeit in die andere. Ich blieb so lange hocken, bis ich die Aufschläge der Körper auf den Planken nicht mehr hörte. Dann erst kroch ich vorsichtig aus meiner Deckung hervor, stützte mich mit einer Hand an der Kante der Ruderbank ab und schaute mich um. Die Toten lagen verstreut an Bord. Jede Bewegung des Drachenschiffs veränderte auch ihre Lage. Sie rutschten hin und her, schlugen zusammen, drückten sich gegenseitig wieder weg — jedenfalls sah es so aus —, fielen gegen Ruderbänke oder näherten sich mit einer fatalen Geschwindigkeit dem Mittelpunkt, dem Mast.
    Über uns tobte der Wind. Seltsamerweise ›griff‹ er nur in das Segel hinein, über die Bordwand wehte er nicht hinweg, so daß ich relativ ruhig lag.
    Hoch über dem Mast sah ich in den Himmel. War es wirklich ein Himmel oder hatte sich da eine andere Welt geöffnet?
    Die Farben verwischten ineinander. Sie bestanden aus einem Schwarz und Grau, durchzogen von hellen Streifen, die schwefelgelb schimmerten und wie lange Einschlüsse wirkten.
    Obwohl gewaltige Kräfte das Drachenschiff umklammerten, schoben sie es nur in eine bestimmte Richtung. Wenn mich nicht alles täuschte, jagten wir nach vorn, hinaus aus der Vergangenheit und wieder hinein in andere Zeitströmungen.
    Wann die Grenze überschritten war, merkte ich nicht. Ich konnte es nur anhand der Reaktionen der anderen feststellen, denn die Wikinger, eigentlich tot, bewegten sich plötzlich.
    In diesem Moment hatte ich den Beweis bekommen. Die Mannschaft war von der Magie erfaßt worden. Sie hatte es fertiggebracht, die Toten in Untote zju verwandeln und aus ihnen lebende Leichen — Zombies — zu machen.
    Und ich war Zeuge!
    Nicht weit von mir entfernt lag Leif, der Grausame. Er schaffte es als erster, sich zu erheben. Schon als Lebender hatte er die meisten Kräfte besessen. Das war auch jetzt nicht anders.
    Er kam auf die Füße, blieb breitbeinig stehen und glotzte aus starren Augen umher. Dann hob er eine Hand und faßte sich an den Hals, wo eine Wunde klaffen mußte.
    Nicht mehr, denn sie hatte sich tatsächlich geschlossen. Sie war verschwunden.
    Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte grell auf. Das Gelächter schüttelte ihn regelrecht durch. Es übertönte sogar den Sturm und war lauter als das Knattern des Segels. Die Augen waren verdreht. Er fand das Gleichgewicht wieder und streckte die Arme aus, als wollte er die anderen Krieger durch seine Bewegungen segnen. Die bewegten sich ebenfalls.
    Um mich kümmerte sich niemand. Ich konnte als einzig normaler Mensch mitansehen, wie die Zombies zunächst mit langsamen Bewegungen über das Deck krochen und sich dann hinstellten. Sie schwankten noch, suchten irgendwo Halt und zogen ihre Waffen. Mir war klar, was dies bedeutete.
    Die Wikinger waren bereit, den Kampf wieder aufzunehmen. Diesmal nicht als normale Menschen, sondern als Zombies, gegen die es nur wenige Waffen gab.
    Das Drachenschiff raste weiter. Es tauchte ein in eine graue, fahlhellc Umgebung, die wie lange Schatten dicht an den Bordwänden vorbeihuschten.
    Ein Zeittunnel?
    Alles war möglich, doch eines stand für mich fest. Wenn wir das Ziel erreichten, würden wir uns in einer anderen Zeit befinden, nicht mehr in der Vergangenheit, sondern an dem Ort, von dem aus wir auch gestartet waren.
    In Seabrake, das einmal aus einer alten Wikingersiedlung entstanden war…
    ***
    Suko hatte gewußt, daß es keine leichte Aufgabe für ihn sein würde, die Nadeln aus dem Körper der Puppe zu entfernen. Was würde wohl geschehen?
    Es kam ihm vor, als wäre die Magie der Wikinger gebannt. Wenn er die Nadeln entfernte, würden sie freiwerden. Er hoffte nur, daß er es damit schaffte, seinen Freund John
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