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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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die Hand auf die Eisenklinke, traute sich jedoch nicht, sie nach unten zu drücken. Statt dessen spähte er durch eines der Fenster.
    »Haben Sie etwas, Inspektor?«
    »Im Prinzip nicht. Mir kommt es nur so vor, als hätte sich der Himmel erhellt.«
    »Wie denn?«
    »Schauen Sie selbst.«
    Castor lief zu einem anderen Fenster. Er blickte schräg in die Höhe und sah ebenfalls die hellgelbe Farbe, die eine Lücke in die Wolken gerissen hatte.
    »Das ist ungewöhnlich.«
    Suko lächelte. »Vielleicht haben wir Erfolg gehabt. Wir werden es bald sehen.« Nach dem letzten Wort drückte er die schwere Klinke und zerrte die Für auf.
    Der Wind stand noch auf der Kirche. Er brauste und stieß Suko die Tür entgegen, so daß dieser Mühe hatte, sie zu halten. Über den Kirchplatz wirbelte noch immer das alte Laub, vermischt mit zahlreichen Zweigen und Aststücken.
    Die war trotzdem ziemlich frei, weil auf dem Platz selbst keine Bäume wuchsen.
    Suko konnte einen Teil des Himmels sehen — und glaubte seinen Augen nicht trauen zu können.
    An einer Stelle war die bleigraue Wolkendecke aufgerissen. Dort schimmerte die gelbe Farbe durch, und sie bildete einen wunderbaren Hintergrund für den Gegenstand, der sich dort abzeichnete, als wäre er frisch gemalt worden.
    Suko wußte, daß es keine Kulisse war. Das dort mit geblähtem Segel stehende Drachenschiff war echt und stammte aus der Vergangenheit. Durch Magie hatte es seinen Weg in diese Welt gefunden. Auch der Reverend war an Suko herangetreten und sah das gleiche Bild.
    »Mein Gott, das ist es. Ja, das ist dieses verfluchte Schiff. Wir… nein, Sie haben es geschafft.«
    Suko nickte nur. Er wollte nicht sprechen, nur beobachten. Auf dem Schiff entdeckte er keine Bewegung. Es schien leer zu sein und ohne Besatzung die Reise angetreten zu haben.
    Plötzlich durchlief ein Ruck den gewaltigen Rumpf. Das Drachenschiff sah aus, als wollte es sich schütteln, dann senkte es sich mit dem Bug nach vorn und sackte tiefer.
    Wie von zahlreichen Fäden gehalten, schwebte es allmählich auf den Ort Seabrake zu.
    Der Reverend stöhnte auf, als hätte ihm jemand ein Leid angetan.
    »Sehen Sie doch, das Schiff, die Menschen bei uns…«
    »Wir müssen hin!«
    »Ich werde…« Was der Reverend noch wollte, sagte er nicht. Er blieb stehen, und Suko erkannte die Gänsehaut auf seinem Gesicht. Langsam drehte Castor sich um.
    Auch Suko machte die Bewegung mit.
    Zugleich erkannten sie, was den Geistlichen gewarnt hatte. Es waren Schritte gewesen.
    Da sie als einzige Menschen die Kirche betreten hatten, konnte die Gestalt nicht normal sein.
    Und das war sie auch nicht, denn mit langsamen und roboterhaften Bewegungen schritt die Voodoo-Mumie auf sie zu…
    ***
    Sie ging ohne die in ihrem Körper steckenden Nadeln. Und sie schritt so zielsicher, daß dem guten Castor alle Farbe aus dem Gesicht wich.
    »Ich weiß, was Sie verlangen, Reverend. Alles, nur keine Erklärung, noch nicht.«
    »Was sollen wir denn tun?«
    »Gar nichts.«
    »Wieso? Was heißt das?«
    »Wir lassen sie an uns herankommen. Ich bin mir last sicher, daß sie einen bestimmten Auftrag hat und auch nur einen bestimmten Weg einschlagen kann.«
    »Wohin?«
    »Das werden wir früh genug merken.« Suko drückte den ängstlichen Castor zur Seite, um der Mumie den nötigen Platz zu verschaffen. Auch er bewegte sich von der Kirchentür weg, gegen die der Wind schlug und sie zum Zittern brachte, aber nicht zuschlug.
    Die Mumie ging unbeirrt ihren Weg. Durch nichts ließ sie sich aufhalten. Sie schaute weder nach Suko noch in die andere Richtung, wo Castor stand, der nur Augen für dieses schreckliche Wesen mit der schwarzen, ölig glänzenden Haut hatte.
    Kurze Zeit später hatte die Mumie die Türschwelle erreicht, wo sie für einen Moment stehenblieb, schwankte, als ein Windstoß sie packte, aber nicht fiel.
    Es war ein Schreiten, anders konnte man diese Gehbewegungen nicht bezeichnen.
    Der Wind nahm keine Rücksicht, wehte weiterhin böig, und schaffte zudem immer neuen Nachschub an Zweigen, Laub, aufgewirbeltem Abfall und Unrat herbei.
    Suko warf einen Blick zum Himmel. Das Drachenschiff war verschwunden!
    Erst als die Mumie die Hälfte des Kirchenplatzes hinter sich gelassen hatte, wagte der Reverend zu sprechen. »Wollen Sie die wirklich gehen lassen?«
    »Warum nicht?«
    »Und wenn sie mordet?«
    Suko schüttelte den Kopf. »Das wird sie nicht. Ich rechne sogar mit ihr. Sie können sicher sein, Reverend, die wird uns ans Ziel unserer
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