Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Konvent der Zauberer

Der Konvent der Zauberer

Titel: Der Konvent der Zauberer
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
1. KAPITEL
    Turai zittert in den Klauen des grimmigsten Winters seit Menschengedenken. Eis türmt sich in dicken Platten auf den Straßen, und aus einem bleiernen Himmel fallen unaufhörlich Schneeflocken. Der schneidende Nordwind fegt den Schnee durch die Gassen, wo er sich zu Bergen türmt, die ohne weiteres einen Mann unter sich begraben könnten. Die Bürger ächzen unter diesem eisigen Elend, und die Kirche schickt ein paar fromme Gebete nach oben, mit denen sie um Gnade bettelt. Die Armen kauern sich in ihren Elendsquartieren zusammen, derweil die Wohlhabenden sich hinter den dicken Mauern ihrer Anwesen verkriechen. In den Tavernen versucht man mit großen Holzfeuern dem grausamen Wetter Paroli zu bieten. Tief in den Gängen des Kaiserlichen Palasts verschwenden die Palastzauberer ihre Zauberkräfte darauf, es der Königlichen Familie schön warm zu machen. Der Winter in Turai ist wirklich die Hölle. Drei Stunden vor Tagesanbruch schneit es immer noch heftig, und der eisige Wind heult durch die Straßen. Kein lebendes Wesen wagt sich hinaus. Von den Bettlern, Huren, Hunden, den Boahsüchtigen, Dieben und Säufern, die normalerweise die Straßen unsicher machen, ist nicht das Geringste zu sehen. Selbst die Verrückten sind zu clever, um sich in der Kälte den Tod zu holen. Niemand ist bei dem Wetter unterwegs. So verrückt ist keiner. Das heißt, außer mir natürlich. Ich bin Thraxas, Magischer Detektiv, stets zu Diensten. Und im Zuge meiner Ermittlungen mache ich oft verrückte Sachen.
    Jetzt lungere ich am Hafen herum und bin einem Kerl auf der Spur, den die Transportgilde des Diebstahls von Drachenschuppen verdächtigt. Drachenschuppen sind sehr wertvoll, und bisher ist jede dieser raren Lieferungen unmittelbar nach ihrer Ankunft in Turai verschwunden. Die Gilde hat mich engagiert, weil man in ihrer Chefetage glaubt, dass einer ihrer Unterbonzen die Sachen direkt aus ihrem Lagerhaus am Hafen stiehlt. Der Schlachtplan sieht vor, dass ich den Dieb in flagranti erwische. Ich fand den Plan zwar von Anfang an überhaupt nicht überzeugend, aber ich brauche das Geld.
    Also verstecke ich mich in dieser eisigen Kälte hinter einer niedrigen Mauer. Der Frost vertreibt jedes Gefühl aus meinem Gesicht. Ich bin müde, hungrig und brauche dringend ein Bier. Meine Beine sind schon ganz taub, und mir ist so kalt wie im Grab der Eiskönigin. Dort ist es um einige Grad kälter, als mir lieb ist. Entsprechend frostig ist meine Laune. Und von dem Verdächtigen ist natürlich nichts zu sehen. Der Kerl heißt Abzox. Auch sonst lässt sich weit und breit keiner blicken. Wer sollte auch da sein? Nur ein Verrückter würde sich in einer solchen Nacht im Freien herumtreiben. Ich hocke jetzt schon seit zwei Stunden zitternd hier herum. Wenn der Kerl in den nächsten fünf Minuten nicht aufgetaucht ist, gebe ich auf und gehe nach Hause. Drachenschuppen mögen ja wertvoll sein, aber so kostbar, dass ich mich für sie zu Tode frieren würde, sind sie auch nicht. Das Einzige, was mich noch am Leben hält, ist der Wärmezauber für meinen Mantel, aber selbst der wird der Kälte nicht mehr allzu lange widerstehen können.
    Plötzlich höre ich etwas. Ich bin zwar kaum mehr als zehn Meter von dem Lagerhaus entfernt, aber in dem Schneetreiben kann man kaum etwas erkennen. Die Tür des Lagerhauses schwingt auf, und ein großer Mann tritt heraus. Er hat sich in einen dicken Pelz gehüllt und hält eine Schachtel in der Hand. Das genügt mir. Ich habe nicht vor, länger als nötig hier herumzuhocken, also rapple ich mich hoch und klettere über die niedrige Mauer. Ich ziehe mein Schwert und schleiche mich an ihn heran. Das Heulen des Windes verhindert, dass Abzox mich hört, und als ich unmittelbar hinter ihm seinen Namen brülle, wirbelt er überrumpelt herum.
    »Was …?«
    »Abzox, ich verhafte dich, weil du Drachenschuppen gestohlen hast. Gehen wir.«
    Abzox starrt mich an, während der Schnee seinen kuscheligen Pelzmantel und die Kapuze mit einer weißen Puderschicht bedeckt.
    »Thraxas, der Detektiv«, knurrt er schließlich. Er redet so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann.
    »Gehen wir!«, wiederhole ich.
    »Und warum sollte ich mit dir gehen?«
    »Weil ich mich hier draußen zu Tode friere und dich niederschlagen und hinter mir herschleifen werde, wenn du dich nicht bald in Bewegung setzt. Du kannst es einfach oder kompliziert kriegen, ganz wie es dir behagt, Hauptsache, du entscheidest dich schnell.«
    Trotz dieser empfindlichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher