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Der Konvent der Zauberer

Der Konvent der Zauberer

Titel: Der Konvent der Zauberer
Autoren: Martin Scott
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noch länger her. Ich habe völlig vergessen, wie so was läuft. Wenn es um Liebe geht, bin ich so nützlich wie ein einbeiniger Gladiator. Und eigentlich will ich gar nichts über ihre Erlebnisse mit diesem jungen Elf hören.«
    »Ich glaube, das hat sie ganz schön deprimiert.«
    »Makri ist immer deprimiert.«
    »Nein, ist sie nicht.«
    »Jedenfalls quält sie immer irgendwas. Sie ist ein Viertel Orgk und ein Viertel Elf. Das muss einfach zu Problemen führen. Wie kommst du bloß auf die Idee, dass ausgerechnet ich ihr helfen könnte?«
    »Nimm doch noch eine Portion Pastete«, meint Tanrose aufmunternd.
    Ich trage die angebotene Portion und sicherheitshalber noch eine in Reserve zusammen mit einem Krug Bier nach oben in meine Gemächer. Dort werfe ich einen Blick aus dem Fenster. Schnee, wohin das Auge sieht. Mein Kaminfeuer ist erloschen. Ich versuche, es mit einem einfachen Zauberspruch zu entzünden. Es raucht, aber mehr passiert nicht. Was für ein mieser Start in den Tag. Ich fluche. Das Leben in Turai ist schon hart genug, auch ohne Kindermädchen für Makri zu spielen.

3. KAPITEL
    Trotz des Eises, des Schnees und des allgemeinen Elends schuften viele Turanianer immer noch hart. Die Transportgilde lässt Lastkarren über beinah unpassierbare Straßen kutschieren und verteilt so Lebensmittel und Nachschub in der Stadt. Die Schmiede hämmern an ihren Essen Eisenringe für die Räder, damit die Karren weiterkommen. Huren flanieren eher unlustig und wenig werbewirksam angezogen über die Straßen. Die Zivilgarde geht ebenfalls auf Patrouille, jedenfalls die unteren Ränge. Die Offiziere allerdings hocken in ihren gemütlichen Wachstuben. Und die Nachrichtengilde betrachtet es als Ehrensache, es immer bis zu ihrem Ziel zu schaffen.
    Der junge Bote, der die Außentreppe zu meiner Bürotür hinaufsteigt, sieht aus, als hätte er eine recht schwierige Reise hinter sich gebracht. Der Schnee auf seinem Mantel ist bereits festgefroren, und sein Gesicht ist blau vor Kälte. Ich reiße die Schriftrolle auf und lese die Botschaft. Sie kommt von Zitzerius, Turais Vizekonsul. Das ist schon mal nicht gut. Und Vizekonsul Zitzerius will, dass ich ihn augenblicklich aufsuche. Das ist noch viel schlechter.
    Es begeistert mich nicht gerade, Zitzerius besuchen zu müssen. In letzter Zeit hatte ich ziemlich viel mit dem Vizekonsul zu tun. Zwar ist das Ergebnis unter dem Strich ganz ansehnlich, aber für ihn zu arbeiten ist nie ganz einfach. Er ist Turais integerster Politiker, wahrscheinlich sogar der einzige integre Politiker, den man in ganz Turai aufstöbern kann. Außerdem ist er der brillanteste Anwalt der Stadt.
    Darüber hinaus jedoch ist er kalt, streng und hat keinerlei Mitgefühl für einen Magischen Detektiv, der seine Arbeit gelegentlich für ein kleines Bierchen unterbrechen muss. Mehr als einmal hat mich Zitzerius während meiner Ermittlungen betrunken angetroffen und mich mit diesen beißenden Bemerkungen gestraft, die ihn zu einem solch gefürchteten Gegner vor Gericht oder im Plenum des Senats machen. Ich persönlich kann seine Art nur schwer verdauen. Man kann zwar nicht bestreiten, dass er gerecht ist, aber er hat es trotzdem niemals für nötig gehalten, mein Honorar ein wenig anzuheben, nicht einmal, wenn ich ihm großartige Dienste geleistet habe. Er entstammt einem höchst konservativen Aristokratengeschlecht, das der Ansicht anhängt, die niederen Klassen sollten sich gefälligst bescheiden und mit einer angemessenen Bezahlung für ihre Arbeit zufrieden geben. Angesichts einiger der Gefahren, denen ich bei seinen Aufträgen furchtlos ins Auge blicken musste, bin ich allerdings geneigt, den Begriff »angemessen« weit großzügiger auszulegen als Zitzerius.
    Andererseits kann ich es mir auch nicht leisten, seinen Ruf jetzt einfach zu ignorieren. Ich will unbedingt aus ZwölfSeen herauskommen und wieder in den wohlhabenderen Vierteln der Stadt leben. Das dürfte ich aber kaum schaffen, wenn ich keine guten Beziehungen zu Turais Aristokraten aufbauen kann. Seit ich meine Stellung im Palast verloren habe, hatte ich kaum einen Klienten, der kein Nichtsnutz gewesen wäre. Die wiederum bringen mir niemals genug Geld ein, dass ich die Miete in Thamlin bezahlen könnte, dem Spielplatz der Oberklasse. Und auch der Tummelplatz weniger auserlesener und sehr kostspieliger Detektive. Das alles geht mir durch den Kopf, während ich mich anziehe. Ein Mitglied der Luxius-Detektiv-Agentur wird man wohl kaum mitten im Winter
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